Eingelangt am 09.11.2022
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Anfrage
der Abgeordneten
Dr. Stephanie Krisper, Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen
an
den Bundesminister für Inneres
betreffend Todesfall
in Ternberg
Am 25. September kam
es in Ternberg zu einem tragischen Femizid einer 23-jährigen Frau, die
mutmaßlich von einem 34-jährigen Mann zu Tode geprügelt wurde.1
Bezeichnend ist nicht nur der Tod der jungen Frau, sondern auch das Versagen
der oberösterreichischen Behörden. Trotz Anrufen von Fahrer und
Freundinnen beginnend um 2 Uhr nachts, wurde die Wohnung des 34-jährigen
nicht aufgebrochen, bis nachmittags der Anwalt einer der Freundinnen solange
urgierte, bis die Cobra die Tür aufbrach. "In Ternberg passiert nie
etwas" - das soll die Aussage eines Beamten der zuständigen
Polizeiinspektion sein. 12 Stunden lang erfolgte kein behördlicher
Zugriff, die Polizei fuhr lediglich mehrmals zur falschen Adresse 2
- mit tragischen Folgen.
1Brutaler Tod junger Frau: Anwalt erhebt Vorwürfe gegen die Polizei
- Panorama - derStandard.at › Panorama
2Ternberg: Getötete Escort-Dame in OÖ: Polizei fuhr zu
falscher Adresse | Kleine Zeitung
Die unterfertigten
Abgeordneten stellen daher folgende
Anfrage:
- Wann wurde die
Polizeiinspektion Garsten erstmals von einem möglichen Gewaltakt
informiert?
- Welche Reaktion
erfolgte seitens der Polizeiinspektion Garsten als Antwort auf den
geschilderten Verdachtsfall?
- Wie viele
Meldungen, Anrufe, Anzeigen an die Polizeiinspektion Garsten gab es
hinsichtlich des Verdachtsfalles am 25.09.?
- Bitte um
Auflistung nach Uhrzeiten.
- Laut
Presseaussendung der Landespolizeidirektion Oberösterreich wurde
"auf jede Anzeige durch die Beamten unverzüglich und mehrfach
mit konkreten Maßnahmen reagiert". Welche Maßnahmen
wurden konkret durch die Polizeiinspektion Garsten am 25.09. im
Zusammenhang mit den Meldungen, Anrufen und Anzeigen gesetzt?
- Bitte um
Auflistung nach Art der gesetzten Maßnahme und Uhrzeit.
- Wieso, wenn doch
mehrmals Maßnahmen gesetzt wurden, wurde erst um 16 Uhr am 25.09. -
veranlasst durch das Landeskriminalamt, und nicht durch die
Polizeiinspektion Garsten - die Wohnungstür des Verdächtigen
aufgebrochen?
- Wie kam es, dass
die Beamt:innen laut Statement des Sprechers der Staatsanwaltschaft Steyr
mehrmals zur falschen Adresse gefahren sind?
- Welche Adresse
wurde seitens der Anrufer:innen genannt?
- Welche Adresse
wurde seitens der Beamt:innen angefahren?
- Laut
Medienberichten wurde der Anruf des Strafverteidigers Arbacher-Stöger
mit den Worten "In Ternberg passiert nie etwas" abgetan. Woraus
schließen Sie, dass dies eine angemessene Reaktion auf einen (zuvor
ebenfalls bereits gehäuft gemeldeten) Verdachtsfall ist?
- Wieso verwiesen die
Beamt:innen den Anrufer letztlich an das Landeskriminalamt, anstatt dem
Verdachtsfall selbst nachzugehen?
- Wann wurde das
Landeskriminalamt von diesem Fall informiert?
- Welche Handlungen
setzte das Landeskriminalamt zu welcher Uhrzeit?
- Gibt es als Folge
dieses Behördenversagens personelle Konsequenzen bzw.
disziplinäre Schritte für die diensthabenden Beamt:innen der
Polizeiinspektion Garsten?
- Wenn ja, welche
Konsequenzen wurden wann gegen wen ausgesprochen?
- Wenn nein, weshalb
nicht?
- Wie wird man
vermeiden, dass solche folgenschweren Verfehlungen zukünftig wieder
passieren werden?
- Laut
Presseaussendung der Landespolizeidirektion Oberösterreich werden
alle Amtshandlungen einer internen Überprüfung unterzogen.
Welche Handlungen werden konkret überprüft?
- Gibt es bereits
Ergebnisse der internen Überprüfung?
- Wenn ja, was ist
die abschließende Beurteilung der Landespolizeidirektion
Oberösterreich?
- Wenn nein, wieso
nicht? Wie lange wird die interne Überprüfung noch
andauern?
- Laut
Presseaussendung wurde der Bericht an das Bundesamt für
Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung
übermittelt. Wie ist der momentane Stand des strafrechtlichen
Ermittlungsverfahrens in diesem Fall?
- Gibt es bereits Ergebnisse
der Prüfung der strafrechtlichen Relevanz durch das BAK?
- Wenn ja, was sind
die Ermittlungsergebnisse?
- Wenn nein, wieso
nicht? Wie lange wird die Prüfung noch andauern?
- Werden
Ermittlungsverfahren gegen Beamt:innen geführt?
- Wenn ja, gegen wie
viele?