Eingelangt am 17.01.2023
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Anfrage
der Abgeordneten Henrike Brandstötter,
Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
europäische und internationale Angelegenheiten
betreffend Sexuelle Übergriffe in
Ministerien
Es ist
evident: Fälle von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz kommen
häufig vor, was präventiv dagegen getan wird, ist jedoch
unzureichend.
Wie die Gleichbehandlungsanwaltschaft
aufzeigt, betreffen 30 Prozent der Beratungs- und Unterstützungsanfragen
aus Gründen des Geschlechts, sexuelle Belästigung (1). An
Fallbeispielen, um das Problem aufzuzeigen, mangelt es also nicht, an
Maßnahmen im öffentlichen Dienst hingegen schon. Laut
Gleichbehandlungsbericht des öffentlichen Dienstes gibt es lediglich eine
Onlineschulung im BMI, vier Fälle der sexuellen Belästigung waren im
öffentlichen Dienst zu verzeichnen (2).
Jedoch lässt nicht nur der
Gleichbehandlungsbericht aufhorchen. Mehr Handlungsbedarf ortet man auch unter
Berücksichtigung der medialen Berichterstattung. So machten beispielsweise
erst im Herbst 2022 BMEIA und BMLV negative Schlagzeilen.
Dass es sich um ein strukturelles Problem
handeln dürfte, kann man aus den kolportierten Postenversetzungen und
Rundschreiben, die es im BMEIA gab, ableiten, wobei öffentliche
Stellungnahmen bislang ausblieben (3). Anders beim Verteidigungsministerium.
Dieses sieht sich nach Übergriffen und Fällen von
Wiederbetätigung unter stärkerem Zugzwang und will die Zusammenarbeit
mit der Disziplinarbehörde stärken. Allerdings mangelt es auch hier
an genaueren Informationen über die Anzahl von Vorfällen innerhalb der
Heeresorganisation (4).
Beide Fälle stehen jedoch exemplarisch
für den Mangel an Information sowie konkreten Handlungsbedarf im
öffentlichen Dienst.
Abgestimmte Vorgehensweisen innerhalb der
Ministerien scheint man nicht erwarten zu können, von einheitlichen
Informationsflüssen ist keine Rede. In Folge dessen scheint es nötig
– zusätzlich zum Gleichbehandlungsbericht mit seinen strukturierten
Reportings – ein weiteres Augenmerk auf das Thema zu legen.
- https://www.gleichbehandlungsanwaltschaft.gv.at/dam/jcr:6f9cae28-137a-4817-8e35-63cdd0fb9e0c/221020_GAW_Kurzbericht_Webversion_A4_BF.pdf
- https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/III/III_00754/index.shtml
- https://zackzack.at/2022/09/30/sexuelle-uebergriffe-im-aussenministerium-regt-sich-widerstand
- https://kurier.at/politik/inland/sexuelle-uebergriffe-beim-heer-tanner-beruft-mehr-als-100-kommandanten-ein/402226980
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
Anfrage:
- Wie viele interne
Meldungen betreffend sexueller Belästigung wurden in den vergangenen
fünf Jahren in Ihrem Ressort einschließlich der nachgeordneten
Dienststellen verzeichnet?
- Gibt es Weisungen, wie
mit Meldungen aufgrund sexueller Belästigung umgegangen werden soll,
bevor diese zur Anzeige bei der Disziplinarkommission gelangen?
- Wenn ja, wie sieht so
ein Verfahren im Detail aus, welche Stellen sind für die
Aufklärung solcher Vorwürfe befasst?
- Wenn nein, wieso gibt
es solch ein Verfahren nicht?
- Welche Weisungen gibt es
für Führungskräfte, sofern sie von derartigen
Vorwürfen in ihrem Zuständigkeitsbereich erfahren?
- Wie viele Fälle
betreffend sexueller Belästigung wurden in den vergangenen fünf
Jahren in Ihrem Ressort einschließlich der nachgeordneten
Dienststellen zur Anzeige gebracht?
- Wie viele
Disziplinarverfahren betreffend sexueller Belästigung wurden in den
vergangenen fünf Jahren in Ihrem Ressort einschließlich der
nachgeordneten Dienststellen eingeleitet und wie sind diese Verfahren
ausgegangen?
- Wie viele
Mitarbeiter:innen waren in den vergangenen fünf Jahren von sexueller
Belästigung betroffen? (Bitte um Aufzählung getrennt nach Frauen
und Männern)
- Wie viele
Mitarbeiter:innen wurden in den vergangenen fünf Jahren der sexueller
Belästigung beschuldigt? (Bitte um Aufzählung getrennt nach
Frauen und Männern)
- In wie vielen dieser
vorgefallener Fälle von sexueller Belästigung in Ihrem Ressort
einschließlich der nachgeordneten Dienststellen kam es zu
Gerichtsverfahren?
- Wie viele dieser
Verfahren endeten mit einem Schuldspruch, wie viele mit einem
außergerichtlichen Vergleich und wie viele mit einem Freispruch?
- Gab es in Ihrem Ressort
einschließlich der nachgeordneten Dienststellen in den vergangenen
fünf Jahren Änderungen bei der Diensteinteilung aufgrund von
sexueller Belästigung?
- Falls ja, wie viele
Fälle waren das und kam es dabei zu einer Dienständerung
für die Betroffenen und/oder für die Beschuldigten von
sexueller Belästigung?
- Gab es in Ihrem Ressort
einschließlich der nachgeordneten Dienststellen in den vergangenen
fünf Jahren Versetzungen aufgrund von sexueller Belästigung?
- Falls ja, zu wie vielen
Versetzungen kam es und wurden die Opfer oder die Täter versetzt?
- Gab es in Ihrem Ressort
einschließlich der nachgeordneten Dienststellen in den vergangenen
fünf Jahren Versetzungen oder Änderungen bei der
Diensteinteilung von Betroffenen von sexueller Belästigung, die
für diese Personen mit finanziellen Nachteilen (zB Entfall von
Zulagen durch den Wegfall von Überstunden) verbunden waren?
- Wie hoch waren diese
finanziellen Einbußen im Vergleich zu dem vorhergehenden
Monatseinkommen der Betroffenen?
- Gab es in Ihrem Ressort
einschließlich der nachgeordneten Dienststellen in den vergangenen
fünf Jahren Kündigungen aufgrund von sexueller Belästigung?
- Falls ja, wie viele?
- Wurden Täter
gekündigt oder haben Opfer von sexueller Belästigung
gekündigt?
- Gab es in Ihrem Ressort
einschließlich der nachgeordneten Dienststellen in den vergangenen
fünf Jahren Entlassungen aufgrund von sexueller Belästigung?
- Falls ja, wie viele?