14119/J XXVII. GP

Eingelangt am 07.02.2023
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Anfrage

der Abgeordneten Fiona Fiedler, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Soziales‚ Gesundheit‚ Pflege und Konsumentenschutz

betreffend Abwassermonitoring zur Infektionsüberwachung 

 

Die Coronapandemie zeigte rasch, dass Massentests nicht ausreichen, um das Krankheitsgeschehen zu monitoren. Selbst bei einer wie in Österreich besonders hohen Testhäufigkeit, kann zumindest kein vollständiges Monitoring mit international vergleichbaren Werten erzielt werden. Erschwerend kam die Compliance der Bevölkerung hinzu, da nicht unbedingt alle Menschen mit potenziellen Symptomen auch tatsächlich Tests durchführten. Lange bevor es flächig verfügbare Tests gab, wurde im Sommer 2020 das Pilotprojekt Coron-A gestaret, mit diesem sollte über Abwassermonitoring in Kläranlagen herausgefunden werden, wie hoch die Virenbelastung in der Bevölkerung tatsächlich ist (1). Da mit dem Monitoring besonders der Schulbetrieb aufrecht erhalten werden sollte, lief ein Teil der Finanzierung über das Bildungsministerium, ein weiterer über das Landwirtschaftsministerium und die verbleibenden Kosten wurden von sieben Bundesländern getragen (2).

Schlecht organisiert oder schlecht kommuniziert (was die Abwicklung betrifft) wurde das zweite Jahr des Prozesses. Die EU-Kommission empfahl im Frühjahr 2021 offiziell den Betrieb eines Abwassermonitorings (3), mit September 2021 startete die zweite Runde von Coron-A (4), und möglicherweise in Folge der EU-Empfehlung wurde mit Beginn des Jahres 2022 ein eigenes Monitoring des Gesundheitsministeriums eingeführt (5). Nachdem Mehrgleisigkeiten verschiedener Ministerien oder von Bund und Ländern oftmals zu überflüssig hohen Kosten führen, ist eine Abstimmung zwischen solchen Projekten wünschenswert. Im Falle des Abwassermonitorings stellte das Bildungsministerium die Finanzierung mit Ende des Schuljahres 2021/2022 ein, anstatt das Monitoring des Gesundheitsministeriums zu nutzen, gaben mehrere Bundesländer allerdings an, das vorhandene System selbst weiterführen zu wollen (6, 7, 8).

Mit der nationalen Referenzzentrale für Abwassermonitoring (NRZ) sollte aus dem vorangehenden Coron-A-System ein einheitliches, bundesweites Abwassermonitoring geschaffen werden. Denn schon mit Coron-A gab es in den Datenreportings große Unterschiede in der Datenerhebung und Verwertbarkeit (9), ebenso in der Frage, welche Anteile der Bevölkerung damit abgedeckt werden konnten (10). Mit dem Reporting des BMSGPK sollten zumindest 25 Kläranlagen und damit die Hälfte der Bevölkerung abgedeckt werden (11), doch mit der erwarteten Herbstwelle wurde auch Kritik am BMSGPK-Projekt und der reduzierten Anzahl der Messstellen laut (12), die Überführung einiger Messstellen in Bundesländerfinanzierung hat ebenso dazu geführt, dass nicht mehr alle Daten für die Wissenschaft zur Verfügung ständen. Das Ministerium folgte zwar den Empfehlungen und verdoppelte die Anzahl der Messstellen (13), wie genau die unterschiedlichen Daten nunmehr zusammengefasst werden, ist allerdings noch immer nicht klar. Neuere Infektionswellen zeigen aber auf, dass das Abwassermonitoring nunmehr auch bei schnelleren Reaktionen helfen soll und beispielsweise auf die Infektionswelle in China mit Abwassermonitoring an Flughäfen und von chinesisch häufig besuchten Orten - wie etwa Hallstatt - reagiert werden soll (14).

Ebenso unklar ist, inwiefern die unterschiedlichen Finanzierungen zusammenspielen und ob eine langfristige Finanzierung für ein dauerhaftes Monitoring möglich ist. Immerhin wird beispielsweise auch für eine Überwachung von Drogenkonsum regelmäßig Abwasser kontrolliert und die (verhältnismäßig) ausgebliebene Herbstwelle an COVID-Infektionen und vergleichsweise hohe Anzahl an RSV- und Influenza-Infektionen hat gezeigt, dass Abwassermonitoring auch für andere Krankheiten genutzt werden könnte (wie es auch bei der Landesgesundheitsreferentenkonferenz vorgeschlagen wurde). 

  1. https://www.coron-a.at/
  2. https://kommunal.at/abwasseranalysen-erkennen-corona-viren
  3. https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:32021H0472
  4. https://www.tuwien.at/en/tu-wien/news/news-articles/news/corona-fruehwarnung-durch-abwasser-screening-an-schulen
  5. https://abwassermonitoring.at/
  6. https://www.derstandard.at/story/2000136995485/corona-monitoring-an-schulen-gewinnt-wieder-oberwasser
  7. https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20220902_OTS0091/niederoesterreich-baut-sars-cov-2-abwasser-monitoring-aus
  8. https://www.nachrichten.at/politik/landespolitik/vier-wochen-nach-start-land-mit-abwasser-monitoring-zufrieden;art383,3688321
  9. https://abwassermonitoring.at/abwasser_inzidenzen.html
  10. https://www.nature.com/articles/s41587-022-01387-y/figures/5
  11. https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/III/III_00743/imfname_1467601.pdf
  12. https://science.orf.at/stories/3215465/
  13. https://www.derstandard.at/story/2000140281715/gesundheitsministerium-baut-corona-abwassermonitoring-aus
  14. https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/corona-welle-in-china-abwasser-in-hallstatt-wird-getestet;art4,3768952

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

 

  1. Wie viel Prozent der Bevölkerung konnten durch das Coron-A Abwassermonitorings abgedeckt werden? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bezirken)
  2. Wie genau wurden die Systeme des Coron-A Abwassermonitorings in das Monitoring des NRZ übergeführt?
  3. Gibt es Stationen des Abwassermonitorings, die nicht mehr zur Überwachung genutzt werden? 
    1. Falls ja: Bitte um Angabe der Standorte und Begründung, warum diese nicht mehr genutzt werden
  1. Wie viel Prozent der Bevölkerung werden durch die Abwassermonitoringsysteme der Bundesländer abgedeckt? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bezirken)
  2. Wie genau sind die Abwassermonitoringsysteme der Bundesländer in das Monitoring des NRZ eingebunden?
  3. Wie viel Prozent der Bevölkerung werden werden durch das Abwassermonitoring des NRZ abgedeckt? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bezirken)
  4. Werden die Daten der Messstellen, die von Bundesländern finanziert werden, in die Analysen des NRZ eingebunden?
  5. Gibt es Pläne, die unterschiedlichen Systeme des Abwassermonitorings zu einem bundesweit einheitlichen Systems zusammenzufassen?
    1. Falls nein: Warum nicht?
  1. Gibt es Pläne, wie die Daten des Abwassermonitorings der Öffentlichkeit beziehungsweise der Wissenschaft zur Verfügung gestellt werden können?
    1. Falls ja: Wie?
    2. Falls nein: Warum nicht?
  1. Gibt es Pläne, wie Abwassermonitoring im Bedarfsfall als gezieltes Überwachungsinstrument genutzt werden kann?
    1. Auf welcher Basis werden Orte für gezieltes Abwassermonitoring wie in Hallstatt oder bei Flughäfen ausgesucht?
    2. Falls ja: Welche Ergebnisse erhofft man sich von beispielsweise einer stärkeren Überwachung  bei Flughäfen oder in ausgewählten Orten (wie bspw. Hallstatt)?
    3. Falls nein: Auf welcher Basis soll die Intensität von Abwassermonitoring dann gesteuert werden?
  1. Welche Kosten sind bisher durch das NRZ seitens des BMSGPK angefallen? (Bitte um Aufschlüsselung nach Monaten)
  2. Welche Kosten sind bisher durch die Abwassermonitoringsysteme der Bundesländer angefallen? (Bitte um Angabe nach Bundesland und Monat soweit möglich)
  3. Welche Schlussfolgerungen im Umgang mit COVID konnten bisher aus dem Abwassermonitoring gezogen werden und wie wirkten diese sich auf die COVID-Politik aus? (Bitte um Aufschlüsselung nach den einzelnen Projekten - Coron-A, NRZ und Bundesländermonitoring)
  4. Da die COVID-Prognosen nicht mehr die gleiche Relevanz wie 2020 oder 2021 haben: Welche langfristigen Pläne gibt es für ein System des Abwassermonitorings?
  5. Gibt es aufgrund der geänderten Infektionsgeschehen Pläne, andere Krankheitserreger wie Influenza- oder RS-Viren ebenso mittels Abwassermonitoring zu beobachten?
    1. Falls ja: Bitte um Aufschlüsselung einzelner Krankheitserreger für Influenza/RSV/Vogelgrippe, etc.
    2. Falls nein: Für welche Krankheitserreger gab es Prüfungen, ob diese beobachtet werden können und warum entschied man sich dagegen?
  1. Für welche konkreten Informationen oder Entscheidungen sollen Ergebnisse des Abwassermonitorings insgesamt genutzt werden?