Eingelangt am 23.02.2023
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Anfrage
der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen
und Kollegen
an den Bundesminister für
europäische und internationale Angelegenheiten
betreffend Rückkehr von
abgelehnten iranischen Asylwerber:innen und Familienzusammenführung seit
Beginn der Proteste im Iran
Das Regime im Iran versucht seit Monaten, die
anhaltenden Proteste, ausgelöst durch den Tod der erst 22-jährigen
Masha Amini am 16. September 2022, mit allen Mitteln zu unterdrücken.
Neben willkürlichen Verhaftungen von zahlreichen Demonstrant:innen wurde
am 8. Dezember 2022 auch erstmals ein Todesurteil im Zusammenhang mit den
landesweiten Protesten im Iran vollstreckt. Diese Entwicklung und der Umgang
der iranischen Behörden mit den Protestierenden ist absolut
menschenrechtswidrig. Aus diesem Grund hat sich die deutsche Innenministerin
Nancy Faeser für ein Aussetzen von Abschiebungen in den Iran ausgesprochen
und letztere als „nicht verantwortbar“ bezeichnet. Seit dem 2.
Dezember 2022 gibt es aus Deutschland vorerst keine Außerlandesbringungen
in den Iran.1
Währenddessen verweist das österreichische
Innenministerium auf die Einzelfallprüfung. Nach Angaben des
Innenministeriums fördere Österreich daher grundsätzlich eine
freiwillige Rückkehr – auch von iranischen Staatsbürger:innen.
Das Außenministerium hatte Ende Januar wegen der anhaltenden Proteste und
deren gewaltsamer Niederschlagung durch die iranischen Behörden eine
Reisewarnung für den Iran herausgegeben (Sicherheitsstufe 6). Des weiteren
empfahl das Außenministerium Österreicher:innen im Iran dringend,
das Land zu verlassen.2 Gleichzeitig warten Angehörige von
in Österreich anerkannten Schutzberechtigten auf die Bearbeitung ihres
Antrages auf Familienzusammenführung, die Ausstellung ihrer Visa bzw. die
Möglichkeit einer Ausreise aus dem Iran.
Der Iran lässt Abschiebungen mit Hinweis auf
die iranische Verfassung generell nicht zu, daher habe Österreich in den
letzten Jahren aus Österreich auch keine zwangsweisen
Außerlandesbringungen in den Iran stattgefunden. Aber grundsätzlich
fördere Österreich eine freiwillige Rückkehr
„immer“. „So steht auch iranischen Staatsangehörigen,
die freiwillig rückkehren möchten, Reintegrationsunterstützung
durch die Internationale Organisation für Migration zur
Verfügung.“ Bis Ende August 2022 fanden insgesamt 63
Außerlandesbringungen von iranischen Staatsangehörigen statt.3
- https://www.tagesschau.de/inland/innenministerkonferenez-iran-abschiebestopp-101.html
- https://www.bmeia.gv.at/reise-services/reiseinformation/land/iran/
- https://orf.at/stories/3288760/ und https://www.derstandard.at/story/2000139848221/weiter-abschiebungen-fuer-menschen-aus-iran-nach-einzelfallpruefung
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
Anfrage:
- Welche Dokumente liegen
der Einstufung des aktuellen Sicherheitsrisikos im Iran zugrunde? Bitte um
Übermittlung aller relevanten Quellen.
- Liegen der
Einschätzung zur Sicherheitslage im Iran auch europäische
Informationsquellen zugrunde?
i. Wenn ja, welche?
- Wie oft werden diese
Informationsquellen auf ihre Aktualität überprüft und
damit auch ihre Einschätzung der Sicherheitslage angepasst?
i. Inwiefern bei selbst medial breit berichteten
Änderungen der Sicherheitslage?
- Wann hat Ihr
Ministerium seine Einschätzung der Sicherheitslage im Iran jeweils
inwiefern geändert?
- Welche Positionen vertreten Sie bzw. Ihr
Ministerium hinsichtlich der Außerlandesbringung von
abgelehnten iranischen Asylwerber:innen?
- auf europäischer Ebene, jeweils in
welchen Gremien und Gesprächen?
- auf nationaler Ebene, jeweils in welchen
Gremien und Gesprächen?
- Waren Sie bzw. Ihr Ressort seit Beginn der
Proteste im Iran mit iranischen Behörden hinsichtlich der
Rückübernahme bzw. der Rückkehr von abgelehnten iranischen
Asylwerber:innen in Kontakt?
- Wenn ja, wann und mit welchem Ergebnis?
- Wenn ja, welche Positionen vertraten Sie
bzw. Ihr Ressort jeweils?
- Deutschland entschied
sich, Abschiebungen in den Iran auszusetzen. Gab bzw. gibt es einen
Austausch zu Außerlandesbringungen in den Iran
- auf nationaler Ebene,
jeweils wann in welchen Gremien und Gesprächen?
i. Wenn ja, welchen Inhalt vertrat/vertritt Ihr Ressort
seit 16.9.2022?
- auf europäischer
Ebene, jeweils wann in welchen Gremien und Gesprächen?
i. Wenn ja, welchen Inhalt vertrat/vertritt Ihr
Ressort seit 16.9.2022?
- Wie viele Anträge auf
Familienzusammenführung gem §35 AsylG wurden im Jahr 2022 und
bis zum Zeitpunkt der Beantwortung gestellt? Bitte um Aufschlüsselung
nach Monat und Schutzstatus.
- Wie viele Anträge auf
Familienzusammenführung gem §35 AsylG wurden seit dem 16.9.2022
bis zum Zeitpunkt der Beantwortung erstinstanzlich erledigt? Bitte um
Aufschlüsselung nach Monat und Schutzstatus.
- Wie viele wurden bewilligt?
- Wie viele wurden abgelehnt?
i. Aus welchen Gründen jeweils?
- Wie lange betrug die durchschnittliche
Dauer zwischen Antragstellung und Entscheidung im Jahr
2022?
- Hat sich das Verfahren zur Familienzusammenführung
nach Beginn der Proteste verändert?
- Wenn ja, inwiefern?
- Hat sich
das Verfahren beschleunigt?
- Werden Anträge auf
Familienzusammenführung
gem §35 AsylG von politischen Aktivist:innen bzw.
Regierungsgegner:innen systematisch bewilligt?
- Wie viele Anträge
auf Erteilung eines Visum wurden von iranischen Staatsbürger:innen im
Jahr 2022 und bis zum Zeitpunkt der Beantwortung gestellt?
- Wie viele Anträge
auf Erteilung eines Visum von iranischen Staatsbürger:innen wurden
seit 16.9.2022 bis zum Zeitpunkt der Beantwortung erledigt? Bitte um
Aufschlüsselung nach Monat, Vertretungsbehörde und
Visumkategorie.
- Wie viele wurden bewilligt?
- Wie viele wurden abgelehnt?
i. Aus welchen Gründen jeweils?
- Wie lange betrug die durchschnittliche
Dauer zwischen Antragstellung und Entscheidung im Jahr
2022?
- Hat sich das Verfahren
zur Erteilung eines Visums nach Beginn
der Proteste verändert?
- Wenn ja, inwiefern?
- Hat sich
das Verfahren beschleunigt?
- Werden Anträge auf
Erteilung eines Visum von politischen Aktivist:innen bzw.
Regierungsgegner:innen systematisch bewilligt?