Eingelangt am 10.03.2023
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Anfrage
der Abgeordneten Mag.
Yannick Shetty, Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen
an
den Bundesminister für Inneres
betreffend
Missbrauchsverdacht eines Pädagogen: Ermittlungsstand
In diesem Jahr wurde ein
Missbrauchsverdacht eines Wiener Pädagogen bekannt, der sich 2019 nach
einer Anzeige das Leben nahm. Berichten zufolge soll es rund 25 Opfer geben,
die von dem Pädagogen sexuell missbraucht, belästigt oder gefilmt
wurden. Bis Mai 2022 blieb der Fall fernab der Öffentlichkeit.
Mittlerweile wurde bekannt, dass sich der Ermittlungszeitraum über mehrere
Jahre erstreckte, in denen für den mutmaßlichen Täter keinerlei
Konsequenzen ausgesprochen wurden – der erstmalige Verdachtsfall
ereignete sich bereits im Jahr 2013, als der Pädagoge noch als Betreuer in
einem Feriencamp tätig war.1
Die Informationskette in
der Causa ist zuletzt auch nicht eindeutig - wann die Informationen an
Schulleiter, Schule und Eltern herangetragen wurden, ruft differenzierende
Aussagen hervor. Die Ermittlungen in diesem Fall wurden von der
Staatsanwaltschaft Wien eingestellt, da der Verdächtige einige Tage vor
der geplanten Einvernahme Suizid beging.
Für Aufsehen sorgt
zudem die Tatsache, dass der erstmalige Akt aus dem Jahre 2013 schlicht nicht
mehr auffindbar ist. Ob er gelöscht, vernichtet oder einfach verloren
wurde, all das ist unklar. Auch sonst bleibt offen, welche Schritte unternommen
wurden, um den Akt wieder ausfindig zu machen und sich mit der Causa aus dem
Jahre 2013 nochmals zu beschäftigen. Seitens des Justizministeriums
heißt es sogar, es habe im Jahr 2013 nie ein Ermittlungsverfahren
gegeben. Als Folge dessen wurde nunmehr zudem eine Anzeige wegen Missbrauchs
der Amtsgewalt eingebracht.2
1Missbrauch: Weitere Verdächtige in Verein - wien.ORF.at
2 Kein Ermittlungsverfahren trotz Anzeige in Missbrauchsfall gegen Pädagogen
- Österreich - derStandard.at › Panorama
Die unterfertigten
Abgeordneten stellen daher folgende
Anfrage:
- Bereits 2013 wurde der
ehemalige Lehrer - damals in Niederösterreich aufgrund eines
Verdachtsfalles, der sich während seiner Tätigkeit als Betreuer
in einem Feriencamp aufzeigte - angezeigt, der Akt ist laut
Medienberichten aber "verloren gegangen". Wann wurde der
Missbrauchsverdacht erstmals an Ihr Ressort herangetragen?
- Gab es im Jahr 2013
Anzeigen, Meldungen, Sachverhaltsdarstellungen an die Staatsanwaltschaft
oder Beschuldigteneinvernahmen hinsichtlich dieses Falles?
i. Bitte um Auflistung nach Kategorie und
Zeitpunkt.
- Welche
Ermittlungsschritte wurden mit welchem Ergebnis im Jahr 2013 seitens
Ihres Ressorts gesetzt?
- Welche Ergebnisse ergaben
die Ermittlungsschritte hinsichtlich der Anzeige im Jahr 2013?
- Wo befindet sich der
Originalakt? Entspricht es der Wahrheit, dass der Akt nicht mehr
auffindbar ist?
- Wenn ja, wie konnte es
dazu kommen, dass der Akt schlichtweg verloren gegangen ist?
i. Wie wird in Ihrem Ressort dafür gesorgt, dass
Akten solcher strafrechtlich relevanter Fälle künftig nicht mehr
verloren gehen?
ii. Welche Maßnahmen werden in diesem
Zusammenhang zum Umgang mit Akten gesetzt?
- Gibt es seitens Ihres
Ressorts Hinweise darauf, dass der Akt gelöscht, vernichtet oder
Ähnliches wurde?
i. Wenn ja, von welcher Stelle zu welchem Zeitpunkt?
ii. Wenn nein, gibt es andere Hinweise auf den Verbleib
des Aktes?
- Der Sprecher der LPD
Niederösterreich spricht davon, dass "alle Möglichkeiten
ausgeschöpft und nochmals intensiv recherchiert" wurde. Welche
Ermittlungen wurden seitens der LPD Niederösterreich zu welchem
Zeitpunkt hinsichtlich des Verbleibs des Aktes vorgenommen?
- Der Sprecher der LPD
Niederösterreich bestätigte zudem, dass der Pädagoge im
Jahr 2013 als Beschuldigter einvernommen wurde. Welche Ergebnisse
resultierten aus dieser Einvernahme?
- Wurde das Protokoll der
Einvernahme seitens einer Stelle in Ihrem Ressort gespeichert, aufbewahrt
oder Ähnliches? Ist dieses Protokoll mitsamt dem Akt aus dem Jahr
2013 nicht mehr auffindbar?
- Wurden seitens anderer
Stellen in Ihrem Ressort Ermittlungsschritte hinsichtlich des Verbleibs
des Aktes unternommen?
- Wenn ja, welche
Schritte wurden seitens welcher Stelle unternommen?
i. Welche Ergebnisse wurden durch diese Ermittlungen
erzielt?
- Wenn nein, wieso
ermittelte lediglich die LPD Niederösterreich?
- Kam es in den Jahren
2018-2021 zu Anzeigen, Sachverhaltsdarstellungen an die
Staatsanwaltschaft, Meldungen etc. in Bezug auf
Missbrauchsverdachtsfälle des Pädagogen?
- Wenn ja, wann wurde an
welche Stelle welche Art erstattet?
i. Wann wurde der Missbrauchsverdacht erstmals an Ihr
Ressort herangetragen?
ii. Welche Maßnahmen wurden seitens Ihres
Ressorts nach erstmaliger Meldung gesetzt?
- Wenn ja, welche
Ermittlungsschritte wurden seitens Ihres Ressorts wann gesetzt?
i. Wurden seitens Ihres Ressorts Ermittlungsschritte
an die betroffene Schule bzw. die Eltern herangetragen?
1. Wenn ja, wann welche Ermittlungsschritte?
2. Wenn nein, wer übernahm diese Aufgabe? Warum
wurde keine Informationsweitergabe veranlasst?
- Wenn ja, welche
Ermittlungsergebnisse wurden erzielt?
- Wie viele Opfer konnten
in Fotos und Videos identifiziert werden? Wie viele Opfer gibt es laut
Ihrem aktuellen Ermittlungsstand?
- Wie viele wegen
sexuellen Missbrauchs?
- Wie viele wegen
Anfertigung von Kinderpornografie?
- Wie viele wegen
sonstiger Delikte? Bitte um Auflistung nach Delikt.
- Warum gab es bis zu
diesem Jahr keinerlei Information und Ergebnisse zu diesem Fall?
- Im Zusammenhang mit
diesem Fall kam es laut Medienberichten zuletzt aufgrund der versandeten
Anzeige zu einer Anzeige wegen Verdachts auf Missbrauch der Amtsgewalt.
Wie ist der derzeitige Ermittlungsstand hinsichtlich dieser Anzeige?
- Welche
Ermittlungsschritte wurden seitens Ihres Ressorts bisher in diesem
Zusammenhang gesetzt?
- Gegen wen wurde diese
Anzeige eingebracht?
- Kam es im Zusammenhang
mit dem Verdacht auf Missbrauch der Amtsgewalt zu disziplinarrechtlichen
Konsequenzen für Beamte Ihres Ressorts?
- Wenn ja, welche, gegen
wie viele Beamte zu welchem Zeitpunkt?