14591/J XXVII. GP
Eingelangt am 23.03.2023
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ANFRAGE
der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Mag. Gerhard Kaniak
an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
betreffend Inklusives Gesundheitssystem für Frauen mit Behinderungen
Der Österreichische Behindertenrat hat am 7.3.2023 folgende Presseaussendung veröffentlicht:[1]
Das Kompetenzteam Frauen mit Behinderungen im Österreichischen Behindertenrat fordert anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März ein inklusives Gesundheitssystem. Die Bedarfe von Frauen mit Behinderungen müssen besser berücksichtigt werden. Nach wie vor erfahren Frauen mit Behinderungen im Gesundheitssystem Diskriminierung.
"Frauen erleben Nachteile in der Gesundheitsversorgung. Für Frauen mit Behinderungen gilt das in verschärftem Ausmaß. Barrierefreie Ordinationen und Behandlungen sind nicht selbstverständlich. Am gefährlichsten ist jedoch, dass wir Frauen mit Behinderungen oftmals nicht als kompetente Patientinnen wahr- und ernstgenommen werden." - Heidemarie Egger, Leiterin Kompetenzteam Frauen mit Behinderungen
„Frauen mit Mehrfachbelastungen sind besonders in Gefahr, psychisch zu erkranken. Vor allem für Frauen mit Behinderungen und Kindern ist die Gefahr extrem hoch. Wir setzen uns derzeit für Elternentlastung durch Persönliche Assistenz für Menschen mit psychosozialer Behinderung und Lernbeeinträchtigung ein, zusätzlich zum Angebot der Jugendhilfe.“ - Brigitte Heller, Vorsitzende Verein Lichterkette
„Gehörlose und mehrfachbehinderte Frauen haben nicht denselben Zugang zu medizinischer Aufklärung und können ihre Beschwerden nicht direkt mitteilen. Die strukturelle Diskriminierung dieser Frauen muss mit ÖGS-geschultem medizinischem und psychologischem Personal, in Gehörlosen-Ambulanzen in allen Bundesländern und mit ausreichend und kostenfrei verfügbaren Dolmetscher*innen ausgeräumt werden.“ - Helene Jarmer, Präsidentin Österreichischer Gehörlosenbund
"Es hat sich in der Gesundheitsversorgung von Frauen in den letzten Jahrzehnten einiges verbessert. Der Weg zu einer fairen Versorgung ist aber oft noch weit. Das wird besonders sichtbar, wenn komplexe chronische Erkrankungen, die vor allem Frauen treffen, als (Massen-)Hysterie abgetan werden. Für ME/CFS-Betroffene ist das auch 2023 noch alltägliche Realität. Statt vorschnellem Urteil braucht es Finanzierung biomedizinischer Forschung.“ - Astrid Hainzl, stv. Obfrau Österreichische Gesellschaft für ME/CFS
In diesem Zusammenhang richten die Abgeordneten Mag. Christian Ragger und Mag. Gerhard Kaniak an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz nachstehende
Anfrage
1. Welche Formen von Diskriminierung gegen Frauen mit Behinderungen wurden seitens Ihres Ministeriums erfasst?
2. Wie viele dieser Diskriminierungen wurden in den einzelnen Bundesländern in den Jahren 2019, 2020, 2021, 2022 sowie 2023 bis dato erfasst?
3. Wie haben sich diese Diskriminierungen in Hinsicht auf deren Zahl in Bezug auf deren Meldung, Definition und Erfassung in den Jahren 2019, 2020, 2021, 2022 sowie 2023 bis dato entwickelt?
4. Welche Stellungnahme geben Sie zu dieser Entwicklung ab?
5. Unternehmen Bund, Länder und Gemeinden ihrer Meinung nach genug, um diesen Diskriminierungen zu begegnen?
a. Wenn nein, welche Schritte sollen Ihrer Meinung nach gesetzt werden?
6. Sehen Sie Nachteile in der Gesundheitsversorgung von Frauen?
a. Wenn ja, welche?
b. Wenn ja, welche Schritte setzen Sie?
7. Werden weibliche Bedarfe von Frauen mit Behinderungen ausreichend in der österreichischen Gesundheitsversorgung berücksichtigt?
a. Wenn nein, warum nicht?
b. Wenn nein, welche Schritte werden Sie setzen, damit diese zur Gänze berücksichtigt werden?
8. Wie viele psychologische Betreuungsangebote für Frauen mit Behinderungen gibt es in Österreich?
9. Sind diese Ihrer Meinung nach ausreichend?
a. Wenn ja, warum?
b. Wenn nein, wann setzen Sie Schritte, um diese Betreuungsangebote zu schaffen?
10. Sind Sie sich der Mehrfachbelastung von Frauen mit Behinderungen, gerade mit Betreuungspflichten für Kinder, bewusst?
11. Welche entlastenden Maßnahmen setzen Sie unterstützend?
12. Zu welchem Grad ist die Versorgung mit Persönlicher Assistenz für diese Frauen gedeckt?
13. Gibt es Mehrbedarf, der nicht gedeckt wird?
a. Wenn ja, was sind die Gründe für diesen Mangel?
b. Wenn ja, wann werden Sie diesem Mangel begegnen?
14. Ist der Bedarf an kostenfreien und gut ausgebildeten Dolmetschern an Gehörlosen-Ambulanzen in allen Bundesländern ausreichend erfüllt?
a. Wenn nein, warum nicht?
b. Wenn nein, welche Maßnahmen setzen Sie dagegen?
15. Sehen Sie in diesem Zusammenhang eine besondere Gefahr der Diskriminierung gegen Frauen?
a. Wenn ja, welche Maßnahmen setzen Sie dagegen?
[1] https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20230307_OTS0010/gesundheitsversorgung-von-frauen-mit-behinderungen-mangelhaft