14809/J XXVII. GP
Eingelangt am 03.04.2023
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Anfrage
der Abgeordneten MMag. Katharina Werner Bakk., Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft
betreffend Projekt "LIFEstockProtect"; gamechanger im Herdenschutz oder ungenutztes Angebot?
In der alpinen Kulturlandschaft treffen Nutztiere und ihre natürlichen Fressfeinde direkt aufeinander. Das Projekt "LIFEstockProtect" zielt auf eine nachhaltige Verbesserung des Herdenschutzes im Alpenraum ab und zeigt Lösungen im Spannungsfeld von landwirtschaftlicher Nutztierhaltung und Naturschutz auf. Die Rückkehr von Großraubtieren in beweidete Regionen sorgt bei betroffenen Nutztierhalter:innen für wirtschaftliche aber auch psychologische Verunsicherungen, die nach alternativen Lösungsansätzen verlangen. Insbesondere betroffen sind Landwirt:innen mit extensiver Tierhaltung und naturnaher Bewirtschaftung ökologisch wertvoller Flächen. "LIFEstockProtect" will mit seinem Angebot an Herdenschutzmaßnahmen, Ausbildungen und Bewusstseinsbildung sowie durch einen lokalen Wissenstransfer zu einer sicheren, fairen und nachhaltigen Koexistenz von Weidewirtschaft und Artenschutz beitragen. Die Projektregion erstreckt sich über alle neun Bundesländer Österreichs und mit Bayern, Südtirol und Trentino über die alpinen Regionen Deutschlands und Italiens. Finanziert wird das Projekt über das LIFE-Programm der Europäischen Kommission, das eine Förderung von 75 % vorsieht. "LIFEstockProtect" richtet sich mit seinen Angeboten und Maßnahmen an alle Nutztierhalter:innen, egal ob es sich um Schaf-, Ziegen-, Rinder-, Pferde-, Schweine- oder Geflügelhaltung handelt.(1)
Unter Anwendung eines Naturschutzansatzes soll dieses Projekt Schulungen zum Kapazitätsaufbau über das Wissen anbieten, das erforderlich ist, um die Umsetzung des Tierschutzes zu verbessern und die Akzeptanz der Wolfspräsenz bei den wichtigsten Interessengruppen in den deutschsprachigen Alpen zu erhöhen. Dies soll letztlich zum langfristigen Erhalt der grenzüberschreitenden Alpenwolfspopulation beitragen. Ziel ist es, die Akzeptanz des Nutztierschutzes als Lösung zur Reduzierung von Mensch-Wolf-Konflikten zu erhöhen, indem mit mehr als 1.000 Landwirten konkrete Maßnahmen entwickelt und umgesetzt und Wildereifälle zugunsten des Wolfsschutzes reduziert werden. Mit einem innovativen Naturschutz- und Bottom-up-Ansatz werden Peer-to-Peer-Schulungen zum Kapazitätsaufbau durch Bauernverbände durchgeführt. Dies ist das erste LIFE-Projekt , bei dem Bauernverbände die koordinierende Rolle übernehmen und direkt auf die Anforderungen der Landwirte reagieren, indem sie ihr aktives Engagement sicherstellen. Im Rahmen des Projektes wird ein grenzüberschreitendes Netzwerk ausgebildeter Fachkräfte geschaffen, um eine effektive und einheitliche Umsetzung des Tierschutzes in den Projektgebieten zu erreichen und Mensch-Wolf-Konflikte zu minimieren. Das Netzwerk soll nach Projektende unterstützt werden, um die langfristige Nachhaltigkeit der Projektergebnisse sicherzustellen.(2)
Das Projekt "LIFEstockProtect" (LIFE19 NAT/AT/000889) wird durch das LIFE-Programm der Europäischen Union gefördert. (3) Die Projektleitung liegt bei BIO AUSTRIA Niederösterreich und Wien, 17 weitere internationale Partner sind an dem Projekt beteiligt: Österreich: European Wilderness Society, Verein zum Schutz der Europäischen Wildnis (EWS), Naturschutzhunde – Spürhunde im Natur- und Artenschutz (NSH), Tourismusverband Tiroler Oberland (TVTO), Umweltdachverband (UWD), Vetmeduni Vienna (VUW), Naturschutzbund Österreich (ÖNB), Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs (ÖZ) Deutschland: Bioland Beratung GmbH (BBG), Bioland Landesverband Bayern e.V. (BLBY), BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BUND NB) Italien: Arbeitsgemeinschaft für die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise (ABDW), Società Cooperativa Sociale Eliante Onlus (ELIANTE), European Academy of Bozen-Bolzano (EURAC), Betrieb Landesmuseen – Naturmuseum Südtirol (NMS), OPUS Oekologische Planungen Umweltstudien und Service GmbH (OPUS). Die Projektlaufzeit ist von : September 2020 bis August 2025 geplant. Das Gesamtprojektbudget wurde mit 4,9 Millionen Euro (davon 3,7 Millionen Euro von der EU finanziert) angegeben. Österreich hat davon laut homepage des Projekts € 611 574 Eigenmittel aufgewandt. (1,4)
Das Projekt arbeitet mit verschiedenen Projektmaßnahmen, die sich in vorbereitende Maßnahmen, Naturschutzmaßnahmen, Überwachung der Auswirkungen der Projektmaßnahmen, öffentliches Bewusstsein und Verbreitung der Ergebnisse und Projektmanagement und Maßnahmen gliedert. (5) Zum Punkt öffentliches Bewusstsein und Verbreitung zählen lt. Projekthomepage etwa ein Kommunikations-und Vorbereitungsplan, Networking- und Medienarbeit, Projektreplikation und Übertagung und thematische Konferenzen. (6) Das Österreichische Bär, Wolf. Luchszentrum hat innerhalb des Projekts zudem beispielsweise die Aufgaben der Ausbildung von Herdenschutzberatern (Inhalte und konkrete Schulungen), die Erarbeitung von Grundlagen und Standards für die Zucht und den Einsatz von Herdenschutzhunden, die Harmonisierung der Regelungen von Entschädigungszahlungen, Gesetzeslage zum Herdenschutz und Finanzierungsmodelle und das Lobbying für die Verwendung von RDP-Mitteln (Ländliche Entwicklung) für Präventionsmaßnahmen bzw. Herdenschutz. (7) Zudem werden im Rahmen des Projekts Konferenzen, Online-Vorträge, Praxistage, Technikvorführungen, oder Seminare über Zaunbau abgehalten, teils sind diese gebührenpflichtig, teilweise nicht (8) Die Herdenschutzkurse werden laut Homepage des Projekts von erfahrenen Weidetierhalterinnen und -haltern mit Qualifikationen in Herdenschutzberatung durchgeführt und sind sehr praxisnahe ausgelegt. Während 1- ,2-, oder 3-tägigen Einsteigerkursen lernen die Teilnehmer:innen das Grundwissen und die Fähigkeiten für effektivem Herdenschutz in verschiedenen Lagen – von Hofweiden bis Almen. In den Fortgeschrittenenkurse werden Spezialthemen wie Herdenschutzhunde, Behirtung inklusive Hütehunde oder das Zäunen in besonders schwierigen Gelände mit natürlichen Barrieren vermittelt. Die Kurse haben eine modulare Struktur, wodurch diese einfach an regionsspezifische Anforderungen angepasst werden können.(9)
(1)https://www.umweltdachverband.at/themen/naturschutz/natura-2000/lifestockprotect/
(2)https://www.vetmeduni.ac.at/en/research-institute-of-wildlife-ecology/working-groups-units/conservation-medicine-unit/translate-to-english-verbesserung-des-herdenschutzes-im-sinne-des-wolfsschutzes-im-deutschsprachigen-alpenraum
(3)https://cinea.ec.europa.eu/programmes/life_en
(4)https://lifestockprotect.info/projektuebersicht/partner/
(5)https://lifestockprotect.info/projektuebersicht/projektmassnahmen/
(6)https://lifestockprotect.info/projektuebersicht/e-oeffentliches-bewusstsein-und-verbreitung-der-ergebnisse/
(7)https://baer-wolf-luchs.at/herdenschutz/lifestockprotect
(8)https://www.bio-austria.at/app/uploads/2022/08/lifestockprotect-veranstaltungsubersicht-1.pdf
(9)https://lifestockprotect.info/kurse/
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende