Eingelangt am 20.04.2023
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Anfrage
der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg
Sarre,Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen
an die Bundesministerin für
Frauen‚ Familie‚ Integration und Medien
betreffend Schulbuchaktion und Approbation
von Bildungsmedien
Die Schulbuchaktion versorgt seit 1972
Schülerinnen und Schüler mit kostenlosen Schulbüchern. Um die
steigenden Kosten einzudämmen, wurden ab 1995 Höchstbeträge pro
Kopf und Schulform festgelegt. Von 2011 bis 2021 gab es zehn Jahre lang keine
Erhöhung des Budgets für die Schulbuchaktion. Die Preise der
Bücher sind gedeckelt und werden nicht valorisiert, was die
Schulbuchverlage aufgrund steigender Papier-, Energie- und Personalkosten
scharf kritisieren.
Für das Schuljahr 2023/24 wird das
Schulbuchaktion-Budget um 7,4 Mio. auf 138 Mio. Euro steigen, wie das
Familienministerium in einer Aussendung angekündigt hat. Die Zusatzmittel
sollen vor allem in den Volksschulbereich, digitale Schulbücher und den
Ausbau von Ethik in der Oberstufe fließen. Familienministerin
Susanne Raab und Bildungsminister Martin Polaschek hoben in einer gemeinsamen
Aussendung vor allem die Stärkung des digitalen Lernens durch die aktuelle
Erhöhung hervor.
Von einer Gleichberechtigung gedruckter und
digitaler Lernmittel kann allerdings keine Rede sein. Approbiert werden nur
gedruckte Bücher und ihre E-Book-Versionen, die im Wesentlichen PDFs mit
Links sind und damit weit hinter den Möglichkeiten digitaler Lernmittel
zurück bleiben. Webbasierte Lernmittel und Lernapps können nur
im Rahmen der "Unterrichtsmittel eigener Wahl" bezogen werden, die
auf 15% des Schulbuchbudgets beschränkt und auch organisatorisch und
zeitlich der Schulbuchbestellung nachgelagert sind.
Angesichts der vielfältigen Vorteile
interaktiver digitaler Lernmittel, wie beispielsweise das unmittelbare Feedback
bei Übungen, die Individualisierung der Aufgabenstellungen und
Schwierigkeitsgrade, motivierende "Gamification", steuerbare
Animationen, modulare fächerübergreifende Einsatzmöglichkeiten
u.v.a.m. ist es fragwürdig, ob die fortgesetzte Bevorzugung statischer Lernmittel
einen effizienten Einsatz der Mittel aus dem Familienlastenausgleichsfonds
darstellt.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
Anfrage:
- Wie haben sich die budgetierten und die
tatsächlich ausgezahlten Mittel der Schulbuchaktion in den letzten
zehn Schuljahren entwickelt? Bitte jeweils um
Aufschlüsselung nach
- Gedruckte Bücher
- Kombiprodukte Buch und E-Book
- E-Books ohne Printprodukt
- Webbasierte digitale Unterrichtsmittel
(bspw. SchuBu)
- Lernapps (bspw. eSquirrel)
- Sonstige digitale Unterrichtsmittel (bitte
mit Erläuterung, worum es sich dabei handelt)
- An welche Verlage und sonstige Unternehmen
wurden diese Mittel ausbezahlt? Bitte zumindest um Nennung der jeweils 10
"größten" (i.S.v.: jener 10, die in Summe die
größten Auszahlungen aus der Schulbuchaktion erhalten haben)
Anbieter der letzten fünf Schuljahre.
- Wie haben sich die relativen Kosten für
Produkt und Vertrieb in den letzten zehn Schuljahren entwickelt?
- Wieviel Prozent der ausbezahlten Mittel des
jeweiligen Schuljahres sind in Handel/Vertrieb geflossen?
- Wieviel Prozent der ausbezahlten Mittel des
jeweiligen Schuljahres waren Aufwendungen für die Produkte?
- Welche sonstigen Kosten sind ggf.
angefallen, und wieviel Prozent der ausbezahlten Mittel haben diese ggf.
ausgemacht?
- Sind Mittel aus dem FLAF in digitale
Angebot des BMBWF (z.B. Eduthek, Edutube)
geflossen? Wenn ja, in welcher Höhe?
- Das Budget für Unterrichtsmittel
eigener Wahl ist auf max. 15 Prozent des gesamten Schulbuchbudgets
beschränkt.
- Wieviel Prozent der Mittel wurden
österreichweit in den letzten zehn Jahren tatsächlich für
Unterrichtsmittel eigener Wahl ausbezahlt?
- Besteht die Beschränkung auf 15
Prozent pro Schule oder pro Klasse?
- Aus der Praxis wird berichtet, dass es
organisatorisch aufwändiger und mit Unsicherheiten (z.B.
spätere Entscheidung) verbunden ist, Unterrichtsmittel eigener Wahl
zu beziehen. Ist geplant, dies in Zukunft zu verändern, um die
Benachteiligung digitaler Unterrichtsmittel zu reduzieren?
i. Wenn ja, inwiefern?
ii. Wenn nein, warum nicht?
- Sind Schritte geplant, um fairere Wettbewerbsbedingungen
zwischen etablierten Verlagen und neuen, digitalen Content-Anbietern
herzustellen und um Innovation zu fördern, indem die
Markteintrittsbarrieren reduziert werden?
- Indem das Budget für Schulbücher
und das Budget für Unterrichtsmittel eigener Wahl zu einem
Gesamtbudget zusammengeführt wird, das für alle Bildungsmedien
offen steht?
i. Wenn ja, mit welchem Zeitplan?
ii. Wenn nein, warum nicht?
- Auf andere Weise?
i. Wenn ja, inwiefern?
ii. Wenn nein, warum nicht?
- Planen Sie, zukünftig nicht nur
gedruckte und statische digitale Bildungsmedien zu approbieren, sondern
auch webbasierte dynamische Bildungsmedien, bspw. indem eine
Switch-Möglichkeit zwischen approbierter und aktueller Version
eingeführt wird?
- Wenn ja, welche Vorhaben sind dies und in
welchem Zeitrahmen sollen sie umgesetzt werden?
- Wenn nein, warum nicht?
- Von Fachleuten wird empfohlen, ein
"Single Sign On" für alle Bildungsmedien zu etablieren.
Dies würde einerseits Lehrer:innen und Schüler:innen die Nutzung
digitaler Unterrichtsmittel weiter erleichtern und andererseits
Datenschutz- und Sicherheitsbedenken reduzieren.
- Ist dies geplant? Wenn ja, mit welchem
Zeitplan?
- Wenn sich dieser Zeitplan über mehrere
Jahre hinstreckt: Welche Zwischenlösungen für die kommenden
Schuljahre sind geplant oder in Überlegung, um die Nutzung digitaler
Unterrichtsmittel weiter zu erleichtern und zu fördern?
- Wenn nein, warum nicht?
- Gibt es Pläne, die Approbation
der Schulbücher und Bildungsmedien insgesamt zu reformieren?
- Ist geplant, die Approbation von
Schulbüchern und die Zertifizierung von Lernapps mittelfristig zu
einem Gesamtprozedere für die Qualitätssicherung von
Unterrichtsmitteln zusammenzuführen?
- Sind Schritte geplant, um die zeitlichen
Abläufe in der Approbation zu straffen, um rascher aktuelle Inhalte
integrieren zu können? Wenn ja, welche?
- Ist geplant, zu einer crowdbasierten (auf
Schwarmintelligenz bzw. User-Community-Erfahrung basierten) Form der
Qualitätssicherung überzugehen, etwa nach dem Vorbild von Schulbu.ch?
- Sind andere Reformschritte geplant oder in
Überlegung? Wenn ja, welche?
- Wenn nichts von a-d, warum nicht?