14867/J XXVII. GP

Eingelangt am 25.04.2023
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten MMag. Katharina Werner Bakk., Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Soziales‚ Gesundheit‚ Pflege und Konsumentenschutz

betreffend Studie betreffend des Einsatzes von Fiaker- und Arbeitspferden: Status Quo?

 

Die Situation von Fiakerpferden in Innenstädten ist immer wieder Thema, insbesondere wenn die Temperaturen steigen und an der 30 Grad Marke kratzen oder diese übersteigen. Ob und ab wann die Umstände für die Tiere gesundheitlich belastend sind ist wissenschaftlich nicht eindeutig:

Der Studie der Universität von Guelph in Kanada (2012) zufolge ist besonders feucht-warmes Sommerwetter, etwa nach einem Gewitter, gefährlich. Bei heißem, feuchtem Wetter reichen 17 Minuten Training mit mäßiger Intensität aus, um die Körpertemperatur eines Pferdes auf gefährliche Werte zu erhöhen. Die Komforttemperatur für Pferde liegt bei 5 bis 10 Grad. Minusgrade bis 15 Grad unter Null stecken sie problemlos weg. Aber alles, was über die 20-Grad-Plus-Marke hinausgeht, belastet bereits ihren Organismus. Im Hochsommer reicht dann der Schweiß alleine oft nicht mehr aus, um ein Pferd herunterzukühlen, selbst dann nicht, wenn die Produktion, gesteuert vom zentralen Nervensystem, auf Hochtouren läuft und bis zu 30 Liter Schweiß pro Stunde erzeugt werden.Laut der kanadischen Studie können die Auswirkungen schwerwiegend sein. Steigt die Körpertemperatur eines Pferdes von den normalen 37-38 Grad auf bis zu 41 Grad, können die Temperaturen in den arbeitenden Muskeln bis zu 43 Grad erreichen, eine Temperatur bei der Proteine in den Muskeln laut Studie zu denaturieren beginnen.(1)

Pferde die unter Hitzestress leiden, können an Hypotonie, Koliken oder sogar Nierenversagen leiden. Die Forschung der Universität von Guelph zeigt, dass bei einer Luftfeuchte von 75 Prozent, Pferde ihren Körper nur bis zu einer Außentemperatur von 20 Grad ausreichend kühlen können. Bei trockner Hitze, beispielsweise 50 Prozent Luftfeuchte, können die Tiere auch bis 30 Grad gut mit den Klimaverhältnissen umgehen. Danach überhitzen die Tiere. Die Pferde versuchen sich dann durch verstärktes Atmen weiter herunterzukühlen, die Atemfrequenz liegt dann oft höher als die Herzfrequenz, was den Körper in eine Extrembelastung versetzt.(2)

Diese Forschungsergebnisse stammen aber aus dem Jahr 2010 und nehmen zudem keinen Bezug auf die Studie der VetMed Wien aus dem Jahr 2008. Die Studie der Vetmed Wien aus dem Jahr 2008 kommt zum Schluss, dass die im Rahmen der Studie erhobenen klimatischen Bedingungen  einem damals typischen Wiener Sommer entsprachen und überforderten die untersuchten Fiakerpferde in ihrem physiologischen Anpassungsvermögen nicht. Hitzestress, in Form einer Überforderung des thermoregulatorischen Systems im Pferd, wurde in keiner der annähernd 400 Messungen an den Tieren festgestellt.

Wir NEOS haben am aus diesem Grund am 14.6.2022 einen Entschließungsantrag zur Beauftragung einer Studie für evidenzbasierte Maßnahmen für den Einsatz von Arbeitspferden ab 30 Grad Lufttemperatur eingebracht. Dieser wurde dem Gesundheitsausschuss zugewiesen (4)  Am 7.7.2022 brachten wir NEOS außerdem einen unselbständigen Entschließungsantrag ein, der jedoch abgelehnt wurde. (5)Zeitlich dazwischen, nämlich am 29.6 konnte man Medienberichten entnehmen, dass die Stadt Wien und der Bund eine neue Studie über die Auswirkungen der heißen Jahreszeit auf Fiakerpferde gemeinsam durchführen wollen (6)Man wolle im nächsten Jahr eine Studie durchführen, um herauszufinden, wie sich die Hitze auf Fiakerpferde auswirkt. Diese wurde laut Medienberichten zum damaligen Zeitpunkt (Juni 2022) bereits vorbereitet. (7)

 

(1) https://news.uoguelph.ca/2010/06/when-the-rider-is-hot-the-horse-is-hotter/

(2) https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/klimawandel-bringt-hund-und-pferd-an-ihre-hitzegrenze,SeesfcE

(3) https://www.vetmeduni.ac.at/fileadmin/news_import/Fiakerstudie_Endbericht.pdf

(4)https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/A/2616

(5)https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/UEA/858?selectedStage=105

(6)https://wien.orf.at/stories/3162842/

(7)https://kurier.at/chronik/wien/kein-fahrverbot-fuer-fiaker-ab-30-grad-studie-wird-angelegt/402048844

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

 

  1. Ab wann und in welchem Zeitraum wird die Studie über die Auswirkungen von Hitze auf Fiakerpferde durchgeführt werden?
  2. Wo wird die Studie durchgeführt werden?
  3. Wie hoch ist das Budget, das für die Studie angesetzt wurde?
  4. Wer finanziert die Studie?
  5. Steht bereits fest durch wen die Studie durchgeführt wird?
    1. wenn ja, durch wen?
    2. wenn nein, warum nicht?
  1. Wie erfolgte die Auswahl des Auftragnehmers/der Auftragnehmerin?
    1. Wurden andere Angebote eingeholt?

                                          i.    Wenn ja: Von wem wurden sonst Angebote abgegeben?

                                        ii.    Wenn nein: Warum nicht?

    1. Fanden auch mit anderen möglichen Auftragnehmer_innen im Zuge des Vorbereitungsprozesses Gespräche statt?

                                          i.    Wenn ja: Mit welchen?

                                        ii.    Wenn nein: Warum nicht?

  1. Wie lautet der genaue Studienauftrag?
  2. Welchen Zweck verfolgt die Studie? Bitte zu untersuchenden Aspekte der Studie möglichst detailliert angeben.
  3. Stehen bereits Details über den Studienablauf fest?
    1. wenn ja, wie sehen diese aus?
    2. wenn ja, welche Daten werden erhoben werden?
    3. wenn ja, welche Methoden werden angewandt werden?
    4. wenn nein, warum nicht?
  1. Wann ist mit den Studienergebnissen zu rechnen?
  2. Wo werden die Ergebnisse veröffentlich werden?
  3. Wann ist mit einer Präsentation der Studienergebnisse zu rechnen?