14924/J XXVII. GP
Eingelangt am 27.04.2023
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ANFRAGE
des Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak
an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
betreffend Neue Notfallpfleger als Troubleshooter
Der ORF Niederösterreich hat am 7.4.2023 folgenden Artikel veröffentlicht:[1]
Neue Notfallpfleger als Troubleshooter
Unnötige Einsätze von Notärzten, überforderte Ambulanzen oder offene Fragen in der Pflege – all diese Problemfelder sollen mit einer neuen Form der Akutversorgung bekämpft werden. Die sogenannten „Acute Community Nurses“ vereinen Pflege und Notfallsanitäter.
Notruf Niederösterreich entwickelte zusammen mit der Fachhochschule St. Pölten dieses neue Berufsbild in der Akutversorgung. Das Pilotprojekt in Bruck an der Leitha war so erfolgreich, dass es jetzt landesweit ausgerollt wird. Bei mehr als der Hälfte der Einsätze wurde eine Einweisung ins Spital vermieden, heißt es.
Die „Acute Community Nurses“ (ACN) haben eine komplexe zweifache Ausbildung. Christoph Redelsteiner ist Studiengangsleiter für Soziale Arbeit an der FH St. Pölten und entwickelte einen dualen, siebensemestrigen Bachelor-Studiengang für das Projekt. Er ist quasi der geistige Vater, als solcher übersetzt er den sperrigen Begriff „Acute Community Nurse“: „Ich würde sagen, man könnte es als ‚Zu-Hause-Versorgungs-Sanitäter/in bzw. -Pfleger/in‘ bezeichnen. Die Acute Community Nurses sind draußen bei den Patientinnen und Patienten, bei den pflegenden Angehörigen und intervenieren unmittelbar. Sie wechseln Sonden, setzen Katheter neu, vernetzen mit Hausärztinnen und -ärzten oder können auch in der Notfallsanitäterrolle bestimmte Medikamente gleich vor Ort geben.“
Damit werden die zwei Berufsbilder Pflege und Notfallsanitäter vereint, erklärt Christian Fohringer, Chefarzt der Notrufzentrale Notruf Niederösterreich: „Die Voraussetzungen für ACN sind einerseits das Diplom in der Gesundheits- und Krankenpflege und andererseits die Notfallsanitäter-Ausbildung. Aus diesen beiden Berufsgesetzen, die historisch gewachsen nicht optimal aufeinander abgestimmt sind, ziehen wir die Kompetenzen heraus und bündeln sie in einer Person, um in diesem breiten Feld optimal tätig sein zu können.“
Bereits fünf Standorte für neue Notfallpfleger
Inzwischen wurden nach der Pilotregion Bruck an der Leitha auch Standorte in Oberwaltersdorf, Stockerau und St. Pölten eingerichtet, im April folgt Waidhofen an der Thaya. Dort machen jeweils mindestens sechs dieser 34 diplomierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Dienst rund um die Uhr. Alarmiert werden sie durch die unterschiedlichen Notfall-Nummern – von 1450 über 141 bis 144.
Bis 2027 sollen es zehn solche Stationen sein, später noch mehr, hofft Christoph Redelsteiner: „Das muss unbedingt ausgerollt werden, denn ich betrachte mich selber als Problem der Zukunft. Ich bin ein Babyboomer, das heißt in 15 bis 20 Jahren – hoffentlich spät – braucht meine Generation massiv Hilfe. Bis dahin brauchen wir ein dichtes Netz an Menschen, die Probleme vor Ort lösen können, zusammen mit den Hausärztinnen und -ärzten und anderen medizinischen und psychosozialen Berufsgruppen.“ Hinter dem sperrigen Begriff „Acute Community Nurse“ verbirgt sich also ein System, das das Gesundheitswesen revolutionieren könnte.“
In diesem Zusammenhang richtet der unterfertigte Abgeordnete an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz nachstehende
Anfrage
1. Soll dieses derzeit auf Niederösterreich begrenzte „Projekt“ der Zusammenlegung von Pflege- und Notfallkräften bundesweit ausgedehnt werden?
2. Halten Sie eine derartige Zusammenlegung für sinnvoll?
3. Wie soll diese „Zusammenlegung“ rechtlich / gesetzlich praktikabel gemacht werden?
4. Halten Sie es für sinnvoll, die Notfallsanitäterausbildung – und damit auch die dahingehenden Kompetenzen – nach Schweizer Modell auch in Österreich auszuweiten?
5. Sehen Sie dieses „neue Berufsbild“ als Anreiz, auch mehr Personal für den ohnehin schon unterbesetzten Pflegebereich zu gewinnen?