15002/J XXVII. GP

Eingelangt am 11.05.2023
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Anfrage

der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Bildung‚ Wissenschaft und Forschung

betreffend Medizinstudium an Privatuniversitäten

 

Nachdem im Herbst 2022 dem Masterstudium Humanmedizin an der Sigmund Freud Privatuniversität (SFU) in Wien die Akkreditierung entzogen wurde, ist mittlerweile Medienberichten1) zu entnehmen, dass ein weiteres privatuniversitäres Medizinstudium Probleme mit der Akkreditierung hat: An der Danube Private University (DPU) in Krems wurden seitens der AQ Austria Qualitätsmängel festgestellt, die bereits 2021 dazu geführt haben, dass das Masterstudium nicht reakkreditiert wurde. Anders als die SFU konnte die DPU aber eine Berufung mit aufschiebender Wirkung einlegen, sodass der Entzug der Akkreditierung bisher noch keine Auswirkung auf die Studierenden hatte und von der Öffentlichkeit unbemerkt blieb. 

Genehmigt wurde durch die AQ Austria kürzlich der sogenannte "Teach Out Plan" der SFU2), der den bestehenden Medizin-Master-Studierenden ermöglicht, ihr Studium abzuschließen. Noch keine Lösung scheint es für die Studierenden zu geben, die heuer das Bachelorstudium Humanmedizin an der SFU abschließen und ihr Masterstudium beginnen sollten. An der SFU ist das bis zu einer allfälligen Neuakkreditierung nicht möglich, eine Kooperation mit anderen MedUnis ist bisher nicht zustande gekommen. 

Insgesamt zeigt sich jedenfalls, dass Medizin-Studiengänge an Privatuniversitäten offenbar mit Herausforderungen konfrontiert sind, denen nicht alle Anbieter gewachsen sind bzw. die zu spät erkannt und bearbeitet wurden. Vor dem Hintergrund, dass Medizin-Absolvent:innen im Gesundheitssystem dringend gebraucht werden und zugleich hohen Qualitätsansprüchen genügen müssen, ist das nicht nur für die betreffenden Unternehmen und Studierenden, sondern auch gesellschaftlich und politisch ein Problem. Aufgrund der bisherigen Entwicklung an der SFU und der neuen Informationen zur DPU erscheinen den unterfertigten Abgeordneten die Antworten in der Anfragebeantwortung 13049/AB vom 15.02.2023 als nicht mehr ausreichend. 

1) https://www.derstandard.at/story/2000145727486/nach-sigmund-freud-uni-kaempft-auch-kremser-dpu-gegen-ende
https://www.heute.at/s/nach-sfu-verliert-nun-naechste-privatuni-zulassung-100266667

2) https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20230418_OTS0011/studienabschluss-fuer-medizinstudierende-der-sigmund-freud-privatuniversitaet-gesichert  

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

 

  1. Wie ist der "Teach Out Plan" der SFU und seine Genehmigung zustande gekommen? Bitte schildern Sie den Prozess, den zeitlichen Ablauf und das Ergebnis.
    1. Hat das BMBWF dabei eine Rolle gespielt. Wenn ja, welche?
  1. Für die Studierenden im Humanmedizin-Masterstudium an der SFU wurde damit eine Lösung gefunden, nicht jedoch für die Bachelorstudierenden. Welche Möglichkeiten gibt es aus Sicht des BMBWF für diese Studierenden?
  2. Medienberichten zufolge droht auch dem Medizin-Masterstudium an der DPU die Schließung.
    1. Bis wann rechnen Sie mit einer Entscheidung?
    2. Welche Qualitätsmängel wurden seitens der AQ Austria beanstandet?
    3. Bis wann ist ggf. mit einem Neustart (Neuakkreditierung) zu rechnen?
  1. Wieso hatte die Beschwerde der DPU gegen den Entzug der Akkreditierung aufschiebende Wirkung und jene der SFU nicht? Bitte um Erläuterung der Unterschiede. 
  2. Sehen Sie - vor dem Hintergrund der Fälle SFU und DPU - bei den Anforderungen für die Erstakkreditierung von Medizin-Studiengängen an Privatuniversitäten Änderungsbedarf?
    1. Wenn ja, welchen?
    2. Wenn nein, warum nicht?
  1. Sehen Sie bei der laufenden Qualitätskontrolle oder beim Verfahren der Reakkreditierung Änderungsbedarf?
    1. Wenn ja, welchen?
    2. Wenn nein, warum nicht?
  1. Wie erklären Sie sich, dass mehrere Bundesländer als Maßnahme gegen ihren Ärzt:innenmangel Stipendien-Kooperationen mit privaten Medizinuniversitäten (Steiermark mit SFU, Burgenland mit DPU) eingegangen sind, obwohl diese Möglichkeit auch an den öffentlichen Medizinuniversitäten besteht. 
    1. Haben Sie die Bundesländer über die Möglichkeit einer Kooperation mit den öffentlichen Medizinuniversitäten aufgeklärt?
    2. Sind die Möglichkeiten an den öffentlichen MedUnis weniger attraktiv für die Bundesländer? Wenn ja, warum, und was planen Sie ggf. daran zu ändern