15044/J XXVII. GP
Eingelangt am 12.05.2023
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ANFRAGE
des Abgeordneten Hermann Brückl, MA
an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung
betreffend 657 Lehrerstellen in Oberösterreich nicht besetzt
Am 26.4.2023 hat die „Kronen Zeitung“ online folgenden Artikel veröffentlicht:[1]
657 Lehrerstellen in Oberösterreich nicht besetzt
Besonders gesucht sind Pädagogen für Deutsch, Englisch und auch Religion. Und das, obwohl es im heurigen Schuljahr schon fast 1800 Neuanstellungen in den heimischen Bildungseinrichtungen gab.
Der Lehrermangel in Oberösterreich ist weiter massiv. Aktuell sind in unserem Bundesland 315 Stellen an den Pflichtschulen und 342 im Höheren Schulbereich ausgeschrieben – und das, obwohl es im heurigen Schuljahr schon 1791 Neuanstellungen an den Bildungseinrichtungen gegeben hat. Speziell gesucht werden Lehrerinnen und Lehrer für die sogenannten Hauptgegenstände wie Deutsch (hier sind in allen Schultypen besonders viele Stellen frei), Englisch, Mathematik, aber auch Physik, Chemie, und Informatik.
Religion und Turnen fehlen
Doch wer glaubt, dass sich der Mangel auf diese Gegenstände beschränkt, sieht sich getäuscht, denn auch Religionslehrer sind in Oberösterreich rar gesät. Sie werden in allen Bezirken gesucht und hier vor allem in den Pflichtschulen, wo es die zweitmeisten freien Stellen nach Deutsch gibt. Und allen Klischees über Sportlehrer und deren Arbeitsleistung zum Trotz gibt es auch viel zu wenige Turnlehrer.
Gute Jobchancen
Nicht ganz überraschend sagt deshalb auch Bildungsdirektor Alfred Klampfer: „Die Jobchancen sind also sehr gut. Wir gehen an Schulen und informieren Schülerinnen und Schüler über die Ausbildung und das Berufsbild.“ Auch Quereinsteigern, die bisher nicht als Lehrer gearbeitet haben, aber über entsprechende fachliche Fähigkeiten verfügen, soll der Beruf des Lehrers schmackhaft gemacht werden. „In diesem verantwortungsvollen Beruf hat man die Möglichkeit, Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg zu begleiten und ihnen Wissen und Werte zu vermitteln“, betont LH-Vize und Bildungsreferentin Christine Haberlander. Die Bewerbung für die freien Stellen ist seit Dienstag möglich.
Aus oben zitiertem Artikel ergibt sich, dass Österreich von einem gravierenden Lehrermangel betroffen ist. Obwohl die Jobchancen gut sind und der Lehrerberuf von Seiten des Staates intensiv beworben wird, bleiben zahlreiche Stellen unbesetzt. Offensichtlich ist das reine Bewerben des Berufes nicht ausreichend. Aandere Maßnahmen wären wohl anzudenken, um wieder Herr der Lage zu werden. Oberflächlich mag der Lehrermangel daraus resultieren, dass die österreichische Jugend nicht mehr der Arbeit als Lehrer nachgehen will, allerdings sollte das Problem grundlegender angegangen werden: So ist zweifelsfrei ein Grund, warum der Beruf als Lehrkraft unattraktiv geworden ist, die fehlende gesellschaftliche Anerkennung, welche auch auf eine verfehlte Bildungspolitik zurückzuführen ist. Auch vergangene bildungspolitische Maßnahmen, als Beispiel soll hier die Zentralmatura dienen, haben weder dazu beigetragen, den Beruf als Lehrer attraktiver zu machen, noch wurde dadurch das Bildungsniveau österreichischer Schüler angehoben.
In diesem Zusammenhang richtet der unterfertigte Abgeordnete an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung nachstehende
Anfrage
1. Welche Maßnahmen gedenkt der Bundesminister hinsichtlich der unbesetzten Lehrstellen zu treffen?
2. Liegen dem Bundesministerium Gründe vor, worauf der Lehrermangel zurückzuführen ist?
a. Wenn ja, welche Gründe sind dies?
b. Wenn nein, ist eine Erhebung der Gründe geplant?
3. Bezugnehmend auf die insgesamt 657 unbesetzten Lehrerstellen: Wie teilt sich dieses Problem auf die einzelnen Gemeinden in Oberösterreich auf?
4. Religionslehrer für welche Konfessionen sind nicht ausreichend besetzt? (Aufschlüsselung nach Konfession und Anzahl fehlender Lehrer)
a. Falls es sich hierbei um einen Mangel an christlichen Religionslehrern handelt: Warum wurde es seitens des Bildungsministeriums verabsäumt, rechtzeitig auf den bestehenden Bedarf an christlichem Religionsunterricht zu reagieren?
b. Falls es sich um einen Mangel an muslimischen Religionslehrern handelt: Ist dieser Mangel auf eine gestiegene Anzahl muslimischer Gläubiger in Österreich zurückzuführen? Gibt es nicht genügend ausgebildete muslimische Theologen?
5. Ist ein ähnlicher Mangel an Lehrern auch an Privatschulen festzustellen oder ist dies ein alleiniges Problem der staatlichen Bildungseinrichtungen?
6. Gibt es einen Lehrermangel wie den im obigen Artikel erwähnten auch in anderen Bundesländern?
a. Wenn ja, in welchem konkreten Ausmaß unbesetzter Lehrerstellen pro Bundesland?