Eingelangt am 07.06.2023
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Anfrage
der Abgeordneten Dr. Stephanie
Krisper, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
Inneres
betreffend
Außerlandesbringung der Familie Lopez: Warum werden Fachkräfte
abgeschoben?
Am 13. April 2023 wurde eine indische Familie aus Haslach
an der Mühl in Oberösterreich abgeschoben. Die 40-jährige Mutter
arbeitete bis dahin als Köchin und ihre 21-jährige Tochter machte
eine Ausbildung zur Altenpflegerin. Die Abschiebung der gut integrierten
indischen Familie sorgte für weitgehende Proteste seitens
der Zivilgesellschaft - in der Gemeinde wurden über 1.000 Unterschriften
für den Verbleib der Familie gesammelt. Die Familie reiste 2019 mit
einem Schengen-Visum nach Österreich ein und stellte in der Folge
einen Asylantrag in Österreich. Das Verfahren ging negativ aus.1
Sowohl Köche und Köchinnen als auch Pfleger:innen
sind in der herrschenden Personalnot gefragt und beide Berufe
sind Mangelberufe. Medienberichten zufolge droht dem Wirt in
Haslach ohne Köchin die Schließung. Außerdem
belegten mehrere Stimmen aus der Gemeinde, dass die Familie bestens integriert
und fleißig war, so auch Klaus Peter, Betreiber der Pension
"Sunnseitn" in Haslach, der der Familie über die letzten zwei
Jahre eine Unterkunft bot.2
In Österreich wird der Umstieg auf die
Rot-Weiß-Rot Karte für Asylwerber:innen nicht ermöglicht. Auch
wenn sie arbeitstätig sind, können Betroffene nicht auf diesen
Aufenthaltstitel umsteigen. Bekannterweise ist der Arbeitskräftemangel in
Österreich dramatisch. Während die Gesellschaft altert und altert,
suchen Unternehmen verzweifelt nach Fachkräften und finden keine. Dass gut
integrierte Fachkräfte einfach abgeschoben werden, obwohl die
österreichische Wirtschaft diese dringend braucht, widerspricht
jeglicher Vernunft - sogar innerhalb der ÖVP gibt es Stimmen, die
Umstiegsmöglichkeiten diskutieren und schaffen möchten,
beispielsweise Karl-Heinz Kopf laut seiner Aussagen in Pro und Contra.3
- https://www.derstandard.at/story/2000145463107/kundgebung-gegen-abschiebung-integrierter-indischer-familie-um-16-uhr
- https://www.derstandard.at/story/2000145488637/15-jaehriger-sohn-der-abgeschobenen-familie-am-flughafen-von-delhi
- https://www.puls24.at/video/pro-und-contra/pro-und-contra-abschiebung-statt-arbeitsplatz-wer-darf-in-oesterreich-hackeln/v-crz5778y3fax
Die unterfertigten Abgeordneten
stellen daher folgende
Anfrage:
- Wann wurde die Abschiebung der Familie
Lopez geplant?
- Welche konkreten Vorbereitungen
wurden für die Abschiebung wann und durch wen getroffen?
- Welche Maßnahmen wurden für
die Durchsetzung der Abschiebung umgesetzt? Bitte um Beschreibung
der Maßnahmen inkl. deren Uhrzeit und Einsatz von Zwangsmitteln
oder Befehls- und Zwangsgewalt.
- Wie viele Beamt:innen waren zur
Verbringung von der Familie Lopez in die Zinnergasse wie lange im Einsatz?
- Welche Kosten sind im Rahmen der
Anhaltung angefallen?
- Wie viele Beamt:innen waren zur
Verbringung der Familie Lopez von der Schubhaft zum Flughafen wie lange im
Einsatz?
- Wie viele Beamt:innen waren zur
Verbringung der Familie Lopez von Haslach nach Delhi wie lange im
Einsatz?
- Warum waren so viele Beamt:innen
für die Begleitung notwendig?
- Waren noch andere Personen beim Flug
dabei?
- Wenn ja, welche und warum?
- Wurde die Außerlandesbringung
von einem/einer Menschenrechtbeobachter:in begleitet?
- Wenn ja, welches Ergebnis resultierte
aus der Beobachtung?
- Wenn nein, warum nicht?
- Nach welchen Entscheidungskriterien
wurde die Fluglinie und Route des Abschiebefluges ausgewählt?
- Nach welchen Entscheidungskriterien
wurde die Fluglinie und Route des Rückfluges der Beamt:innen nach
Österreich ausgewählt?
- Wie lang dauerte die Wartezeit der
Beamt:innen bis zum Rückflug?
- Welche Kosten sind im Rahmen der
Abschiebung angefallen? Bitte um Aufschlüsselung nach
Kostenstelle.
- Wann wurde durch wen
die Flugtauglichkeit untersucht
- der Mutter?
- der Tochter?
- des Sohns?
- Zu welchem Ergebnis kam die
untersuchende Person jeweils?
- Wurden der über die
Flugtauglichkeit entscheidenden Person ärztliche Befunde
übermittelt?
- Wenn ja, inwiefern wurden diese
berücksichtigt?
- Welche Maßnahmen werden Sie bzw.
Ihr Ressort wann setzen, um die Außerlandesbringung von gut
integrierten Fachkräften zu verhindern?
- Welche Diskussionen, Gespräche,
Arbeitsgruppen oder sonstigen Aktivitäten gab es zu diesem Thema
jeweils wann in Ihrem Ministerium?
i. Mit welchem Ergebnis?
- Welche Gespräche wurden hierzu zwischen
Ihrem Ministerium und dem Bundesministerium für Arbeit und
Wirtschaft wann geführt?
i. Mit welchem Ergebnis?
ii. Welche Positionen werden jeweils von welcher Seite
vertreten?
- Mit welchen weiteren Akteur:innen
sind Sie diesbezüglich im Austausch?
i. In welchen Gremien jeweils?
ii. Mit welchem Ergebnis jeweils?
iii. Welche Positionen werden jeweils von welcher Seite
vertreten?
- Sollten keine Maßnahmen geplant
sein, um die Außerlandesbringung von gut integrierten
Fachkräften zu verhindern: Warum nicht? Bitte um Erläuterung
aufgrund einer konkreten Daten- und Faktenlage.
- Werden die Qualifikationen von
Asylwerber:innen erhoben?
- Wenn ja, ab welchem Moment im
Asylverfahren?
- Wenn nein, warum nicht?
- Welcher Austausch besteht hinsichtlich
der Erhebung von Qualifikationen von Asylwerber:innen mit dem
Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft?
- Setzen Sie sich dafür ein, dass
die Qualifikation von Asylwerber:innen erhoben werden (insb. bei jenen,
die eine hohe Anerkennungschance haben)?
- Wenn ja, inwiefern, wann und durch
welche konkrete Maßnahme?
- Wenn nein, warum nicht?