15435/J XXVII. GP
Eingelangt am 29.06.2023
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ANFRAGE
des Abgeordneten Peter Schmiedlechner
an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
betreffend Wird der Wald als CO₂-Speicher unterbewertet?
Österreich ist ein Land der Wälder. Fast 48 Prozent der Staatsfläche sind mit Wald bedeckt. Das macht 4 Millionen Hektar Wald. Auf dieser Fläche stehen 3,5 Milliarden Bäume, also 406 Bäume pro Einwohner.[1]
Der Wald ist einer unserer wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise. Alte Wälder haben nicht nur viel Kohlenstoff in ihrer Pflanzenmasse gespeichert, sie speichern auch immer weiter fort – und zwar einfach nur deshalb, weil die Bäume leben und weiterwachsen. Die gespeicherte Kohlenstoffmenge nimmt bis zu mehrere hundert Jahre lang zu und steigt auch noch bei einem hohen Bestandsalter, wenngleich die absoluten jährlichen Zuwächse in reifen Beständen abnehmen. Auch wenn sie nicht mehr in die Höhe wachsen, so werden sie immer dicker. Das zeigen uns die Jahresringe. Alte Wälder sind damit effektivere Kohlenstoffspeicher als junge. Die mittlere Verweildauer des Kohlenstoffs beträgt in ungenutzten Wäldern etwa 1000 Jahre. Dies liegt weit jenseits forstlicher Umtriebszeiten (= Zeitspanne von der Gründung eines Waldes bis zur Endnutzung) die meist 70 bis 120 Jahre betragen. Auch wenn einzelne Bäume in alten Wäldern zusammenbrechen, wird der gebundene Kohlenstoff im Boden gespeichert bzw. an die Luft abgegeben – das sind aber jahrhundertelange Prozesse.
Zur CO₂-Speicherfähigkeit des Waldes führt der WWF aus:
Ein Buchenwald mit 300 Vorratsfestmetern Holz und einem Alter von ca. 120 Jahren speichert 340 Tonnen CO2. Das ist in etwa so viel CO2, wie bei über 480 Flügen von Wien nach Brüssel emittiert (ausgestoßen) wird!“
In diesem Zusammenhang richtet der unterfertigte Abgeordnete an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie folgende
Anfrage
1. Wird der Wald als CO₂-Speicher unterbewertet?
2. Wie beurteilen Sie die Berechnung des WWF?
3. Welche Studien gibt es in Ihrem Ressort, die weiterführende Informationen zur CO₂-Speicherung in den heimischen Wäldern bzw. grundsätzlich zur CO₂-Speicherfähigkeit des Waldes bereitstellen?
4. Welche Kosten wurden durch diese Studien jeweils budgetwirksam?
5. Welche Bemessungen legen Sie der Berechnung der CO₂-Speicherfähigkeit der heimischen Wälder zugrunde?
6. Gibt es diesbezüglich EU-weite Standards?
a. Wenn ja, welche?
b. Wenn nein, inwiefern wird diesbezüglich eine Vergleichbarkeit sichergestellt?
7. Wieviel CO₂ speichert nach Ihren Kalkulationen ein Baum im Durchschnitt? (Bitte auch nach Sorten aufschlüsseln)
8. Inwiefern wird bei der Berechnung der CO₂-Speicherfähigkeit der heimischen Wälder nach Baumsorten und deren Verbreitung differenziert?
9. Inwiefern werden Gebüsche und Sträucher in die Berechnungen miteinbezogen?