Eingelangt am 14.07.2023
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Anfrage
der Abgeordneten Dr. Stephanie
Krisper, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
Inneres
betreffend Schadenersatz wegen
rechtswidriger Postenbesetzungen
Spätestens seit dem
"ÖVP-Korruptions"-U-Ausschuss steht fest, dass Postenkorruption
in Österreich immer noch gängige Praxis ist. Was Personalbesetzungen
betrifft, steht insbesondere das Innenministerium seit Jahrzehnten in der
Kritik: Die Rede ist von schwarz-türkiser Freunderlwirtschaft und
beeinflussten Postenvergaben, auch der Frauenanteil in Führungspositionen
ist nicht besonders hoch. Rund um die Chats des langjährigen
Kabinettschefs Kloibmüller wurden auch mehrere Verfahren wegen
Postenkorruption eingeleitet, auch gegen Ex-Innenminister Sobotka.1
Bis in die untersten Ebenen werden Posten nach Parteibuch vergeben, wobei
insbesondere die politische Besetzung der Funktionen der Referats- und
Abteilungsleiter:innen ("Leitungsfunktionen") problematisch ist. Ein
System, in dem bei der Betrauung von wichtigen Funktionen der Verwaltung die
politische Couleur einer Person mehr zählt als ihre Qualifikationen und
Kompetenzen. Das kostet die österreichischen Steuerzahler:innen Jahr
für Jahr Millionen, führt zu Reputationsverlusten und frustriert
zahlreiche andere Mitarbeiter:innen der Ressorts. Wir NEOS haben diese Praxis
stets kritisch hinterfragt2 und schon oft Verbesserungen eingemahnt,
damit der Postenkorruption im Innenministerium endlich ein Ende gesetzt wird.3
Denn das Gesetz ist klar: Es gilt das Gebot der
Gleichbehandlung ohne Unterschied der ethnischen Zugehörigkeit, der
Religion oder der Weltanschauung, des Alters oder der sexuellen Orientierung
(§ 13 Bundes-Gleichbehandlungsgesetz). Geht es um Diskriminierungen im
Zusammenhang mit einem Dienstverhältnis zum Bund kann die
Bundes-Gleichbehandlungskommission (B-GBK) auf Antrag oder von Amts wegen
Gutachten erstatten, ob eine Verletzung des Gleichbehandlungsgebotes vorliegt.
Stellt der Senat eine Verletzung des Gleichbehandlungsgebotes fest, muss er der
zuständigen Leiterin/dem zuständigen Leiter des Ressorts schriftlich
einen Vorschlag zur Verwirklichung der Gleichbehandlung übermitteln und
sie/ihn auffordern, die Diskriminierung zu beenden und die für die
Verletzung des Gebotes verantwortliche Bundesbedienstete/den verantwortlichen
Bundesbediensteten nach den dienst- oder disziplinarrechtlichen Vorschriften zu
verfolgen.4 Der/dem nicht zum Zug gekommenen Kandidat:in stehen
außerdem Schadenersatzansprüche zu.
- https://www.derstandard.at/story/2000137797436/innenministerium-diskriminierte-bewerberin-fuer-spitzenjob
- https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/J/10949;
https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/J/10025
- https://www.neos.eu/_Resources/Persistent/d462d6c79709491adb757f0dc45bd28b02d6cfad/NEOS_OeVP-UsA-Bericht.pdf?_ga=2.7997808.39490428.1687425867-394774168.1687249777
(S.103)
- https://www.oesterreich.gv.at/themen/dokumente_und_recht/gleichbehandlung/2/Seite.1860702.html
Die unterfertigten Abgeordneten
stellen daher folgende
Anfrage:
- Wie viele Gleichbehandlungsbeschwerden
betreffend Ihr Ministerium gab bzw. gibt es bei der Bundes-Gleichbehandlungskommission?
Bitte um Aufschlüsselung nach Jahr seit 2003 bis Stichtag Zeitpunkt
der Anfrage.
- Wie oft wegen Diskriminierung
aufgrund der "Weltanschauung"?
- Wie oft wegen welcher anderen
Diskriminierung?
- Um welche Posten handelte es sich?
- Wie oft ist die
Bundes-Gleichbehandlungskommission wegen Diskriminierungen bei der
Postenvergabe im Innenministerium von Amts wegen tätig geworden?
Bitte um Aufschlüsselung nach Jahr seit 2003 bis Stichtag Zeitpunkt
der Anfrage.
- Wie oft wegen Diskriminierung
aufgrund der "Weltanschauung"?
- Wie oft wegen welcher anderen
Diskriminierung?
- Um welche Posten handelte es
sich?
- In wie vielen Fällen wurde
seitens der Bundes-Gleichbehandlungskommission eine Diskriminierung
festgestellt? Bitte um Aufschlüsselung nach Jahr seit 2003 bis
Stichtag Zeitpunkt der Anfrage.
- Wie oft wegen Diskriminierung
aufgrund der "Weltanschauung"?
- Wie oft wegen welcher anderen
Diskriminierung?
- Um welche Posten handelte es
sich?
- Was war Inhalt der Gutachten der
Bundes-Gleichbehandlungskommission und durch welche konkreten
Maßnahmen wurden diesen Gutachten Rechnung getragen?
- Wie oft wurden die verantwortlichen
Bundesbediensteten dienst- oder disziplinarrechtlich verfolgt? Bitte um
Aufschlüsselung nach Jahr seit 2003 bis Stichtag Zeitpunkt der
Anfrage.
- Um Bedienstete in welchen Positionen
handelte es sich?
- Welche Konsequenzen erlebten die
verantwortlichen Bundesbediensteten?
- In wie vielen Fällen, in denen
die B-GBK eine sachlich nicht gerechtfertigte Ungleichbehandlung festgestellt
hat, wurde das Gutachten der B-GBK vor dem BVwG bekämpft? Bitte um
Aufschlüsselung nach Jahr seit 2003 bis Stichtag Zeitpunkt der
Anfrage und Art der Diskriminierung.
- In wie vielen Fällen war eine
Bekämpfung vor dem BVwG erfolgreich?
- In wie vielen Fällen war eine
Bekämpfung vor dem BVwG nicht erfolgreich?
- Wie viele Gleichbehandlungsbeschwerden
betreffend Ihr Ministerium gab es bereits beim Bundesverwaltungsgericht?
Bitte um Aufschlüsselung nach Jahr seit 2003 bis Stichtag Zeitpunkt
der Anfrage.
- Wie viele wegen Diskriminierung
aufgrund der "Weltanschauung"?
- Wie viele wegen welcher anderen
Diskriminierung?
- Wie viele Gleichbehandlungsbeschwerden
betreffend Ihr Ministerium sind derzeit beim Bundesverwaltungsgericht
anhängig?
- Wie viele wegen Diskriminierung
aufgrund der "Weltanschauung"?
- Wie viele wegen welcher anderen
Diskriminierung?
- Wie oft wurden
Schadenersatzansprüche gegen Ihr Ministerium wegen rechtswidriger
Postenbesetzung geltend gemacht? Bitte um Aufschlüsselung nach Jahr
seit 2003 bis Stichtag Zeitpunkt der Anfrage.
- Wie oft wegen Diskriminierung
aufgrund der "Weltanschauung"?
- Wie oft wegen welcher anderen
Diskriminierung?
- Um welche Posten handelte es
sich?
- Wie viel Schadenersatz ist
fällig geworden?
i. Wie oft wegen Diskriminierung aufgrund der
"Weltanschauung"?
ii. Wie oft wegen welcher anderen Diskriminierung?
iii. Um welche Posten handelte es sich?
- Welche Maßnahmen zur
Entschädigung der ungleichbehandelten Personen haben Sie
getroffen?
- Wie viele Personen erhielten
Entschädigungen?
- Welche Entschädigungen
erhielten die Betroffenen?
- Wie hoch war die Gesamtsumme von
Schadenersatzzahlungen wegen Diskriminierungen bei Postenbesetzungen seit
2003? Bitte um Aufschlüsselung nach BMI-Zentralstelle und
nachgeordneten Dienststellen.
- Wann erfolgten die
Schadenersatzzahlungen jeweils (aufgrund der Gutachten und Empfehlungen
der B-GBK; erst nach Urteil des BVwG; nach einem Zivilrechtsverfahren
wegen Entgang der Lebensverdienstsumme usw.)? Bitte um detaillierte
Angaben.
- Wie hoch waren Entschädigungszahlungen
aus anderen Gründen seit 2003 (z.B. Entschädigungen für
persönliche Kränkung usw.)? Bitte um Aufschlüsselung nach
Jahr und Grund.
- Wie oft wurden
Schadenersatzansprüche gegen Ihr Ministerium wegen anderem
Fehlverhalten geltend gemacht? Bitte um Aufschlüsselung nach Jahr
seit 2003 bis Stichtag Zeitpunkt der Anfrage.
- Wegen welchem Fehlverhalten
jeweils?
- Wie viel Schadenersatz ist
fällig geworden?
i. Wegen welchem Fehlverhalten jeweils?
- Haben Sie bisher Maßnahmen
gesetzt, um den diskriminierenden Postenbesetzungen in Ihrem Ressort ein
Ende zu setzen?
- Wenn ja, wann wurden welche konkreten
Maßnahmen in diesem Bereich gesetzt?
- Wenn nein, warum nicht?
- Wenn nein, wann ist geplant, diese
Maßnahmen wodurch umzusetzen?
- Welche konkreten Maßnahmen sollen
in diesem Bereich im Jahr 2023 wann gesetzt werden?
- Wenn nein, welche Diskussionen,
Gespräche, Arbeitsgruppen oder sonstigen Aktivitäten wurden zu
diesem Thema wann in Ihrem Ministerium gesetzt?
i. Mit welchem Ergebnis?
- Welche Organisationseinheiten (Abteilungen)
anderer Bundesministerien waren bzw. sind bei der Erarbeitung inwiefern
wann involviert?
- Haben Sie bisher Maßnahmen
gesetzt, um gezielt den diskriminierenden Postenbesetzungen aufgrund der
Weltanschauung ein Ende zu setzen?
- Wenn ja, wann wurden welche konkreten
Maßnahmen in diesem Bereich gesetzt?
- Wenn nein, warum nicht?
- Wenn nein, wann ist geplant, diese
Maßnahmen wodurch umzusetzen?
- Welche konkreten Maßnahmen
sollen in diesem Bereich im Jahr 2023 wann gesetzt werden?
- Wenn nein, welche Diskussionen,
Gespräche, Arbeitsgruppen oder sonstigen Aktivitäten wurden zu
diesem Thema wann in Ihrem Ministerium gesetzt?
i. Mit welchem Ergebnis?
- Welche Organisationseinheiten
(Abteilungen) anderer Bundesministerien waren bzw. sind bei der
Erarbeitung inwiefern wann involviert?