Eingelangt am 10.08.2023
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Anfrage
der Abgeordneten Henrike Brandstötter,
Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für Inneres
betreffend Angriffe auf das ORF-Team nach
dem Rammstein-Konzert
Nach dem Rammstein-Konzert in Wien am
26.07.2023 kam es von Seiten einiger Personen zu verbalen und körperlichen
An- und Übergriffen auf das vor dem Ernst Happel-Stadion berichtende
ORF-Team. Der ORF-Redakteur Dietmar Petschl wurde von einem Fan zuerst mit:
„Ihr seid‘s lauter Juden, Oida! Gfraster seid‘s ihr.
Scheiß ORF!“ angeschrien und anschließend physisch
attackiert. Auch die Kamerafrau wurde körperlich attackiert. Laut Aussage
des ORF-Redakteurs stand das Team danach unter Polizeischutz. Der Angriff wurde
von Seiten des Presseclubs Concordia scharf verurteilt.
Österreich schneidet im Ranking
Pressefreiheitsindex 2023, verglichen zu vielen anderen EU-Mitgliedstaaten,
sehr schlecht ab und ist nur auf Platz 29 – wobei man im Jahr 2021 noch
den ebenfalls nicht rühmlichen 17. Platz belegte. Bemängelt wird
unter anderem, dass die Stimmung gegen Journalist:innen seit Beginn 2023 auf
Demonstrationen wieder rauer geworden sei.
Schon im Jänner 2021 haben wir die
Bundesregierung, insbesondere den Bundesminister für Inneres, mittels
Entschließungsantrag aufgefordert, schnellstmöglich sinnvolle und
umsetzbare Maßnahmen zum Schutz von Journalist:innen im öffentlichen
Raum auszuarbeiten und umzusetzen (https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVII/A/1209/imfname_877441.pdf).
Im April 2023 haben wir die Forderung nach gründlichem Schutz von
Journalist:innen durch einen neuerlichen Entschließungsantrag
bekräftigt (https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVII/A/3325/fname_1557542.pdf).
Gerade der Schutz von Journalist:innen und
damit einhergehend die Möglichkeit zur freien Berichterstattung sind eines
der höchsten Güter unser Demokratie und sollten deshalb auch mit aller
Macht von Seiten des Staates unterstützt und geschützt werden.
Quellen:
https://www.diepresse.com/13451671/rammstein-fans-attackieren-orf-team-antisemitisch
https://tvthek.orf.at/profile/ZIB-3/13894950/ZIB-3/14187584/Petschl-ORF-ueber-das-Rammstein-Konzert/15436604
https://www.krone.at/3070700
https://orf.at/stories/3325422/
https://www.rog.at/pm/oesterreich-erreicht-platz-29-und-ist-mit-einem-plus-von-056-punkten-praktisch-gleichgeblieben-der-absturz-vom-vorjahr-hat-sich-verfestigt/
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
Anfrage:
- Wie bereitete sich wer
seitens der Sicherheitsbehörden auf den Einsatztag am 26.07.2023 vor
(bitte um Beschreibung der Vorbereitungen in chronologischer Form)?
- Welche
Gefährdungsprognose ging dem Einsatz am 26.07.2023 voraus?
- Von wem wurde diese
wann vorgenommen?
- Inwiefern waren Sie oder
Ihr Kabinett bzw. wer außerhalb der LPD Wien wann in die
vorbereitenden Planungen involviert?
- Inwiefern waren Sie oder
Ihr Kabinett bzw. wer außerhalb der LPD Wien wann in die
Entscheidung über die vorbereitenden Maßnahmen involviert?
- Welche Einheiten waren
beim Konzert wo genau im Einsatz?
- Wurden im Zuge des gesamten Einsatzes auch
andere Einheiten von außerhalb Wiens bzw. welche andere(n)
Sondereinheit(en) rekrutiert?
- Wie lange dauerte der besagte Einsatz und
wie viele Einsatzkräfte waren insgesamt vor Ort (Bitte um
Aufschlüsselung nach genauer Örtlichkeit)?
- Welchen Kenntnisstand haben die
Sicherheitsbehörden von dem Sachverhalt des angegriffenen
Journalisten bzw. der angegriffenen Kamerafrau?
- Welche Ermittlungsschritte zogen die
Sicherheitsbehörden wann?
i. Mit jeweils welchem Ergebnis?
- Kam es zu einer Strafanzeige?
- Wann genau und wie erfuhren Sie über
den Vorfall?
- Sind Ihnen überdies weitere Fälle
am 26.07.2023 hinsichtlich Angriffen gegen Journalist:innen und/oder
Kameraleute bekannt?
- Wenn ja, wie viele und welche?
- Wie viele Strafanzeigen gab es insgesamt
jeweils im Jahr 2020, 2021, 2022 und 2023 gegen Personen bzgl. Handlungen
gegen Journalist:innen bzw. Kameraleute udgl. im Rahmen ihrer
journalistischen Arbeit im öffentlichen Raum (bitte um Auflistung mit
Deliktsangaben)?
- Wie viele davon aus Eigenem?
- Durch welche konkreten Maßnahmen
seitens der Exekutive wurden wann und wo berichterstattende
Journalist:innen bzw. Kameraleute udgl. am 26.07.2023 vor Ort
geschützt?
- Von wem sind diese Maßnahmen wann
beschlossen worden?
- Warum wurden offenbar dennoch
Journalist:innen durch Dritte gestört?
- War ein:e
Medienkontaktbeamte:in vor Ort?
i. Falls ja, inwiefern kam er:sie zum Einsatz?
ii. Falls nein, warum nicht?
1. Ist geplant, zukünftig bei Veranstaltungen
eine:n Medienkontaktbeamt:in vor Ort zu haben?
- Kam es mit den am
Konzert anwesenden Journalist:innen schon im Vorfeld zu einem
Gespräch seitens der Einsatzkräfte vor Ort?
i. Wenn ja, was wurde besprochen?
1. Wer war von Seiten des BMI involviert?
2. Kam die Kontaktaufnahme von Seiten des BMI?
ii. Wenn nein, warum nicht?
- Kam es mit den am Konzert anwesenden
Journalist:innen im Rahmend des Einsatzes zu einem Gespräch?
i. Wenn ja, was wurde besprochen?
1. Wer war von Seiten des BMI involviert?
2. Kam die Kontaktaufnahme von Seiten des BMI?
ii. Wenn nein, warum nicht?
- Welche Strategien zum
Schutz von Journalist:innen sind beim Einsatz am 26.07.2023 zu tragen
gekommen?
- Inwiefern unterscheiden
sich diese von jenen, die im Zusammenhang mit Demonstrationen der
Corona-Maßnahmen-Gegner zur Anwendung gekommen sind?
- Wurde der Einsatz am
26.07.2023 im Nachhinein evaluiert bzw. diskutiert?
- Wenn ja, zwischen
wem, wann und mit welchem Ergebnis?
- Welche Lehren und Konsequenzen wurden aus
den Vorfällen, sowohl gegenüber den Teilnehmenden am Konzert
als auch gegenüber den Journalist:innen, bereits gezogen?
- Gibt es ein Einsatzprotokoll?
i. Falls ja, mit welchem Inhalt?
ii. Falls nein, warum nicht?
- Gibt es bereits einen Schlussbericht?
i. Falls ja, mit welchem Inhalt?
ii. Falls nein, warum nicht?
- Im Jahr 2021 wurde von
Seiten des BMI angesichts zunehmender Drohungen und Übergriffe
radikaler Corona-Maßnahmen-Gegner gegen bspw. Journalist:innen
Maßnahmen unter anderem zum Schutz von Medienunternehmen
beziehungsweise von Journalist:innen angekündigt und dass man in
Zukunft bei Angriffen gegen Journalist:innen "konsequent
einschreiten" wird.(https://www.derstandard.at/story/2000131928402/innenminister-bereitet-massnahmen-zum-schutz-von-medien-vor).
- Welche Maßnahmen
beinhaltete diese Ankündigung?
- Welche Maßnahmen
zum Schutz von Journalist:innen wurden bis dato inwiefern umgesetzt?
- Inwiefern hat sich der
Zugang zum Schutz von Journalist:innen im öffentlichen Raum seither
geändert?
- Im Jahr 2021 wurde von
Seiten des BMI ein "vernetzter Austausch" angekündigt, der
unter anderem konkrete Beratungsgespräche vorgesehen hat. An
konkreten Maßnahmen wurden "Präventionsangebote",
etwa "Verhaltensschulungen" im Vorfeld von Demos ebenso wie
Medienansprechpartner und Kontaktbeamte bei den Demonstrationen selbst
genannt. Bei erkennbaren Bedrohungslagen würden Medienbetriebe und
-einrichtungen präventiv geschützt werden (https://www.kronehit.at/news/schutz-fuer-journalisten/).
- Welche Maßnahmen
waren vom "vernetzten Austausch" umfasst?
- Welche Maßnahmen
bestehen heute noch?
- Wieviele
Beratungsgespräche mit Journalist:innen und/oder
Medienvertreter:innen fanden bis heute statt?
i. Wer aus ihrem oder einem fremden Ressort war wann daran beteiligt?
- Wie oft wurden diese
Beratungsgespräche von Journalist:innen und/oder
Medienvertreter:innen angeregt?
- Wie oft wurden diese
Beratungsgespräche von Seiten des BMI angeregt?
- Welche konkreten Punkte
und Probleme wurden von Journalist:innen und/oder Medienvertreter:innen
im Zuge der Beratungsgespräche angesprochen?
- Wie viele
Übergriffe auf Journalist:innen wurden von diesen im Zuge des
"vernetzten Austausches" gemeldet?
- Welche Erkenntnisse
hat das BMI im Rahmen des "vernetzten Austausches" gewonnen und
wie fließen diese in die tägliche Arbeit ein?
- Welche weiteren
Maßnahmen wurden sonst gesetzt?