16030/J XXVII. GP

Eingelangt am 30.08.2023
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Alois Kainz
an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

betreffend Steigende Zahl schwerkranker Rassekatzen

 

 

Am 8. August war der Weltkatzentag. Dieses Datum nahmen zahlreiche Tierschutz-NGOs zum Anlass, um auf die steigende Zahl schwerkranker Rassekatzen aufmerksam zu machen. Besonders die Wiener Tierärztekammer und Tierschutzombudsstelle zeichneten in einer Presseaussendung vom 7. August 2023 ein trauriges Bild:[1]

 

Seit circa einem Jahr – so der Tenor in der qualitativen Umfrage der Wiener Tierärztekammer – verzeichnen Tierärzt*innen in der Bundeshauptstadt einen Anstieg bei den Schottischen Faltohrkatzen von „mehreren Neukunden pro Monat“ bis hin zu „zwei bis drei solcher Katzen in der Woche“.  In der Abteilung Bildgebende Diagnostik der Veterinärmedizinischen Universität Wien ist die Anzahl der behandelten Scottish Fold von einem Tier im Jahr 2019 auf 16 Tiere im Jahr 2022 gestiegen. Auch andere Rassen mit Qualzucht-Merkmalen liegen im Aufwärtstrend. So berichten die befragten Tierärzt*innen von einer Zunahme an Nacktkatzen, brachycephalen (kurzköpfigen) Rassen sowie Tieren, die unter Polydaktylie („Vielzehigkeit“) leiden.

 

Bei diesen Zucht-Merkmalen kann es so weit gehen, dass die zuvor genannten Katzenrassen oftmals höllische Qualen leiden und teilweise gar nicht mehr behandelt werden können. Nicht selten müssen betroffen Katzen, um sie von ihrem Leid zu erlösen, eingeschläfert werden.

 

Das besondere (Qualzucht-)Merkmal der Scottish Fold sind die „gefalteten“ Ohren. „Sie sind das sichtbare Zeichen einer unheilbaren Erbkrankheit“, erklärt Tierarzt Manfred Hochleithner. „Was süß ausschaut, bedeutet für die Tiere höllische Qualen.“ Die sogenannte Osteochondrodysplasie (OCD) sorgt für Beeinträchtigungen wie Gelenksschwellungen, verdickte und missgestaltete Gliedmaßen sowie eine abnorme Körperhaltung und Gangart. Kostspielige tierärztliche Behandlungen sind die Folge. „Oftmals bleibt leider nur die Euthanasie als einzige Möglichkeit, das Leid zu beenden“, so Hochleithner.

 

Dass traurige an der Situation ist, dass die Katzenhalter gerade diese Zucht-Merkmale als besonders „süß“ wahrnehmen und den Tieren ja eigentlich nichts Böses wollen. Doch wenn dann die ersten Krankheitssymptome aufkommen, sind viele der Besitzer überfordert – oftmals auch finanziell – und setzen die Tiere dann einfach aus. Dies untermauert der Fall der Scottish-Fold-Katze, „die kürzlich als Fundtier ins TierQuarTier Wien kam – und aufgrund ihres desaströsen Gesundheitszustands sofort erlöst werden musste. „Auch das ist leider eine Folge des Scottish Fold-Booms: Immer mehr Tiere werden ausgesetzt, sobald Krankheitssymptome auftreten“, berichtet Tierschutzombudsfrau Eva Persy. Sogar unter Wiens Streunerkatzen seien mittlerweile die ersten Faltohren gesichtet worden.“

 

In diesem Zusammenhang richtet der unterfertigte Abgeordnete an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz folgende

 

Anfrage

 

1.    Wie viele Katzen werden in Österreich als Haustiere gehalten?

a.    Wie wird diese Zahl erhoben?

b.    Wenn diese Zahl nicht erhoben wird, warum nicht?

2.    Wie viele der in Österreich lebende Katzen sind in der Heimtierdatenbank gemeldet?

a.    Wie viele der registrierten Katzen sind gechipt bzw. tätowiert?

3.    Wie viele der in der Heimtierdatenbank gemeldeten Katzen sind Rassekatzen?

a.    Wie viele der gemeldeten Rassekatzen gehören zu den Rassen „Scottish Fold“, zu den „Nacktkatzen“ oder zu brachycephalen (kurzköpfigen) Rassen? (Auflistung nach Zucht-Merkmalen)

b.    Wenn zuvor aufgelistete Katzen offiziell in der Heimtierdatenbank gemeldet sind, obwohl Zucht, Import, Weitergabe und Erwerb der Tiere in Österreich verboten sind, wie wird mit solchen Meldungen weiter verfahren?

4.    Wie viele Anzeigen/Ermittlungsverfahren/Verurteilungen durch zuständige Behörden hat es betreffend Katzen mit Qualzucht-Merkmalen gegeben (seit 2019, aufgelistet nach Anzeigen, Ermittlungsverfahren und Verurteilungen)?

a.    Wenn es keine Zahlen dazu gibt, warum nicht?

5.    Welche Aktionen gibt es für Katzenhalter, um auf die Situation rund um Qualzucht aufmerksam zu machen?

a.    Wie wird dieses Informations- bzw. Beratungsangebot kommuniziert?

6.    Wie müssen Tierärzte verfahren, wenn sie eine Katze mit Qualzucht-Merkmalen in ihrer Praxis behandeln? Müssen diese den Tierhalter melden?

a.    Wenn nein, warum nicht?

7.    Inwieweit wird in der aktuellen Novellierung des Tierschutzgesetzes auf diese Entwicklung rücksichtgenommen?

a.    Sind Positiv-Listen geplant?

                                          i.    Wenn nein, warum nicht?

b.    Ist es geplant spezifische (Qual)zucht-Merkmal zu verbieten?

                                          i.    Wenn nein, warum nicht?

c.    Wird es eine Unterscheidung zwischen „Merkmal“ und „Symptom“ im Bereich der Qualzucht geben?

                                          i.    Wenn nein, warum nicht?

d.    Werden Rückzüchtungsprogramme weiter erlaubt sein?

                                          i.    Wenn nein, warum nicht?



[1] https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20230807_OTS0039/tieraerztinnen-schlagen-alarm-anzahl-kranker-rassekatzen-nimmt-zu