Eingelangt am 29.09.2023
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Dr. Helmut
Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für europäische und
internationale Angelegenheiten
betreffend Wie viele russische Diplomat:innen und/oder
Spion:innen gibt es in Österreich?
Österreich ist seit Jahrzehnten bevorzugtes Operationsgebiet
ausländischer Geheimdienste, einer der Hauptakteure ist die Russische
Föderation (https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2173966-Oesterreich-laut-Verfassungsschutz-Spionage-Paradies.html).
Auch im Verfassungsschutzbericht 2022 wird dies
festgehalten:
„Für den österreichischen
Verfassungsschutz sind vor allem Staaten wie die Russische Föderation oder
der Iran sowie türkische und chinesische Geheim- und Nachrichtendienste
von Relevanz. Die Intensität der Operationen ist heutzutage gleichbleibend
hoch. HUMINT, verdeckte Einflussnahmen, Desinformation, Wirtschaftsspionage
sowie das Durchführen von Cyberangriffen zählen zu den methodischen
Vorgehensweisen der Dienste. Auch der Einsatz von sogenannten „Illegalen“
ist ein weiterhin gängiges Mittel.
[…]
Der nach wie vor anhaltende Angriffskrieg Russlands gegen
die Ukraine birgt mehrere Bedrohungslagen für die westliche Welt und damit
auch für Österreich, die eine nachrichtendienstliche Einwirkung
Russlands annehmen lässt.
[...]
Neben einer fordernden Rolle russischer Nachrichtendienste
zur militärisch-strategischen und außenpolitischen
Informationsbeschaffung im unmittelbaren Krisengeschehen ist die russische
Nomenklatur seit Ausbruch des Konflikts um gelenkte und deutlich einseitige Berichterstattung
im eigenen Interesse bemüht. Dabei war nicht nur die Außenwirkung
Russlands im internationalen Kontext von Bedeutung, sondern vorrangig auch die
kanalisierte Information beziehungsweise Beeinflussung der eigenen
Bevölkerung. Eine direkte Einwirkung russischer Nachrichtendienste in
Desinformationskampagnen, Steuerung russischer Medien und von russischen
Medienportalen sowie eine Diffamation von Gegnern – damit sind sowohl die
Feinde im direkten Kriegsgeschehen selbst gemeint, als auch die NATO als
Sinnbild der westlichen Welt – ist damit anzunehmen.“ (https://www.dsn.gv.at/501/files/VSB/VSB_2022_bf_12052023.pdf).
Dass es weiterhin diplomatischen Austausch geben muss,
steht außer Frage. Das Wiener Übereinkommen über diplomatische
Beziehungen erlaubt es aber ohne weiteres, die Zahl der Diplomat:innen auf das
Allernotwendigste zu beschränken. So hat z.B. Dänemark die Anzahl der
russischen Diplomat:innen auf fünf plus 20 weitere Mitarbeiter:innen
beschränkt. Der Grund: Anträge auf Akkreditierung mit eindeutig
nachrichtendienstlichem Hintergrund.
Wenn russische Diplomat:innen Spionage betreiben oder
Aktivist:innen gegen das russische Regime ausspähen, braucht es harte
Konsequenzen und ein rasches, entschiedenes Handeln.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
Anfrage:
- Wie viele Personen sind in
Österreich als Diplomat:innen für Russland akkreditiert?
- An welchen ausländischen
Vertretungen Russlands in Österreich samt welcher Abteilung sind
diese genau tätig?
- Welche Funktionen erfüllen
die in Wien akkreditierten Diplomat:innen derzeit?
- Wie viele Diplomat:innen sind
für welche Abteilungen der Botschaft in Wien akkreditiert?
i. Für die Konsularabteilung?
ii. Für die Verteidigungsabteilung?
iii. Für die Handelsabteilung
iv. Für das Kulturinstitut der Russischen Föderation?
v. Für die Presseabteilung?
- Wie viele Personen sind in
Österreich als administrativ-technisches Personal für Russland
akkreditiert?
- An welchen ausländischen
Vertretungen Russlands in Österreich samt welcher Abteilung sind
diese genau tätig?
- Wie viele Personen sind für
welche sonstige Tätigkeiten Russlands in Österreich
akkreditiert?
- An welchen ausländischen
Vertretungen Russlands in Österreich samt welcher Abteilung sind
diese genau tätig?
- Hat sich der Stand
akkreditierter Diplomat:innen Russlands in Österreich seit dem
21.02.2022 verändert?
- Wenn ja, inwiefern?
- Wenn ja, zu wie
vielen Akkreditierungen bei jeweils welcher ausländischen
Vertretung Russlands in Österreich samt welcher Abteilung kam es
wann?
- Wenn ja, zu wie vielen
Ausreisen bei jeweils welcher ausländischen Vertretung Russlands in
Österreich akkreditierten Personen kam es wann?
- Wurde dabei Rücksprache
bzw. Austausch mit Behörden des Innenministeriums oder anderer
Ressorts gepflogen?
- Wenn ja, wann mit welchen
Behörden inwiefern und mit welchem Ergebnis?
- Gab es Gespräche mit dem
Innenministerium oder welchen anderen Ressorts bzgl. möglicher
Mitglieder der russischer Nachrichten- oder Geheimdienste oder mit ihnen
verbundenen Organisationen unter den in Österreich akkreditierten
Diplomat:innen Russlands?
- Wenn ja, wann und was war der
konkrete Gesprächsinhalt?
- Wenn ja, wer war daran beteiligt?
- Wenn ja, welche Position nahm das BMEIA jeweils ein?
- Gab es Gespräche mit dem
Innenministerium oder welchen anderen Ressorts bzgl. möglicher „Illegaler“
Russlands in Österreich?
- Wenn ja, wann und was der
konkrete Gesprächsinhalt?
i. Wer
war daran beteiligt?
ii. Welche
Position nahm das BMEIA jeweils ein?
- Gab es Gespräche Ihres Ressorts mit dem
Innenministerium oder welchen anderen
Ressorts bezüglich russischer Diplomat:innen (mit Ausnahme jener acht
Personen, die als PNG qualifiziert wurden), um sie möglicherweise als
„personae non gratae“ zu qualifizieren?
- Wenn ja, wann mit welcher Behörde und was war der
konkrete Gesprächsinhalt?
i. Wer
war daran beteiligt?
ii. Welche
Position nahm das BMEIA jeweils ein?
- Wenn ja, mit
welchem Ergebnis?
- Wurde vonseiten einer
Behörde bzw. Einheit des BMI oder anderen Ressorts Vertreter:innen
Ihres Ressorts bzw. Ihnen selbst möglicher Spionagehintergrund von
russischen Diplomat:innen zur Kenntnis gebracht, diese aber nicht
ausgewiesen bzw. zu PNG erklärt?
- Wenn ja, wann durch welche
Behörde erlangte wer im BMEIA derartige Kenntnis?
- Wie viele Personen und für
welche Tätigkeiten sind in Russland für Österreich
akkreditiert?
- An welchen ausländischen
Vertretungen Österreichs in Russland genau?
- Hat sich der Stand
österreichischer akkreditierter Diplomat:innen in Russland seit dem
21.02.2022 verändert?
i. Wenn ja, inwiefern?
- Hat Österreich derzeit gem.
Art 11 Abs 1 des Wiener Übereinkommen über
diplomatische Beziehungen ("Ist keine
ausdrückliche Vereinbarung über den Personalbestand der Mission
getroffen worden, so kann der Empfangsstaat verlangen, dass dieser Bestand
in den Grenzen gehalten wird, die er in Anbetracht der bei ihm vorliegenden
Umstände und Verhältnisse sowie der Bedürfnisse der
betreffenden Mission für angemessen und normal hält.")
den Personalstand einer Mission begrenzt?
- Wenn ja, welche, seit wann und
mit welcher Begrenzung und Begründung?
- Ist es angedacht, Art. 11 Abs.
1 in naher Zukunft auf eine Mission anzuwenden?
i. Wenn ja, welcher gegenüber wann mit welcher Begrenzung
und Begründung?
- Hat Österreich derzeit gem.
Art 11 Abs 2 des Wiener Übereinkommen über diplomatische
Beziehungen ("Der Empfangsstaat kann ferner innerhalb der
gleichen Grenzen, aber ohne Diskriminierung, die Zulassung von
Bediensteten einer bestimmten Kategorie ablehnen.") die Zulassung von
Bediensteten einer Mission einer bestimmten Kategorie abgelehnt?
- Wenn ja, welche seit wann und
mit welcher Begründung?
- Ist es angedacht, Art. 11 Abs.
1 in naher Zukunft auf eine Mission anzuwenden?
i. Wenn ja, welcher gegenüber wann mit welcher
Begründung?