16396/J XXVII. GP
Eingelangt am 03.10.2023
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Anfrage
der Abgeordneten Christian Oxonitsch,
Genossinnen und Genossen
an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend „Fehlende Ausbildungsplätze in der Sozialen Arbeit"
Mit neun Bachelor- und zehn Masterstudiengängen an Fachhochschulen und rund 3.000 Studierenden im Feld der Sozialen Arbeit sind laut Ministerium ausreichend Ausbildungsmöglichkeiten vorhanden, um den Personalbedarf in diesem Bereich abzudecken[1]. Die Realität zeigt uns jedoch anderes. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt das in der Berufsgruppe Sozialarbeit und Sozialpädagogik für rund 20.600 von knapp 26.500 offenen Stellen keine passend qualifizierten Arbeitssuchenden gefunden werden können. Der Österreichische Berufsverband der Sozialen Arbeit (OBDS) sieht die Situation in Österreich ähnlich, wobei es jedoch keine genau Zahlen für Österreich gibt. Neben einer verbesserten Bezahlung braucht es dringend auch mehr Personal und dafür ist ein Ausbau der Studienplätze notwendig[2]. An Interesse fehlt es nicht. Seit 2012 wird das Studium der Sozialen Arbeit konstant stark nachgefragt[3] und immer gibt es "deutlich mehr hochqualifizierte Bewerberinnen" als verfügbare Plätze[4]. Auf einen Platz kommen vier- bis fünfmal so viele Bewerbungen[5]. Laut dem aktuellen FH-Entwicklungs-und Finanzierungsplan sollen in den nächsten drei Jahren insgesamt 1.050 neue bundesfinanzierte Anfänger*innenplätze geschaffen werden[6]. Die Fachhochschulkonferenz (FHK) befürchtet jedoch, dass es sich lediglich um eine Umschichtung und Vollbesetzung, von bisher nicht besetzten Plätzen handelt und somit kein tatsächlicher Ausbau stattfindet [7]. Diese Maßnahme steht damit in keinem angemessenen Verhältnis zum akuten Fachkräftemangel, der derzeit in Österreich vorherrscht. Darüber hinaus konzentriert sich der aktuelle sowie die vergangenen FH-Entwicklungspläne ausschließlich auf die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) ohne jegliche Erwähnung der Sozialen Arbeit bzw. Sozialpädagogik[8][9], wie es in diesem Bereich zu einem Ausbau der Ausbildung kommen soll, ist nicht ersichtlich.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE
1. Ist aufgrund des aktuellen und akuten Personalmangels in der Sozialen Arbeit geplant, neue Maßnahmen/Veränderungen im Bereich der Ausbildung/Qualifizierung von Sozialarbeiter*innen zu setzten?
a. Wenn ja, welche sind das konkret und in welchem Rahmen werden die festgelegt bzw. ausverhandelt?
b. Stehen Sie diesbezüglich mit den einzelnen Fachhochschulen im Austausch?
c. Wenn nein, warum nicht?
2. Wie viele neue Studienplätze für das FH- Studium der Sozialen Arbeit wurden in den letzten zehn Jahren geschaffen? Bitte um Ausschlüsselung nach Bundesland, Bachelor/Master-Programm und Fachhochschule.
3. Wie viele neue Studienplätze für die Soziale Arbeit sollen in den nächsten Jahren geschaffen werden? Bitte um Ausschlüsselung nach Bundesland, Bachelor/Master-Programm und Fachhochschule.
a. Welche konkreten Maßnahmen werden hierfür gesetzt?
b. In welchem gesetzlichen Rahmen werden diese Maßnahmen beschlossen?
c. Wann kann mit einer Umsetzung gerechnet werden?
4. Warum wird im aktuellen FH –Entwicklungs- und Finanzierungsplan 2023/24 –2025/26 der Schwerpunkt überwiegend auf MINT-Fächer gelegt, während die Soziale Arbeit nicht erwähnt wird, jedoch hier ein akuter Personalmangel herrscht? Welche Gründe liegen dieser Entscheidung zugrunde und wie plant die Regierung, den Personalbedarf in der Sozialen Arbeit dennoch zu decken?
5. Verfügen Sie über Zahlen, wie viele Studierende sich im Durschnitt auf einen Studienplatz bewerben? Bitte um Darstellung je Bundesland und Fachhochschule.
6. Gibt es weitere geplante Maßnahmen Ihres Ministeriums, um dem aktuellen Personalmangel in der Sozialpädagogik und Sozialen Arbeit entgegenzuwirken, abgesehen vom Ausbau der Studienplätze?
a. Falls ja, welche Maßnahmen sind konkret geplant?
b. Wann ist die Umsetzung dieser Maßnahmen vorgesehen?
c. Gibt es bereits Verhandlungen oder Gespräche mit relevanten Partner*innen und Interessensgruppen bezüglich dieser Maßnahmen?
i. Wenn ja, wer ist in diesem Prozess involviert?
7. Gibt es konkrete Pläne oder Programme, um den Austausch zwischen Bildungseinrichtungen und Arbeitgeber*innen im Bereich der Sozialen Arbeit zu stärken, um gezielter auf die Bedürfnisse der Einrichtungen eingehen zu können und so eventuell neue Lösungen zu finden?
8. Wie gewährleisten Sie einen kontinuierlichen Austausch und eine effektive Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium, um gemeinsam die aktuellen Herausforderungen im Gesundheitsbereich zu bewältigen und das Wissen und die Erfahrung der Fachkräften aus der Praxis mit in die Gestaltung der Ausbildung mit einfließen zu lassen?
9. Gibt es Pläne, die Ausbildung der Sozialarbeiter*innen oder Sozialpädagog*innen zu verändern?
10. Wie unterstützt Ihr Ministerium die Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen und Praxisbetrieben, um praxisnahes Lernen und den reibungslosen Übergang in den Arbeitsmarkt für Absolvent*innen der Sozialen Arbeit zu fördern?
11. Gibt es Programme oder Initiativen zur Förderung von Fort- und Weiterbildungen für bereits tätige Sozialarbeiter*innen, um ihre Kompetenzen zu erweitern und den Bedarf an Fachkräften in speziellen und besonders unterbesetzten Fachbereichen zu decken?
a. Wenn ja, welche sind das? Bitte um Darstellung je Bundesland.
b. Wie viele Personen nehmen an diese Fort- und Weiterbildungen teil?
c. Wenn nein, gibt es Pläne, den Bereich der Fort- und Weiterbildungen auszubauen?
12. Verfügt Ihr Ministerium über Zahlen, in welche Fachbereiche die Studierenden nach ihrem Abschluss gehen und welche Bereiche besonders unattraktiv sind für die Absolvent*innen?
a. Gibt es Pläne, Maßnahmen, die besonders unattraktive Stellen attraktiver machen sollen?
13. Plant Ihr Ministerium gezielte Förderprogramme oder Anreize, um den Personalmangel in bestimmten Fachbereichen der Sozialen Arbeit, wie z.B. der Kinder- und Jugendhilfe, zu beheben?
14. Gibt es Pläne zu Burn-out Präventionsmaßnahmen in der Sozialen Arbeit und Sozialpädagogik, um mehr Personen vor einem Ausscheiden aus dem Beruf zu bewahren?
15. Gibt es Pläne über den Ausbau von dualen/berufsbegleitenden Studiengängen in der Sozialen Arbeit?
16. Im aktuellen FH- Entwicklungs- und Finanzierungsplan, ist von der Etablierung dualer Angebote die Rede. Jedoch finden sich keine zusätzlichen Ressourcen für diesen Ausbau.
a. Wie wird der Ausbau dualer Studiengänge finanziert?
b. Wie viele Studienplätze sollen durch den Ausbau geschaffen werden?
c. Wann sollen diese Studienplätze geschaffen werden?
d. Befinden sich diese Pläne bereits in der Umsetzung?
i. Wenn ja, wer ist in die Umsetzung involviert?
17. Wie plant das Ministerium, die im Entwicklungsplan erwähnte Erhöhung der Rekrutierungsquote und sozialen Durchlässigkeit im Aufnahmeverfahren umzusetzen, wenn es de facto nicht mehr Plätze gibt?
a. Angesichts der Ergebnisse der Studierendenbefragung 2022 der ÖH, die zeigt, dass Studienbeiträge für fast die Hälfte der Fachhochschulstudierenden eine finanzielle Belastung darstellen, wie plant das Ministerium mit dieser Problematik umzugehen?
[1] https://www.derstandard.at/story/2000138195727/soziale-arbeit-ministerium-gibt-sich-bei-studienplatzaufstockung-gespraechsbereit
[2] https://www.derstandard.at/story/2000138754010/was-gegen-die-personalnot-in-der-sozialen-arbeit-hilft
[3] https://www.derstandard.de/story/3000000050722/welche-studienplaetze-am-begehrtesten-sind
[4] https://www.derstandard.de/story/2000138195727/soziale-arbeit-ministerium-gibt-sich-bei-studienplatzaufstockung-gespraechsbereit
[5] https://www.derstandard.at/story/2000138754010/was-gegen-die-personalnot-in-der-sozialen-arbeit-hilft
[6] Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. 2023. Medieninfo- FH Entwicklungs und Finanzierungsplan 2023/24 –2025/26.
[7] https://www.derstandard.at/story/2000144716249/neuer-fachhochschulplan-sieht-nun-doch-mehr-studienplaetze-vor
[8] Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. 2023. Fachhochschul-Entwicklungs- und Finanzierungsplan 2023/24 –2025/26.
[9] Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. 2023. Fachhochschul-Entwicklungs und Finanzierungsplan 2018/19 –2023/24.