Eingelangt am 04.10.2023
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Anfrage
der Abgeordneten Dr.
Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister
für europäische und internationale Angelegenheiten
betreffend Besuch von
Mitgliedern der FPÖ beim Außenminister der Taliban
Am 25. September
veröffentlichte der afghanische Nachrichtensender TOLOnews auf seinen
Facebook- und Twitter-Kanälen, dass sich "Mitglieder der
Freiheitlichen Partei Österreichs" mit dem afghanischen
Außenminister, Amir Khan Mutaqqi, getroffen haben. In Afghanistan zugegen
waren der ehemalige EU-Abgeordnete der FPÖ, Andreas Mölzer, und der
ehemalige freiheitliche National- und Bundesratsabgeordnete Johannes
Hübner. Laut den Posts haben Außenminister Mutaqqi und seine
Gäste dabei die Einrichtung konsularischer Dienste und Lösungen
für Probleme der Afghanen in Wien besprochen.


Dem Außenministerium
war die Reise bekannt; es verlautbarte, davon abgeraten zu haben. Nun stellt
sich heraus, dass auch der außenpolitische Sprecher der FPÖ, Axel
Kassegger, an der Reise teilnehmen wollte. Nach Bekanntwerden der Aktion legte er
diese Position zurück.
Die unterfertigten
Abgeordneten stellen daher folgende
Anfrage:
- In der Vorbereitung:
- War das
Außenministerium in den Afghanistan-Besuch der FPÖ-Delegation
bzw. dessen Organisation eingebunden?
- Warum wurde dem
Außenministerium eine Liste der Teilnehmer vorgelegt, wenn es sich
um eine Privatreise handelte?
i. Gab es Ersuchen um Hilfe bei der Vorbereitung oder
Abwicklung der Reise?
ii. Gab es Ersuchen um Hilfe bei der Vorbereitung oder
Abwicklung der Treffen in Afghanistan?
- Hat das BMEIA die
Teilnehmer an dieser Reise gebrieft, bzw. ihnen Botschaften oder talking
points mitgegeben?
- Welche Namen standen
auf der Liste der ursprünglich avisierten Besucher:innen?
- Welche
Begründungen für den Besuch bzw. geplante Aktivitäten in
Afghanistan wurden dem Ministerium angegeben?
- Wurde das Ministerium
nach dem Erstkontakt von der weiteren Vorgehensweise (z.B.
Änderungen der Teilnehmer:innen oder der Aktivitäten, Besuche
etc.) informiert?
i. Wenn ja, wie oft und wann?
- Wurde das
Außenministerium über die anstehenden oder geplanten Besuche
bei Taliban-Führern in Kenntnis gesetzt?
i. Waren diese bereits geplant, oder wurde um Mithilfe
bei der Kontaktaufnahme ersucht?
ii. Wurde das BMEIA spezifisch über den Besuch
beim afghanischen Außenminister informiert? Wenn ja, wann?
iii. Welche Personen sollten an diesem Besuch
teilnehmen?
- Wurde das BMEIA
über Besuche bei anderen Gesprächspartnern als den Taliban
informiert?
i. Gab es geplante Termine mit Demokratiebewegungen,
Aktivist:innen oder anderen Oppositionsbewegungen?
- Ein ursprünglich
geplantes Mitglied der Reise war der außenpolitische Sprecher der
FPÖ, Axel Kassegger. Wollte Herr Kassegger mit seinem durch die
Mitgliedschaft im außenpolitischen Ausschuss erhaltenen offiziellen
Dienstpass nach Afghanistan reisen?
- Gibt es
Beschränkungen für aktive Politiker:innen, und spezifisch mit
offiziellem Dienstpass ausgestatteten Personen, in Hinblick auf ihre
Reisetätigkeit mit diplomatischen Verwicklungen?
i. Wenn ja, welche?
ii. Wurde Herr Kassegger über derartige
Beschränkungen bzw. politische oder diplomatische Komplikationen einer
Reise eines außenpolitischen Sprechers einer Parlamentspartei zu einem
von Österreich nicht anerkannten Regime informiert?
- Nach der Reise:
- Wen traf die
FPÖ-Delegation in Afghanistan (neben dem bekannten Treffen mit dem
"Außenminister") tatsächlich?
- Gab es Termine mit
Demokratiebewegungen, Aktivist:innen oder anderen Oppositionsbewegungen?
- Hat die FPÖ bzw.
die Reiseteilnehmer das BMEIA nach dem Treffen über die Inhalte der
Diskussion in Kenntnis gesetzt?
- Ist dem BMEIA bekannt,
welche Themen bei dem Austausch zwischen dem afghanischen
Außenminister und Mitgliedern der FPÖ besprochen wurden?
- Gab es ein de-brief,
oder wird es eines geben?
- Grundsätzliche
Fragen:
- Sind Mitglieder einer
politischen Partei oder Privatpersonen bevollmächtigt, die
Einrichtung konsularischer Dienste mit dem afghanischen
Außenministerium zu diskutieren?
i. Wenn nein, welche Auswirkungen haben ebensolche
Diskussionen?
- Welche Auswirkungen hat
dieses Treffen auf die österreichische Außenpolitik, in
Anbetracht dessen, dass Österreich die Taliban-Regierung nicht
anerkennt und keine offiziellen Kontakte pflegt.
- Hat sich die Position
Österreichs gegenüber der Taliban-Regierung in Afghanistan
geändert, wonach Österreich die Regierung nicht anerkennt und
keine offizielle Zusammenarbeit pflegt?
- Wie ist
Österreichs Kontakt zu Afghanistan, bzw. den Taliban?
- Welche Auswirkungen hat
es, wenn Personen trotz Reisewarnung in ein Land mit höchster
Warnstufe reisen?