16419/J XXVII. GP
Eingelangt am 04.10.2023
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Anfrage
der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen
an die Bundesministerin für Justiz
betreffend Freiheitlicher Akademikerverband als Spendenvehikel am "Rechnungshof vorbei"
Die Aussage von HC Strache im Ibiza-Video, dass man "am Rechnungshof vorbei" über Vereine an Parteien spenden könne, darf schon fast als österreichischer Aphorismus gesehen werden. Dass dies traurige Realität ist, zeigten Beispiele wie der Verein Austria in Motion und das Institut für Sicherheitspolitik. Es hat sich allerdings im sog. Grazer FPÖ-Spesen- und Krypto-Skandal gezeigt, dass diese Praxis wohl auch unter Parteichef Herbert Kickl weitergeht. So gab der ehemalige Kassier des Vereins "Freiheitlicher Akademikerverband Steiermark (FAV)" Stefan Waschnig an, dass er verdächtige Zahlungseingänge bemerkte. Dabei handelte es sich um zwei Überweisungen von jeweils 160.000 Euro - eine davon von der CHX Beratungs- und Beteiligungs-GmbH, eine Gesellschaft, die unter anderem an Labors beteiligt ist und ironischerweise COVID19-Teststraßen betrieb. Als Grund für die Zahlung wurden vom Obmann des FAV Steiermark und Geschäftsführer des Freilich-Verlags Heinrich Sickl gegenüber Waschnig per Kurznachricht Folgendes angegeben: "Die beiden großen Summen sind für Freilich und sind von Investoren an FAV überwiesen worden. Die wollen das so." Der Freilich Verlag gehört zu 88% dem FAV Steiermark und zu 12% dem FAV Salzburg und ist der Nachfolger des Aula-Verlags, einem langjährigen publizistischen Flaggschiff der österreichischen extremen Rechten (https://www.doew.at/erkennen/rechtsextremismus/neues-von-ganz-rechts/archiv/jaenner-2019/freilich-aula-nachfolgemagazin-praesentiert). Das es sich beim Freilich-Verlag um Parteimedium der FPÖ handelt, zeigte sich spätestens bei der Wien-Wahl 2020: "Klar bleibt: Die Freiheitlichen vertreten die Interessen der echten Wiener", ist auf dem damaligen Cover zu lesen. Ein Monat zuvor wurde sogar eine "politische Studie" publizierte, deren 14 Beiträge ausnahmslos von freiheitlichen Spitzenpolitiker:innen verfasst wurden. Die Verzahnung des Freilich-Verlags mit der FPÖ-Graz und der FPÖ-Steiermark zeigt sich an folgendem Beispiel: Waschnig wurde beim Freilich Magazin zwar angestellt, aber dies wurde von der FPÖ Graz und Steiermark, laut diesem, "abgedeckt". Als Rechtfertigung für die Leistungen der FPÖ Graz und Steiermark wurde eine Studie zum Medienverhalten in Graz vereinbart. Waschnig selbst hatte den Eindruck, dass es sich um eine Scheinstudie handle, da diese von jetzt auf gleich benötigt wurde, um laut Sickl "Geldfluss" argumentieren zu können.
Ein umfangreicher Zwischenbericht der Kriminalpolizei wurde Anfang August der Staatsanwaltschaft Klagenfurt übermittelt. Tätigkeit vonseiten der StA sind nicht bekannt.
Es stellt sich somit in dreierlei Hinsicht die Frage, ob bei einer derartigen Verdachtslage hinsichtlich verdeckter Parteifinanzierung, Untreue und/oder gar Geldwäsche effizient ermittelt wird.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
i. Welche Ermittlungsmaßnahmen wurden wann gesetzt?
i. Wenn ja, wann inwiefern?
i. Welche Ermittlungsmaßnahmen wurden wann gesetzt?
i. Wenn ja, wann inwiefern?
i. Wenn ja, wann?
i. Beispielsweise Verstöße gegen das Führerscheingesetz, die StVO oder das KFG?
i. Wenn ja, wer führt diese durch?
ii. Wenn nein, warum nicht?