16540/J XXVII. GP

Eingelangt am 12.10.2023
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Anfrage

der Abgeordneten Fiona Fiedler, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Soziales‚ Gesundheit‚ Pflege und Konsumentenschutz

betreffend Vertragsärtzemangel im Bereich der Kinderheilkunde

 

Die Zahl der Vertragsärzte im niedergelassenen Bereich entwickelt sich seit Jahren langsamer als das Bevölkerungswachstum. Sehr rasant wächst jedoch der Wahlarztsektor. Für die Bevölkerung ist jedoch in erster Linie entscheidend, wie stark der Vertragsarztsektor ausgeprägt ist, da hier für die Versicherten die Krankheitskosten in der Regel zur Gänze von den Krankenkassen getragen werden. Andernfalls ist die Bevölkerung immer stärker auf den Wahlarztsektor angewiesen, wobei die Kosten zu einem wesentlichen Teil selbst getragen werden müssen.

Besonders akut ist die Situation bei Kinderärzten mit Kassenvertrag. Während die Zahl der Wahlärzte sogar gestiegen ist (1), berichtet die ÖGK von einem Rückgang der niedergelassenen Ärzte. Aus der Anfragenbeantwortung (5279/AB) geht heraus, dass österreichweit die Zahl der ÖGK-Kassenärzte von 272,5 im Jahr 2019 auf 257,5 im Jahr 2020 gesunken ist (1). In Wien bleiben sogar Kassenplätze aufgrund der unattraktiven Bedingungen unbesetzt (2). In Kärnten, Niederösterreich, Steiermark und Tirol gibt es inzwischen ganze Regionen ohne einen einzigen Kinderarzt oder Kinderärztin mit Kassenvertrag - etwa in den Bezirken Klagenfurt-Land, Lilienfeld, Murau oder Reutte (1). Nicht zuletzt sind die unattraktiven Arbeitsbedingungen schuld an diesem Problem. In Niederösterreich ist jede fünfte Kassen-Kinderarztstelle unbesetzt (3), was zu einer dramatischen Unterversorgung der Kinder und Jugendlichen führt. Ärzte berichten, dass sie kaum fünf Minuten pro Kind Zeit haben, um ihnen zu helfen (4) - ein Zustand, der langfristig unser gesamtes Gesundheitssystem belasten wird.

 

(1) https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/AB/5279

(2) https://www.diepresse.com/6280239/wien-bekaempft-mangel-an-kinderaerzten-mit-neun-neuen-zentren

(3) https://neuezeit.at/kinderaerzte-mangel-noe/

(4) https://www.swr.de/swr1/rp/programm/aerztemangel-kinderarzt-dr-stefan-schmitt-interview-100.html

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

 

  1. Wie hat sich im niedergelassenen Bereich die Zahl der Vertragsärzt:innen seit 2021 entwickelt? (Bitte um Darstellung pro Jahr und Bundesland)
    1. österreichweit?
    2. je Bundesland?
    3. je Versorgungsregion?
    4. je Bezirk?
  1. Wie hat sich im niedergelassenen Bereich die Zahl der Wahlärzt:innen seit 2021 entwickelt? (Bitte um Darstellung pro Jahr und Bundesland)
    1. österreichweit?
    2. je Bundesland?
    3. je Versorgungsregion?
    4. je Bezirk?
  1. Vertragsarztstellen gem. Stellenplanung: Wie viele vakante Stellen gab es für den Bereich Kinderheilkunde im niedergelassenen Bereich seit 2021?
    1. österreichweit?
    2. je Bundesland?
    3. je Versorgungsregion?
    4. je Bezirk? 
  1. Vertragsarztstellen gem. Stellenplanung: Wie haben sich im niedergelassenen Bereich die vorgesehenen Kinderarztkassenstellen gem. Stellenplanung seit 2021 entwickelt?
    1. österreichweit?
    2. je Bundesland?
    3. je Versorgungsregion?
    4. je Bezirk? 
  1. Wie hoch waren die Wahlarztkostenrefundierungen in den einzelnen KV-Trägern seit 2021? (Bitte um Darstellung nach Jahr und KV-Träger / ÖGK-Landesstelle)
    1. Wie hoch waren dabei die gesamten Wahlarztkostenrechnungsbeträge für die Versicherten? (Bitte um Darstellung nach Jahr und KV-Träger / ÖGK-Landesstelle)
  1. Wie viele Kinderärzte und Kinderärztinnen mit Kassenvertrag sind seit 2021 in den Ruhestand getreten oder haben ihre Tätigkeit aus anderen Gründen beendet? (Bitte um Aufschlüsselung pro Jahr und Bundesland)
  2. Welche Maßnahmen werden gesetzt, um die offenen Kassenärtzestellen zu füllen?
  3. Wie wird die Qualität der Versorgung von Kindern und Jugendlichen durch Vertragsärzt:innen im Vergleich zu Wahlärzt:innen gemessen und bewertet?
  4. Welche langfristigen Strategien werden in Erwägung gezogen, um den Vertragsärztemangel im Bereich der Kinderheilkunde nachhaltig zu lösen?