Eingelangt am 18.10.2023
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Henrike Brandstötter,
Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
europäische und internationale Angelegenheiten
betreffend Wofür wurde Geld der
österreichischen Entwicklungszusammenarbeit in Palästina verwendet?
Als Reaktion auf die brutalen Angriffe auf Israel
durch die Terrororganisation Hamas hat Außenminister Alexander
Schallenberg am 9. Oktober 2023 erklärt, dass alle Zahlungen der
österreichischen Entwicklungszusammenarbeit an Palästina auf Eis
gelegt werden. Die Summe der eingefrorenen Gelder belaufe sich auf 19 Millionen
Euro. Alle betroffenen Projekte sollen evaluiert werden. Auch die EU gab
bekannt, dass sie die Entwicklungsgelder für die Palästinenser
prüfen zu wollen. Als größte Geldgeberin an die
Palästinenser hat diese Entscheidung womöglich weitreichende Folgen.
Wichtig ist, festzuhalten, dass die Palestinian
Authority (PA) von der Hamas klar zu trennen ist. Die PA wird von der EU
als legitimer Partner angesehen, während die Hamas als Terrororganisation
eingestuft ist. Seit 2007 wurde von der EU kein Geld an die Behörden in
Gaza ausgezahlt. Das Einfrieren von Hilfsgeldern für die PA würde
demnach nicht schlüssig auf den Angriff der Hamas aus Gaza folgen. So hat
der EU-Außenbeauftrage Josep Borell auch klargestellt, dass die Zahlungen
an die PA weiterlaufen würden.
Der Hintergrund zur Aussetzung von Geldern
für die Entwicklungszusammenarbeit ist der vielfach erhobene Verdacht,
dass Hilfsgelder für humanitäre Hilfe zugunsten
palästinensischer Terroristen abgezweigt würden. Außerdem gab
es immer wieder Kritik an Projekten, weil etwa an international finanzierten
Schulen Antisemitismus verbreitet und in Schulbüchern Gewalt gegen
Israelis und Juden und Jüdinnen verherrlicht wurde. Mehrfach wurde auch
von EU-Abgeordneten das Einfrieren von finanzieller Hilfe gefordert, solange
antisemitische Inhalte nicht aus palästinensischen Schulbüchern
gestrichen werden. Bisher wurde dies abgelehnt, da man einen Zusammenbruch der
moderateren PA und daraus resultierend einen weiteren Aufstieg der radikalen
Hamas befürchtete.
Das EZA Engagement Österreichs in
Palästina wurde erst kürzlich evaluiert, wobei die Ergebnisse dieser
Evaluierung nicht auf der ADA-Webseite eingesehen werden können. Laut dem
Ö1-Mittagsjournal am 9. Oktober wurde in dem Bericht die Effektivität
der bisherigen Zahlungen bemängelt.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
Anfrage:
- Bitte um eine Aufschlüsselung aller
Projekte, deren Auszahlung ausgesetzt wurde (mit Projektbezeichnung,
Projektträger und Fördersumme).
- Am 9.10.2023 wurde kolportiert, dass
Österreich 19 Mio. an EZA-Geldern an Palästina aussetzen wird.
Auf der Webseite waren zu diesem Zeitpunkt nur etwa Projekte von knapp
über 7 Mio. verzeichnet. Am 10.10. erhöhte sich die Summe auf
der Webseite auf fast 19 Mio. Welche Beträge für welche Projekte
waren am Vortag noch nicht auf der Webseite aufgeführt, und
warum?
- Wie viel Geld gibt Österreich bilateral
aus (und an welche Partner bzw. welche Projekte), wie viel Geld
multilateral (an welche Partner bzw. welche Projekte)?
- Worauf werden die Projekte, deren Auszahlung
ausgesetzt wurde, geprüft? Welche Aspekte sollen dabei beleuchtet
werden?
- Welche Konsequenzen wird die
Überprüfung für die österreichische EZA in den
Palästinensischen Territorien haben?
- Wie lange soll die Überprüfung
dauern und wann soll sie abgeschlossen sein?
- Wird bei der Überprüfung der
Projekte zwischen dem Westjordanland und Gaza unterschieden? Werden
Projekte in Gaza gleich behandelt wie Projekte im Westjordanland?
- Welcher Teil der österreichischen
Mittel fließen nach Gaza, welcher Teil an die PA?
- In der Vergangenheit hat sich das
Außenministerium regelmäßig gegen die Aussetzung von
Entwicklungszusammenarbeit aufgrund von politischen Problemen im
Empfängerland ausgesprochen. Die Begründung war, dass
österreichische Hilfe nicht Regierungen, sondern den Menschen zugute
kommt. Im Falle Palästinahilfe scheint dieses Argument durch die
Trennung zwischen Hamas und Fatah besonders ausgeprägt. Warum hat
sich das Außenministerium dazu entschieden, die österreichische
Entwicklungshilfe für Palästina insgesamt auf Eis zu legen?
- Gab es jemals Hinweise darauf, dass
österreichische Entwicklungshilfegelder (mittelbar oder unmittelbar)
für terroristische Zwecke abgezweigt wurden?
- Wenn ja, in wann und in welchen
Ländern und mit welchen Konsequenzen?
- Ist Ihnen bekannt, ob in den Jahren 2022/23
österreichische Entwicklungshilfegelder für (mittelbar oder
unimittelbar) terroristische Zwecke abgezweigt wurden?
- Wenn ja, wieviel und wofür?
- Gab es jemals Hinweise darauf, dass durch
österreichische Entwicklungshilfegelder antisemitische Ressentiments
in der palästinensischen Bevölkerung gefördert wurden?
- Ist Ihnen bekannt, ob in den Jahren 2022/23
mit Unterstützung von österreichische Entwicklungshilfegeldern
antisemitische Ressentiments in der palästinensischen
Bevölkerung gefördert wurden?
- Wenn ja, wieviel und wofür?
- Bitte um genaue Bekanntgabe der Ergebnisse
der Evaluierung von Österreichs EZA-Engagement in Palästina, die
zwischen 06.07.2022 und 30.09.2023 vorgenommen wurde.
- Laut Ö1-Bericht sei die
Effektivität bisheriger Zahlungen bemängelt worden. Welche
Konsequenzen hat die ADA aus dieser Evaluierung für EZA-Projekte in
Palästina gezogen?