1657/J XXVII. GP
Eingelangt am 22.04.2020
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Anfrage
der Abgeordneten Sonja Hammerschmid,
Genossinnen und Genossen
an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung
betreffend Elementarpädagogik und Übergang in die Schule
Die Elementarbildung ist die erste institutionelle Form der Bildung für einen Menschen und ein wesentlicher Faktor in der Entwicklung von Kindern, insbesondere wenn es um sprachliche, soziale und motorische Kompetenzen geht. In diesen frühen Jahren werden die Grundsteine für die Bildungskarriere eines Menschen gelegt und daher ist es notwendig, elementarpädagogische Einrichtungen als die ersten Bildungseinrichtungen zu positionieren und in ihren Strukturen zu stärken. Die Aufgaben in Kleinkindergruppen und Kindergärten sind unterschiedlich und bedürfen differenzierter Qualifikationsprofile wie LeiterInnen, PädagogInnen, pädagogische Assistenz und HelferInnen. Damit die ElementarpädagogInnen ihre Aufgabe erfüllen können, benötigen sie Sicherheit. Hierfür braucht es die notwendige Infrastruktur, ausreichend ausgebildetes Personal und einen altersgerecht aufbauenden pädagogischen Qualitätsrahmen, um Kinder entsprechend zu fördern und den Übergang in die Schule zu erleichtern.
Die Nachfrage, von Plätzen in elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen insbesondere in und um Ballungszentren ist in den letzten Jahren stetig gestiegen, vor allem auch aufgrund der demographischen Entwicklung, der steigenden Berufstätigkeit von Frauen und Großeltern. Dies führt ebenso zu einem Mehrbedarf an qualifiziertem Personal, der österreichweit immer wieder in Engpässen resultiert. Hinzu kommt, dass viele PädagogInnen, die ihre Ausbildungen abschließen, nicht im Berufsfeld zu arbeiten beginnen oder nur wenige Jahre im Beruf bleiben. Geeignete Fachkräfte fehlen besonders auch im Bereich der elementaren Sonderpädagogik. In ganz Österreich fehlen allerdings PädagogInnen mit entsprechender Ausbildung.
Viel Unsicherheit herrschte ebenso kürzlich beim Thema Übergang zwischen Kindergarten und Schule. Das Pilotprojekt einer Test-App zum Schulreifescreening wurde aufgrund von Kritik letztlich vom BMBWF nicht verpflichtend eingeführt und wird Medienberichten zu Folge zur Zeit überarbeitet. Trägerorganisationen sprachen sich in einer Fachtagung zum Übergang Kindergarten-Schulen für einen verstärkten Blick auf Kompetenzentwicklung und weniger Normierung, Standardisierung und Testung aus. Im Regierungsprogramm sind verschiedene Maßnahmen zur Stärkung der Elementarbildung und für den Übergang in die Schule geplant, die aber nicht genauer ausgeführt werden. Für die involvierten Akteure bedarf es mehr Klarheit über die zukünftigen Maßnahmen und die finanzielle Stützung dieser.
Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende
Anfrage:
1. Im Regierungsprogramm wird von der Einrichtung eines Beirates für Elementarpädagogik gesprochen. Welche konkrete Aufgabenstellung hat dieser Beirat?
a. Bitte um detaillierte Auflistung der Mitglieder des Beirats bzw. der Personen, die dazu eingeladen wurden.
b. Welche Kosten sind für die Arbeit des Beirats budgetiert?
c. Welchen Arbeitsplan hat der Beirat? Bitte um detaillierte Darstellung.
d. Gab es Verhandlungen und Gespräche mit den Ländern zum Aufgabenprofil des Beirats?
e. Wenn ja, wann und mit welchen Ergebnissen.
f. Wenn nein, warum nicht?
2. Aus Medienberichten ist zu entnehmen, dass in mehreren Bundesländern ElementarpädagogInnen an vielen Standorten fehlen. Welche konkreten Maßnahmen plant das BMBWF, um diesen Missstand zu beheben?
3. Wie viele PädagogInnen schlossen ihre Ausbildung jeweils in den Jahren 2012 bis 2019 an 5-jährigen Bildungsanstalten für Elementarpädagogik (vormals Kindergartenpädagogik) ab? Bitte um Auflistung pro Bildungseinrichtung.
4. Wie viele PädagogInnen schlossen ihre Ausbildung in den Jahren 2012 bis 2019 an einem Kolleg für Elementarpädagogik (vormals Kindergartenpädagogik) ab? Bitte um Auflistung pro Bildungseinrichtung.
5. Wie viele PädagogInnen schlossen ihre Ausbildung in den Jahren 2016 bis 2019 an einem Aufbaulehrgang für Elementarpädagogik ab? Bitte um Auflistung pro Bildungseinrichtung.
6. Wie viele PädagogInnen schlossen ihre Ausbildung für elementare Sonderpädagogik in den Jahren 2012 bis 2019 ab? Bitte um Auflistung pro Bildungseinrichtung.
7. Welche Maßnahmen plant das BMBWF, um die ausgebildeten PädagogInnen zum Berufseinstieg nach der abgeschlossenen Ausbildung zu bringen und arbeitende PädagogInnen zum Bleiben im Beruf zu motivieren?
8. Welche Maßnahmen plant das BMBWF, um mehr QuereinsteigerInnen in den ElementarpädagogInnen Beruf zu holen?
9. In der Anfragenbeantwortung 3185/AB wurde angegeben, dass „eine konkrete Zuordnung zur Tätigkeit als Elementarpädagogin bzw. Elementarpädagoge im Vergleich zu anderen Tätigkeitsprofilen nicht möglich ist“. Welche Argumente sprechen für und gegen eine bundesweite Erhebung, die Auskunft über die berufliche Tätigkeit nach Abschluss der verschiedenen Ausbildungen im elementarpädagogischen Bereich gibt?
10. Welche konkreten Schritte wird das BMBWF zur bundesländerübergreifenden Regulierung des Übergangs von Kindergarten in die Volksschule setzen?
a. Was sind die weiteren Schritte bei der Entwicklung der Schulreifescreening App?
b. Soll die App weiterhin in Zukunft für die Feststellung der Schulreife flächendeckend genutzt werden?
c. Wenn ja, welche Argumente sprechen dafür?
d. Wenn ja, welche Änderungen/Weiterentwicklungen werden dafür vorgenommen?
e. Wenn ja, bis wann soll die App flächendeckend eingesetzt werden?
f. Wenn nein, welche Argumente sprechen dagegen?
11. Für die Schulreifescreening App wurden Medienberichten zu Folge 150.000 EUR budgetiert. Welche Kosten sind für die Entwicklung und Pilotierung bereits aufgetreten?
a. Mit welchen Kosten rechnet das BMBWF für die Weiterentwicklung der App?
b. Bis wann soll die Weiterentwicklung der App abgeschlossen sein?