1663/J XXVII. GP
Eingelangt am 22.04.2020
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Anfrage
der Abgeordneten Mag. Felix Eypeltauer, Kolleginnen und Kollegen
an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort
betreffend Studien zu Wohnungspolitik und Wohnungswirtschaft
Der politische Handlungsbedarf im
Themenkomplex Wohnen wird laufend von Akteur_innen aller politischen Couleurs
betont. In Regierungsprogrammen findet sich verlässlich ein Passus zur
Notwendigkeit des Überarbeitens mietrechtlicher Regelungen. Auch in den
Bundesländern ist der Wohnbau, auch abseits der Wohnbauförderung, ein
ständiger Begleiter in politischen Debatten. Auffallend ist einerseits,
dass in der Debatte aktuelle, wissenschaftlich ermittelte Zahlen und Daten
fehlen und andererseits, dass es neben der fehlenden
formell-verfassungsrechtlichen, zentralen Steuerungskompetenz auch keine
wirkliche materiell-politische Leadership gibt. In der regelmäßig
anschwellenden, öffentlichen Diskussion werden ideologische Positionen
ausgetauscht und die jeweils ins Treffen geführten Zahlen und Daten angezweifelt,
bis die Debatte konsequenzenlos versiegt. Um aus dem unkonstruktiven stetigen
Abtausch alter Positionen auszubrechen, wurde etwa auch das Forum unparteiliche
Wohn-Bau-Politik gegründet, welches sich laut Selbstbeschreibung
als Ideen-Plattform versteht, die einen öffentlichen
Bewusstseinsbildungsprozess in Gang setzen möchte, um den seit Jahrzehnten
im Bereich Wohn(bau)politik vorherrschenden Reformstau in Bewegung zu bringen.
Grundlage für fruchtbare Neuerungen und informierte politische
Entscheidungen ist immer gesicherte Datenlage. Es muss der Anspruch einer
Bundesregierung sein, wohnungspolitische Maßnahmen nicht auf Basis von
Vermutungen und Teilansichten, sondern auf Grundlage einer konsolidierten,
wissenschaftlich erhobenen und analysierten Datenlage zu setzen oder
vorzuschlagen. Dies nun insbesondere angesichts der angespannten Situation am
Immobilienmarkt durch die COVID19-Maßnahmen.
2014 publizierte das Wirtschaftsministerium ganz in diesem Sinne ein Handbuch.
Auf der Homepage des BMDW heißt es dazu: "Auf Basis einer
weiteren Studie der FGW vom April 2014 sowie aktueller Erhebungen von
Statistik Austria hat das BMDW ein Handbuch zur "Wohnungspolitik
und Wohnungswirtschaft in Österreich - Zahlen, Daten und
Fakten" herausgebracht, das zu einer Versachlichung der wohnungspolitischen
Diskussion beitragen soll."
(https://www.bmdw.gv.at/Themen/KulturellesErbe/Wohnungspolitik.html)
Die Studie "Zahlen, Daten, Fakten zu Wohnungspolitik und Wohnungswirtschaft in Österreich" der Forschungsgesellschaft für Wohnen, Bauen und Planen, auf die sich das Handbuch bezieht, ist ebenfalls 6 Jahre alt.
Dieses Handbuch aus dem Jahr 2014 bietet heute keine ausreichende Basis, um weitreichende bau- und wohnpolitische Entscheidungen zu treffen.
Die Regierungskoalition kündigt auf S. 42
ihres Regierungsprogramms parlamentarische Instrumente wie etwa
Wohnraum-Enquete und Dialogforen an, um das gesamte Wohnrecht (MRG, WGG, WEG,
ABGB, WBF) zu reformieren.
Damit eine derartige Novellierung gelingen kann, sind genaue Bestandsaufnahmen und fundierte Prognosen genauso erforderlich, wie sie es
schon jetzt und unmittelbar für die richtigen Entscheidungen im Bezug auf
die Auswirkungen der COVID19-Maßnahmen auf
den Immobilienmarkt sind.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
1. Der Wohnungsmarkt und seine zahlreichen Teilaspekte ist laufend Gegenstand wissenschaftlicher Analysen und mehr oder weniger wissenschaftlich fundierter Debattenbeiträge. Zur Versachlichung der wohnungspolitischen Diskussion sollte deshalb begrüßenswerterweise das 2014 veröffentlichte Handbuch "Wohnungspolitik in Österreich - Zahlen, Daten, Fakten" beitragen. Beabsichtigen Sie eine Wiederholung der wissenschaftlichen Studie "Zahlen, Daten, Fakten zur Wohnungspolitik und Wohnungswirtschaft in Österreich" der Forschungsgesellschaft für Wohnen, Bauen und Planen, auf welcher das zitierte Handbuch basiert?
a. Falls ja, wann soll diese in Auftrag gegeben, begonnen und veröffentlicht werden?
b. Falls nein, gibt es vergleichbare und aktuelle Werke die den derzeitigen Stand der Wohnungspolitik und Wohnungswirtschaft darstellen?
2. Welche Studien, Forschungsprojekte oder andere wissenschaftliche
Expertisen zu den Themenkreisen Wohnungspolitik und Wohnungswirtschaft wurden
vom BMDW seit der Inauftraggabe der Studie "Zahlen, Daten, Fakten zur
Wohnungspolitik und Wohnungswirtschaft in Österreich" der
Forschungsgesellschaft für Wohnen, Bauen und Planen in Auftrag gegeben
bzw. eingeholt oder durch das Haus selbst durchgeführt?
Es wird um Auflistung inklusive Angabe der Forschungsfrage und der
durchführenden Stelle ersucht.
3. Liegen dem BMDW insbesondere Studien vor, welche den derzeitigen und
zukünftigen Wohnbedarf darstellen bzw. dazustellen versuchen?
Falls ja, jeweils wann wurden diese von jeweils wem jeweils mit welcher
Forschungsfrage bzw. Fragestellung durchgeführt?
4. Inwieweit hat sich das BMDW bereits mit dem Thema der Mobilisierung von Leerständen befasst? Gibt es dazu Arbeitsgruppen, Projekte oä?
a. Verfolgt das BMDW konkrete Ansätze, um leerstehenden Wohnraum zu mobilisieren?
b. Ist das BMDW betreffend dem Thema Leerstände in regelmäßigem oder institutionalisierten Austausch mit den Bundesländern?
c. Ist dem BMDW bekannt oder liegen ihm Schätzungen vor, wie viel
Leerstand von Wohnraum es derzeit im Bundesgebiet gibt?
Falls ja, wird um Aufschlüsselung nach Bundesländern und
gegebenenfalls Darlegung der Fakten ersucht, auf denen eventuelle
Schätzungen oder Berechnungen basieren.
5. Koordiniert die SektionV/7 des BMDW oder eine andere Stelle im BMDW den Themenbereich Wohnungspolitik auch mit anderen Ressorts der Bundesregierung, insbesondere mit den Ressorts Justiz, Umwelt und Soziales?
6. Gibt es in einem anderen Ministerium eine zentrale Stelle, die den
Themenbereich Wohnen bearbeitet und mit Ihrem Ressort koordiniert?
Wenn ja, wo ist diese Stelle angesiedelt und welche
konkreten Projekte betreffend wohnungspolitische Maßnahmen
werden in Zusammenarbeit mit diesem derzeit bearbeitet?
7. Wie sind Kommunikation und Koordination im Bereich Wohnen mit den Bundesländern ausgestaltet?
8. Ermittelt das BMDW den bundesweiten Bedarf an Wohnraum oder plant es
dies?
a. Wie wird zu diesem Zweck mit den Bundesländern zusammengearbeitet?
b. Welche Studien, Berechnungen oder Vorhaben gibt es hierzu?
9. In welchem Ausmaß könnte strukturierte, laufende
Datenoffenlegung (Transparenz) den Aufwand für
die Beantwortung der gegenständlichen Anfrage
reduzieren?
Es wird um Angabe in % und/oder Stunden ersucht.