16678/J XXVII. GP
Eingelangt am 19.10.2023
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ANFRAGE
des Abgeordneten Wolfgang Zanger,
an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
betreffend Zentrum für Suchtmedizin – Zustände untragbar
Folgender Medienbericht wurde auf “ORF.at“ veröffentlicht:[1]
Zentrum für Suchtmedizin – „Zustände untragbar“
Das Zentrum für Suchtmedizin im LKH Graz 2, Standort Süd, am Grazer Wagner-Jauregg-Platz besteht seit 1986. Der Primar der Fachklinik, Johann Sailer, schlägt nun Alarm: Die Umstände für Patienten und Personal seien u. a. durch zu wenige Betten und Personal untragbar.
„Den ganzen Nachtdienst über Angst“
Ärzten fehle vor allem die doppelte Ausbildung hinsichtlich psychotherapeutischer und medizinischer Fähigkeiten, um für solche Extremfälle auch gerüstet zu sein: „Wir haben so wenige ÄrztInnen, die jetzt noch die doppelte Ausbildung haben, die einen Turnus haben. Das sind alles nur noch reine Fachärzte, und die haben in der Nacht, den ganzen Nachtdienst über Angst!“
Aufgrund fehlender Betten kommt vor allem die wichtige therapeutische Arbeit viel zu kurz. Oft werde – salopp formuliert – nur ruhiggestellt: „Es gibt jetzt viel mehr Persönlichkeitsstörungen, viel mehr Mischintoxikationen – es ist so schwer nachzuvollziehen, dass wir in der Resignation oft sagen, ja gib ihm am Anfang mal ein Zyprex“, ein schweres Antipsychotikum.
Rasche Lösungen gefordert
Eine wirksame Therapie dauere Wochen oder Monate, dafür sei einfach keine Zeit. Ein Ausweichen auf andere Abteilungen sei aufgrund fehlender Betten, so Primar Sailer, auch keine Lösung: „Und legen Sie so einen mal intensiv rein in der Medizin, wo die Oma mit Herzinfarkt liegt. Das geht ja alles nicht!“ Sailer sucht nun das Gespräch mit den Verantwortlichen in der Politik, um eine rasche Lösung der aus seiner Sicht „untragbaren Zustände“ zu finden.
In diesem Zusammenhang richtet der unterfertigte Abgeordnete Wolfgang Zanger an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz nachstehende
Anfrage
1. Sind Sie als zuständiger Gesundheitsminister darüber informiert, dass es problematische Umstände im LKH Graz 2, Standort Süd, Zentrum für Suchtmedizin gibt?
a. Wenn ja, seit wann?
b. Wenn nein, warum wussten Sie als Gesundheitsminister nicht, dass derzeit untragbare Umstände für Patienten und Personal im Zentrum für Suchtmedizin herrschen?
2. Wussten Sie als zuständiger Gesundheitsminister, dass den Ärzten vor allem die doppelte Ausbildung hinsichtlich psychotherapeutischer und medizinischer Fähigkeiten fehlt, um solche Extremfälle behandeln zu können?
3. Sind Sie darüber in Kenntnis, dass im Zentrum für Suchtmedizin LKH Graz 2, Standort Süd fast nur reine Fachärzte arbeiten, die keine zusätzliche psychotherapeutische haben und deshalb den ganzen Nachtdienst über Angst haben und sich nicht sicher fühlen?
a. Wenn ja, warum wurden nicht zusätzliche Ausbildungen bzw. ein weiterer Turnus dafür angeboten?
b. Wenn nein, warum wussten Sie als zuständiger Gesundheitsminister nicht, dass das Personal auf der Station besonders in den Nachtdiensten Angst hat?
4. Sind Sie als zuständiger Gesundheitsminister darüber in Kenntnis das es viel zu wenige Betten im Zentrum für Suchtmedizin LKH Graz 2, Standort Süd gibt?
a. Wenn ja, seit wann?
b. Wenn nein, warum nicht?
5. Wie viele Betten gibt es derzeit im Zentrum für Suchtmedizin LKH Graz 2, Standort Süd?
6. Wie wollen Sie dem akuten Bettenmangel entgegenwirken, gibt es dazu konkrete Pläne oder anderweitige Vorhaben?
7. Wussten Sie als zuständiger Gesundheitsminister, dass die wichtige therapeutische Arbeit im Zentrum für Suchtmedizin LKH Graz 2, Standort Süd viel zu kurz kommt und Patienten aufgrund des Personal- und Bettenmangels oftmals nur durch Medikamente ruhiggestellt werden?
a. Wenn nein, warum sind Sie darüber nicht in Kenntnis?
b. Wenn ja, welche Maßnahmen werden Sie zur Verbesserung der derzeitigen untragbaren Personal- und Patienten Umstände ergreifen?