Eingelangt am 07.11.2023
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Anfrage
der Abgeordneten Fiona Fiedler, Kolleginnen
und Kollegen
an den Bundesminister für
Soziales‚ Gesundheit‚ Pflege und Konsumentenschutz
betreffend Umsetzungsstand der ME/CFS
Verbesserungen
Die Petition (1) und der daraus resultierende
Entschließungsantrag vom April diesen Jahres forderten die Bundesregierung
und insbesondere den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und
Konsumentenschutz dazu auf, eine "bessere diagnostische und
bedarfsorientierte therapeutische Versorgung von ME/CFS Betroffenen in
Österreich" zu gewährleisten (2). Der Antrag wurde in der
Nationalratssitzung am 27.04.2023 einstimmig angenommen. Die Reden aller
Parteien, sowie der Beitrag des Gesundheitsministers, zum
Entschließungsantrag unterstrichen die Situation der Betroffenen und die
Bemühungen, ihre Lage zu verbessern. Die einstimmige Annahme des
Entschließungsantrags im Nationalrat am 27.04.2023 unterstreicht die
parteiübergreifende Anerkennung der Dringlichkeit dieses Anliegens und das
gemeinsame Interesse daran, die Situation für ME/CFS Betroffene zu verbessern.
Da weder die Ursachen noch Auslöser von
ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue Syndrom) geklärt
sind und auch die Durchschnittsdauer vom Auftreten der Symptome bis hin zu
einer Diagnose fünf bis acht Jahre braucht, ist klar, dass hier ein hoher
Verbesserungsbedarf im Sinne der Versorgung, Absicherung der Betroffenen und
auch Forschung besteht (3). Außerdem hat die Medizinische
Universität Wien bestätigt, dass es einen Zusammenhang zwischen
Long-COVID und ME/CFS gibt, was aufgrund der vergangenen Pandemie-Jahre auf
eine noch höhere Rate der Betroffenen hinweist (4).
Laut Webseite des Sozialministeriums gibt es
eine Arbeitsgruppe „postvirale/postinfektiöse Syndrome“, die
sich gezielt mit Fragestellungen rund um Long-COVID und anderen
postviralen/postinfektiösen Erkrankungen (5) sowie mit "der
Versorgung, dem Aufbau von Expertise und der Entstigmatisierung von
Patient:innen" (6) beschäftigt. Von Patient:innen und seitens der
Selbstvertretung wird aktuell aber kritisiert, das Long COVID Ambulanzen geschlossen
werden (7) – obwohl dieses Krankheitsbild sozusagen eine Vorstufe zu
ME/CFS darstellt. Inwiefern von einer Verbesserung der Versorgung von ME/CFS
unter diesen Blickwinkeln gesprochen werden kann, ist dahingehend nicht
bekannt.
- https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/PET/80
- https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/AEA/86?selectedStage=100
- https://mecfs.at/politik/
- https://www.meduniwien.ac.at/web/forschung/projekte/computer-based-clustering-of-chronic-fatigue-syndrome-patients/allgemeine-informationen/
- https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Oberster-Sanitaetsrat/Arbeitsgruppe-%E2%80%9Epostvirale-postinfekti%C3%B6se-Syndrome%E2%80%9C.html
- https://twitter.com/johannes_rauch/status/1657018528204050435
- https://www.sn.at/panorama/wissen/me-cfs-erkrankte-warnen-vor-noch-groesserer-versorgungskrise-145093972
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
Anfrage:
- In Bezug auf die Arbeitsgruppe des
Obersten Sanitätsrats, die sich mit postviralen/postinfektiösen
Syndromen beschäftigt:
- Welche Ziele bzw. Schwerpunkte hat sich
diese Arbeitsgruppe v.a. in Bezug auf ME/CFS gesetzt?
- Gibt es neben den festen Mitgliedern, die
auf der Seite des Ministeriums zu finden sind, externe Expert:innen, die
die Arbeitsgruppe situativ beraten? (Falls ja: Bitte um Übermittlung
der Teilnehmenden und Sitzungsdaten)
i. Wie viele Selbstvertreter:innen sind formal und regelmäßig
in die Arbeitsgruppe eingebunden?
ii. Welche einschlägige klinische und wissenschaftliche Expertise zu
ME/CFS in Form von Betreuung von PatientInnen oder empirischer ME/CFS-Forschung
haben die Mitglieder?
- Wie oft tagt diese
Arbeitsgruppe?
- Gibt es, abgesehen von dieser
Arbeitsgruppe, noch weitere Arbeitsgruppen, die sich mit dem Thema ME/CFS
befassen?
i. Falls ja: Bitte um Beantwortung der obenstehenden Fragen in Bezug auf
etwaige weitere Arbeitsgruppen.
- Wann werden konkrete Ergebnisse und
Empfehlungen aus den genannten Arbeitsgruppen erwartet und wie sollen
diese unter Ärzteschaft und Patient:innen(vertretungen)
verfügbar gemacht werden?
- Welche Fortschritte wurden seit dem
einstimmigen Parlamentsantrag vom 27. April 2023 zur Verbesserung der
Situation von Menschen mit ME/CFS erzielt?
- Als Ziel des Entschließungsantrags
wurde eine Berücksichtigung von ME/CFS im Rahmen von postviralen/postinfektiösen
Syndromen in Leitlinien festgehalten. Die aktuell neu überarbeitete
und umbenannte Leitlinie zum „Management postviraler
Zustände“ klammert ME/CFS ausdrücklich aus. Warum?
- Welche Schritte werden gesetzt, um
Diagnostik und Behandlung auf aktuellem und höchstem medizinischem
Standard sicher zu stellen?
- Welche Verankerung in Leitlinien nach
internationalem Vorbild ist geplant?
- Wie wird die formale Beteiligung von
Selbstvertreter:innen nach internationalem Vorbild gewährleistet?
- Welche konkreten Schritte garantieren einen
nachhaltigen Aufbau von Expertise zu ME/CFS in Österreich?
- Welche spezifischen Schritte wurden
unternommen, um die Sichtbarkeit von und Aufklärung zu postviralen
Syndromen zu erhöhen?
- Welche konkreten Schritte werden
unternommen, um die Versorgung der Betroffenen zu optimieren?
(Beispielsweise Errichtung eines Kompetenzzentrums)
- Aktuell werden Long COVID Ambulanzen in
Österreich geschlossen. Der Wiener Gesundheitsverbund gibt dazu an,
dass „kein Bedarf“ bestehen würde und eine Betreuung im
niedergelassenen Bereich gewährleistet sei. Welche spezialisierten
Versorgungsangebote stehen ME/CFS-Betroffenen im ambulanten und
öffentlichen niedergelassenen Bereich zur Verfügung?
- Wie wird der Bedarf berechnet oder erhoben?
- Welche Schritte des Ministeriums sind zu
erwarten, damit eine bedarfsgerechte, spezialisierte ME/CFS-Versorgung in
den Bundesländern umgesetzt wird?
- Wie wird sichergestellt, dass die Ergebnisse
und Empfehlungen aus den Arbeitsgruppen tatsächlich in die Praxis
umgesetzt werden?
- Welche konkreten Schritte wurden
unternommen, um eine Verbesserung in Bezug auf soziale Absicherung von
ME/CFS-Betroffenen zu garantieren? Wie sieht dazu die spezifische
Zusammenarbeit mit den Sozialversicherungsträgern aus?
- Welche konkreten Maßnahmen wurden im
Sozialministeriumsservice gesetzt, um Expertise und Qualität von
Begutachtungsverfahren zur Anerkennung einer Behinderung durch ME/CFS zu
verbessern?