Eingelangt am 08.11.2023
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Anfrage
der
Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen
an die
Bundesministerin für Klimaschutz‚ Umwelt‚ Energie‚
Mobilität‚ Innovation und Technologie
betreffend 108
Millionen Steuergeld für Eigen-PR: Verheerende Kritik des Rechnungshofes
an Regierungsinseraten
Keine Breaking News: Die Bundesregierung ist besonders gut darin, sich
selbst auf Kosten der Steuerzahlenden zu vermarkten. Dies hat nun auch ein
Rechnungshof-Rohbericht bestätigt, über den das Wochenmagazin Profil1
berichtet hat. Untersucht wurde die "Kostentransparenz der
Medienarbeit" in Bundeskanzleramt, Finanzministerium und
Klimaschutzministerium. Die Kritik des Rechnungshofes zur Medienarbeit der
Regierung ist vernichtend. Das Kanzleramt schanzt ÖVP-nahen Medien
Inserate zu und löscht vor der Prüfung durch den Rechnungshof
E-Mails, das Finanzministerium verschwendet Steuergeld für
unzweckmäßige Kampagnen und das Klimaschutzministerium
finanziert fragliche Medienkooperationen. Der Untersuchungszeitraum
begann, als noch Türkis-Blau im Amt war (2019) und endete 2021 unter
bereits Türkis-Grüner Regierung. Das Fazit des Berichts: „Die Beachtung der verfassungsrechtlich
vorgegebenen Gebarungsgrundsätze der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und
Zweckmäßigkeit war bei der Medienarbeit nicht ausreichend
gegeben.“
Die Kritik des Rechnungshofs an der Eigen-PR der Regierung lässt
sich in fünf Punkten zusammenfassen:
- Inserate für ÖVP-nahe Medien werden stark
gepusht:
Buchungen im "Volksblatt" und der "Österreichische
Bauernzeitung" – beide sehr, sehr ÖVP nahe – wurden
wiederholt in Schaltpläne hineininterveniert. Anzeigen in
Qualitätsmedien wurden reduziert und stattdessen in bestimmten
Boulevardmedien verstärkt eingeplant. Zudem wurden durch das
Finanzministerium nachträglich weitere Schaltungen in parteinahen
Medien, für die gar kein Budget vorgesehen war, urgiert. Die
großzügigen Inseratengelder in der Zeit als Kurz Kanzler war,
sind nicht umsonst Gegenstand von Ermittlungsverfahren.
- Stabstelle Medien im BKA dokumentiert Tätigkeit
unzureichend:
Unter Kanzler Kurz wurde eine eigene
Stabstelle Medien direkt im Kanzleramt errichtet, obwohl es bereits eine
Fachabteilung für Öffentlichkeitsarbeit gab. Diese wurde zwar
2021 nach Kurz' Rücktritt aufgelöst, in der gesamten Zeit davor
hat diese Stabstelle allerdings ihre Verwaltungstätigkeit nicht
aktenmäßig dokumentiert. Das E-Mail Postfach der Stabstelle
wurde vor der Prüfung des Rechnungshofes vollständig
gelöscht. Das Löschen von vorgesehener Dokumentation und dem
gesamten E-Mail-Verkehr lässt darauf schließen, dass die Stabstelle
Medien damit versucht, unsachgemäße Arbeit zu verschleiern.
- Kampagnen des Finanzministeriums für nicht
beschlossene Reformen:Von
Türkis-Grün wurde eine Steuerreform geplant, beworben wurde sie
aber bereits im Herbst 2021 ehe sie überhaupt vom Nationalrat
beschlossen wurde2. Der Rechnungshof kritisiert diese
unzweckmäßige Kampagne des Finanzministeriums ebenfalls.
Begründung: Mit der verfrühten Kampagne wurde eine Reform in der
Öffentlichkeit beworben, die im Nationalrat noch geändert werden
hätte können.
- Klimaschutzministerium: Hohe Inseratenausgaben ohne
dokumentierten Mehrwert:
Das frühere Verkehrsministerium – jetzt Klimaschutzministerium
– schloss 2016 noch unter SPÖ-Führung eine
Medienkooperation mit dem Verlag Holzhausen ab, der das Magazin
"Austria innovativ" herausgibt. Das kostet dem Ressort
jährlich 46.000 Euro - für 975 Abos des Magazins. Dieser Deal
lief auch unter grüner Führung des Ministeriums weiter. Der
Rechnungshof zeigt auf, dass „Der Empfängerkreis dieser
Abonnements war im Ministerium weder in der Beauftragung noch im Zuge der
Abrechnung dokumentiert". Zudem überwies das Ressort unter
Bundesminister Hofer 300.000 Euro an Servus TV für die
Zurverfügungstellung von vier Fernsehbeiträgen, die das
Ministerium auf seiner Website veröffentlichen durfte. Welche
Beiträge das waren oder wie oft sie angesehen wurde, konnte das
Klimaschutzministerium nicht beantworten.
- Kritik an intransparenter Inseratenvergabe:
Der Rechnungshof kritisiert deutlich die
Intransparenz im Zuge der Inseratenvergabe im Finanzministerium, Klimaschutzministerium
und Bundeskanzleramt. Das gesetzlich vorgeschriebene
Informationsbedürfnis wurde bei allen drei Stellen nicht systematisch
dokumentiert, Kampagnenziele und Zielgruppen wurden im Vorfeld nicht
definiert. Das bedeutet, dass Kampagnen von diesen drei Ressorts ohne
konkreten Plan unprofessionell einfach ins Blaue hinein geschaltet wurden.
Die fünf Kritikpunkte des Rechnungshofes zeigen deutlich:
Inserate werden von dieser Regierung ohne klaren Kampagnenplan gezielt an
Parteimedien vergeben und Steuergeld wird für Eigen-PR verschwendet. Die
Empfehlungen sind daher ganz klar: Man mahnte alle geprüften Stellen dazu,
einen „Gesamtüberblick über die Aufwendungen für
Öffentlichkeits- und Medienarbeit zu generieren“. Derzeit werden die
Kosten für Kampagnen unter verschiedensten Posten verbucht.
1https://www.profil.at/investigativ/rechnungshof-zerpflueckt-eigen-pr-der-regierung/402640415
2https://www.derstandard.at/story/2000133444195/steuerreform-inseratenkampagne-um-863-000-euro-brachte-36-427-klicks
Die
unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
Anfrage:
- Welche Konsequenzen werden Sie in Ihrem
Ressort aus der Kritik des Rechnungshofes ziehen?
- Weshalb wurde der Vertrag mit dem Verlag
Holzhausen unter Ihrer Leitung weitergeführt?
- Haben Sie die Zweckmäßigkeit und
Sinnhaftigkeit des Vertrags überprüft?
i. Wenn ja, wie und nach welchen Kriterien?
- Hätte es die Möglichkeit gegeben,
aus dem Vertrag auszusteigen?
i. Wenn ja, wieso wurde diese Möglichkeit nicht genutzt?
ii. Wenn nein, warum nicht?
- Der Rechnungshof empfiehlt unter anderem
„die Durchführung von Erfolgskontrollen“ zur Wirkung der
einzelnen Kampagnen. Gab es seit Ende 2021 in diese Richtung bereits
Bemühungen Ihrerseits?
- Wenn ja, welche?
- Wenn nein, wie wird der Erfolg der
Kampagnen Ihres Ressorts aktuell gemessen?
- Eine weitere Empfehlung des Rechnungshofes
ist es, einen „Gesamtüberblick über die Aufwendungen
für Öffentlichkeits- und Medienarbeit zu generieren“. Gab
es seit Ende 2021 in diese Richtung bereits Bemühungen Ihrerseits?
- Wenn ja, welche?
- Wenn nein, wie garantieren Sie dann einen
sinnvollen und sparsamen Umgang mit dem Geld der Steuerzahlerinnen und
Steuerzahler?