Eingelangt am 01.12.2023
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Anfrage
der Abgeordneten Dr. Stephanie
Krisper, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
Inneres
betreffend Folgeanfrage II:
Empfehlungen des Rechnungshofs zu Asylbetreuungseinrichtungen des Bundes
Die Grundversorgungsvereinbarung gem. Art. 15a B-VG regelt
die Zuständigkeit zwischen dem Bund und den Ländern hinsichtlich der
Grundversorgung von hilfs- und schutzbedürftigen Fremden. Demnach leistet
der Bund im Wesentlichen die Grundversorgung für Asylwerber:innen in der
ersten Phase des Asylverfahrens, dem sogenannten Zulassungsverfahren. In dieser
Zeit werden Asylwerber:innen grundsätzlich in
Bundesbetreuungseinrichtungen untergebracht und versorgt. Grundprinzip der
Aufgabenverteilung ist, dass Asylwerbende nur kurzfristig in der Betreuung
des Bundes verbleiben und möglichst zeitnah und gleichmäßig auf
die Länder verteilt werden. Jedoch verbleiben zahlreiche Asylwerber:innen,
die bereits zum Asylverfahren zugelassen sind, viel länger in der
Bundesbetreuung: Seit Jahren funktioniert der Verteilungsschlüssel nicht
und nur wenige Bundesländer erfüllen ihre Quoten.
Von September bis Februar 2021 überprüfte der
Rechnungshof die Asylbetreuungseinrichtungen des Bundes im Bundesministerium
für Inneres. Prüfungsziel war es, die Entwicklung und Kosten der
Bundesbetreuung darzustellen sowie die Objektauswahl für die
Betreuungseinrichtungen, die Vertragsgestaltung, die Betreuung und den
Personaleinsatz des Bundesministeriums für Inneres zu beurteilen. Die
Kritik des Rechnungshofs richtet sich vor allem auf die fehlende Versorgung und
die vom Bund zu langfristig geschlossenen Verträge für Quartiere. So
waren elf der Betreuungseinrichtungen Ende 2020 bei aufrechtem
Vertragsverhältnis, also trotz laufender Zahlungen, stillgelegt, drei
davon wurden als Depot genutzt. Dem Bund entstanden bis Ende 2020 Kosten von
über elf Millionen für still gelegte Betreuungseinrichtungen. Der
Rechnungshof merkt auch an, dass einzelne Mietverträge bis zu 15 Jahre
gebunden sind. Lange Kündigungsfristen schränkten die
Möglichkeiten, auf geänderte Rahmenbedingungen flexibel zu reagieren
zusätzlich ein. Ein spezielles Problemfeld stellen Containeranlagen dar,
die während der höheren Anzahl an Asylwerber:innen im Laufe der Jahre
2015 und 2016 errichtet wurden. Denn als diese fertig waren, bestand nicht mehr
der Bedarf, den man erwartet hatte. Das Innenministerium verwendete weniger als
30 Prozent der für die Unterbringung von Asylwerber:innen beschafften
3.063 Container für den vorgesehenen Zweck - laut Rechnungshof wären
Einsparungen von rund 15 Millionen möglich gewesen. Allgemein wird von den
Prüfer:innen kritisch festgehalten, dass das Innenministerium keinen
Prozess für Krisensituationen mit einem raschen Anstieg der Antragszahlen
festgelegt hat. So sei auch strategisch vom Ministerium keine Vorsorge
getroffen worden, und das, obwohl das Ministerium über Daten zu Asyl,
Fremdenwesen und Grundversorgung verfügt hat. Auch seien
Zuständigkeiten nicht klar geregelt gewesen, unterschiedliche
Organisationseinheiten des Ressorts seien für die Suche und
Eignungsprüfung von Objekten eingesetzt gewesen. Abschließend
richtet der Rechnungshof 18 Empfehlungen an das Innenministerium (1).
Aus den Beantwortungen zu den NEOS-Anfragen 12445/J und
15197/J stellte sich heraus, dass nur 5 von 18 Empfehlungen des Rechnungshofs
vollinhaltlich umgesetzt wurden - die anderen befinden sich nach wie vor in
"einer stetigen laufenden Umsetzung". Des weiteren gibt es noch immer
keinen Überblick über die tatsächlichen Gesamtkosten der
Grundversorgung. Es sei an dieser Stelle anzumerken, dass allein im Jahr 2022
aufgrund der Nichtübernahme von bereits zum Verfahren zugelassenen
Asylwerber:innen in die Landesgrundversorgung Mehrkosten in Höhe von 71,26
Mio. EUR anfielen, wie sich aus einer NEOS-Anfrage ergab (2). Diese
Steuergeldverschwendung sollte in Zukunft vermieden werden. Aktuelle
Informationen zum Stand der Umsetzung der Empfehlungen des Rechnungshofs sowie
diesbezüglich geplante Maßnahmen sind daher von Interesse.
- https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/home/2022-2_Asylbetreuungseinrichungen.pdf
- https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/AB/14066
Die unterfertigten Abgeordneten
stellen daher folgende
Anfrage:
- RH Empfehlung Nr. 1: "Es
wäre ein ganzheitliches, von Wirtschaftlichkeitsüberlegungen
getragenes und auf die jeweiligen Zielgruppen und die Aufenthaltsdauer
abgestimmtes Konzept zur Bereithaltung von Vorsorgekapazitäten
für die Betreuung von Asylwerbenden durch den Bund zu
erstellen." Wurde diese Empfehlung mittlerweile umgesetzt?
- Wenn ja, wann und durch welche
konkrete(n) Maßnahme(n)?
- Wenn nein, warum nicht?
- Wenn nein, ist geplant, diese
Empfehlung in dieser Legislaturperiode noch umzusetzen?
- RH Empfehlung Nr. 2: "Für
den Fall eines krisenhaften Anstiegs der Zahl der Asylwerbenden wäre
eine Vorgehensweise zum raschen Aufbau kurzfristiger Unterbringungskapazitäten
durch den Bund – zusätzlich zu den dauerhaft bereitstehenden
– zu entwickeln. Dabei sollten z.B. auch Containerlösungen
einbezogen werden." Wurde diese Empfehlung mittlerweile umgesetzt?
- Wenn ja, wann und durch welche
konkrete(n) Maßnahme(n)?
- Wenn nein, warum nicht?
- Wenn nein, ist geplant, diese
Empfehlung in dieser Legislaturperiode noch umzusetzen?
- RH Empfehlung Nr. 3: "Zur
Bewältigung größerer Migrationsbewegungen wäre
gemeinsam mit den Ländern ein übergreifendes Konzept für eine
effektive und wirtschaftliche Vorgehensweise bei der Unterbringung und
Betreuung von Asylwerbenden zu entwickeln." Wurde diese Empfehlung
mittlerweile umgesetzt?
- Wenn ja, wann und durch welche
konkrete(n) Maßnahme(n)?
- Wenn ja, wie lautet das Konzept?
- Wenn nein, warum nicht?
- Wenn nein, ist geplant, diese
Empfehlung in dieser Legislaturperiode noch umzusetzen?
- RH Empfehlung Nr. 4: "Für
ein erneutes Ansteigen der Asylantragszahlen wäre eine geeignete
Strategie zu entwickeln; für ein effizientes Krisenmanagement sowie
zur Beschaffung von Unterbringungskapazitäten wären ein
einheitlicher Prozess mit Zielsetzungen sowie organisatorische
Maßnahmen zu definieren." Wurde diese Empfehlung mittlerweile
umgesetzt?
- Wenn ja, wann und durch welche
konkrete(n) Maßnahme(n)?
- Wenn ja, wie gestaltet sich der
einheitliche Prozess?
- Wenn nein, warum nicht?
- Wenn nein, ist geplant, diese
Empfehlung in dieser Legislaturperiode noch umzusetzen?
- RH Empfehlung Nr. 5: "Die
Entscheidungsprozesse bei der Objektsuche und -auswahl von Liegenschaften
und Gebäuden für bestimmte Zwecke – wie für die
Betreuung von Asylwerbenden – einschließlich der im Zuge der
Eignungsprüfung vorgenommenen Bewertungen wären
vollständig, nachvollziehbar und transparent zu dokumentieren."
Wurde diese Empfehlung mittlerweile umgesetzt?
- Wenn ja, wann und durch welche
konkrete(n) Maßnahme(n)?
- Wenn nein, warum nicht?
- Wenn nein, ist geplant, diese
Empfehlung in dieser Legislaturperiode noch umzusetzen?
- RH Empfehlung Nr. 6: "Das
Bundesministerium für Landesverteidigung wäre verstärkt in
die Planung und Konzeption von Vorsorgekapazitäten für die
Betreuung von Asylwerbenden einzubinden, um im Krisenfall rasch
potenzielle Unterbringungsmöglichkeiten aus dem militärischen
Bereich zur Verfügung zu haben." Wurde diese Empfehlung
mittlerweile umgesetzt?
- Wenn ja, wann und durch welche
konkrete(n) Maßnahme(n)?
- Wenn nein, warum nicht?
- Wenn nein, ist geplant, diese
Empfehlung in dieser Legislaturperiode noch umzusetzen?
- RH Empfehlung Nr. 7: "Im Rahmen
der standardisierten und grundlegenden Eignungsprüfung von
Liegenschaften und Gebäuden für bestimmte Zwecke – wie
für die Betreuung von Asylwerbenden – wären die relevanten
rechtlichen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen." Wurde diese
Empfehlung mittlerweile umgesetzt?
- Wenn ja, wann und durch welche
konkrete(n) Maßnahme(n)?
- Wenn nein, warum nicht?
- Wenn nein, ist geplant, diese
Empfehlung in dieser Legislaturperiode noch umzusetzen?
- RH Empfehlung Nr. 8: "Im Rahmen
von Vertragsverhandlungen und –abschlüssen wären die
Entscheidungswege nachvollziehbar und transparent zu dokumentieren
sowie sicherzustellen, dass auch für Dritte ersichtlich ist, wer den
Vertrag im Namen des Bundesministeriums für Inneres
unterzeichnete." Wurde diese Empfehlung mittlerweile umgesetzt?
- Wenn ja, wann und durch welche
konkrete(n) Maßnahme(n)?
- Wenn nein, warum nicht?
- Wenn nein, ist geplant, diese
Empfehlung in dieser Legislaturperiode noch umzusetzen?
- RH Empfehlung Nr. 9: "Es
wären standardmäßig in Mietverträgen den Bund
wirtschaftlich bestmöglich absichernde Klauseln vorzusehen sowie
die Entscheidungsgrundlagen und –gründe nachvollziehbar zu
dokumentieren." Wurde diese Empfehlung mittlerweile umgesetzt?
- Wenn ja, wann und durch welche
konkrete(n) Maßnahme(n)?
- Wenn nein, warum nicht?
- Wenn nein, ist geplant, diese
Empfehlung in dieser Legislaturperiode noch umzusetzen?
- RH Empfehlung Nr. 10: "Die
Mietverträge zu den Betreuungseinrichtungen des Bundes für
Asylwerbende wären zu evaluieren sowie nach Möglichkeit
nachzuverhandeln und anzupassen, um nachteilige Folgen aus den
Verträgen zu minimieren." Wurde diese Empfehlung mittlerweile
umgesetzt?
- Wenn ja, wann und durch welche
konkrete(n) Maßnahme(n)?
- Welche Verträge wurden inwiefern
evaluiert und nachverhandelt?
i. Einsparungen in welcher Höhe wurden dadurch
erreicht?
ii. Welche nicht und aus welchem Grund jeweils?
- Wenn nein, warum nicht?
- Wenn nein, ist geplant, diese
Empfehlung in dieser Legislaturperiode noch umzusetzen?
- RH Empfehlung Nr. 11: "Anhand der
Daten zu bestehenden Betreuungseinrichtungen des Bundes für
Asylwerbende wären – unter Beachtung jener der
Asylbetreuungseinrichtungen der Länder – Richtwerte für
die Objekt–Kosten pro Kapazität festzulegen und bei
künftigen Objektbeschaffungen zu berücksichtigen." Wurde
diese Empfehlung mittlerweile umgesetzt?
- Wenn ja, wann und durch welche
konkrete(n) Maßnahme(n)?
- Wenn nein, warum nicht?
- Wenn nein, ist geplant, diese
Empfehlung in dieser Legislaturperiode noch umzusetzen?
- RH Empfehlung Nr. 12: "Mobile
Kapazitäten – und insbesondere die bereits angekauften und zur
Zeit der Gebarungsüberprüfung in verschiedenen Bereichen
verwendeten Container – wären in ein umfassendes Konzept zur
Vorsorge für den Fall eines starken Anstiegs der Asylantragszahlen zu
integrieren." Wurde diese Empfehlung mittlerweile umgesetzt?
- Wenn ja, wann und durch welche
konkrete(n) Maßnahme(n)?
- Wenn ja, wie lautet das
Konzept?
- Wenn nein, warum nicht?
- Wenn nein, ist geplant, diese
Empfehlung in dieser Legislaturperiode noch umzusetzen?
- RH Empfehlung Nr. 13: "Es
wäre sicherzustellen, dass dem Bundesministerium für Inneres im
Bedarfsfall ausreichend geeignete Flächen für die rasche
Errichtung von Containeranlagen zur Unterbringung von Asylwerbenden zur
Verfügung stehen." Wurde diese Empfehlung mittlerweile umgesetzt?
- Wenn ja, wann und durch welche
konkrete(n) Maßnahme(n)?
- Wenn ja, welche geeigneten
Flächen stünden im Bedarfsfall zur Verfügung?
- Wenn nein, warum nicht?
- Wenn nein, ist geplant, diese
Empfehlung in dieser Legislaturperiode noch umzusetzen?
- Gibt es mittlerweile einen
Überblick über die tatsächlichen Gesamtkosten der
Grundversorgung?
- Wenn ja, seit wann?
- Wenn ja, welche Stelle ist dafür
zuständig?
- Wenn ja, welche Zahlen und Daten
stehen hinsichtlich der tatsächlichen Gesamtkosten der Grundversorgung
zur Verfügung?
- Wenn nein, warum nicht?
- Wenn nein, bis wann ist die Schaffung
eines Überblicks über die tatsächlichen Gesamtkosten der
Grundversorgung geplant?
- Gibt es hinsichtlich der Umsetzungen
der gegenständlichen Empfehlungen einen Austausch mit dem
Rechnungshof?
- Wenn ja, in welchen zeitlichen
Abständen und welche Positionen vertreten Sie bzw. Vertreter:innen
Ihres Ministeriums?
- Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
- Planen Sie bzw. Ihr Ministerium manche
Empfehlungen nicht umzusetzen?
- Wenn ja, welche?
- Wenn ja, mit welcher Begründung
jeweils?
- Gibt es aktuell bzw. gab es seit Ende
2020 bis zum Zeitpunkt der Anfrage Betreuungseinrichtungen, die bei
aufrechtem Vertragsverhältnis stillgelegt sind bzw. temporär
stillgelegt waren? Bitte um Angabe nach Betreuungseinrichtungen und nach
jeweiligem Zeitraum der Stilllegung.
- Wenn ja, welche?
- Wenn ja, zu welchen Kosten?
- Wenn ja, werden bzw. wurden diese
alternativ genützt?
- Welche Mietverträge bestehen
aktuell bzgl. Betreuungseinrichtungen?
- Mit wem bzw. welchem/welcher
Vertragspartner:in jeweils?
- Wie lang ist das Innenministerium
jeweils gebunden bzw. wie lang sind die Kündigungsfristen?