17688/J XXVII. GP

Eingelangt am 31.01.2024
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Alois Kainz

an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft

betreffend Zustände in den Zoos in Österreich

 

 

Im aktuellen Rückblick auf das Jahr 2023 feiert der Tiergarten Schönbrunn, die 2-Millionen-Besucher-Marke überschritten zu haben.[1] Von den vielen Vorfällen und den Finanz-„Skandalen“ wird in diesem Jahresrückblick natürlich nicht gesprochen, obwohl es genügend zu berichten gäbe (siehe weiter unten).

 

Besonders bedenklich sind diese Missstände auch deshalb, ist der Tiergarten Schönbrunn doch Mitglied in der Österreichischen Zoo Organisation (OZO), die sich besonders hohe Standards verschrieben hat. In der Organisation vereinen sich alle Zoos in Österreich, die wissenschaftlich und nach den internationalen Richtlinien der EAZA (European Association of Zoos and Aquaria) geführt werden. Zu dem Verein (Gründung 2001, Sitz in Wien) gehören Alpenzoo Innsbruck, Zoo Salzburg, Tiergarten Schönbrunn, Tier- und Naturpark Schloss Herberstein, Zoo Schmiding, Haus des Meeres in Wien und Zoo Linz.

 

Der Verein hat sich folgende Ziele gesetzt und erfüllen folgende hohe Standards:[2]

 

·         Bewusstseinsbildung und Förderung für Anliegen des Tier-, Arten- und Naturschutzes

·         Beteiligung an Arterhaltungs- und Naturschutzprojekten

·         Beteiligung an Forschungsaktivitäten zur Erhaltung der Artenvielfalt.

·         Ausbildung von Fachleuten im Zoobereich.

·         Unterstützung der Behörden

 

Ziel dieser Organisation ist die Umsetzung der EU Zoo Direktive in Österreich, um den Schutz wildlebender Tiere und die Erhaltung der biologischen Vielfalt durch Vorschriften für die Betriebserlaubnis und Überwachung von Zoos zu gewährleisten, und um auf diese Weise die Rolle der Zoos bei der Erhaltung der biologischen Vielfalt zu stärken. Der Vorstand hat sich intensiv mit der EU-Zoorichtlinie beschäftigt und zu deren sinnvollen Umsetzung Standards verfasst.

 

Mitgliedzoos der OZO erfüllen insbesondere folgende Kriterien:

 

·         Hohe Qualität in der Tierhaltung

·         Beteiligung an Arterhaltungs- und Naturschutzprojekten

·         Beteiligung an Forschungsaktivitäten zur Erhaltung der Artenvielfalt

·         Information der Zoobesucher über die Bedeutung des Erhalts der biologischen Vielfalt

 

Trotz dieser hohen und teilweise selbstauferlegten Standards haben in letzter Zeit zahlreiche Meldungen betreffend Zoos die Runde gemacht, die an den Qualitätsstandards zweifeln lassen:

 

SCHÖNBRUNN

Schon 1,3 Millionen Euro in Aquarium versenkt

Wie nun aus einer Anfrage an das Wirtschaftsministerium hervorgeht, hat allein das Schubladisieren der ehemaligen Pläne für ein neues Aquarienhaus in Schönbrunn 1,3 Millionen Euro gekostet. Zum neuen Aquarienprojekt gibt es zwar auch Antworten - aber nur solche, die noch mehr Fragen aufwerfen.[3]

 

Tier-Drama in Zoo: Schon drei Löwenjungen eingeschläfert

Nach Maximus mussten nun auch seine Brüder Tiberius und Spartacus von einem Tierarzt erlöst werden. Zurück bleiben nur die Eltern der Jungtiere.[4]

 

Fuchs drang in Zoogehege ein: 13 Flamingos in Schönbrunn getötet

Ein wilder Fuchs ist im Tiergarten in Wien ins Gehege der "Roten Flamingos" eingedrungen, 13 Vögel sind tot. Nur zwei Tiere überlebten.[5]

 

"Ausgebrochen" – Wirbel um freie Schlange in Schönbrunn

Spektakuläre Bilder aus dem Zoo! Ein gemütlicher Sonntagsbesuch im Tiergarten Schönbrunn nahm plötzlich eine ganz andere Wendung.[6]

 

Giraffenbaby Nio in Tiergarten Schönbrunn gestorben

Das Tier war erst vier Wochen alt und der erste Giraffennachwuchs des Zoos nach eineinhalb Jahren[7]

 

Zoo Schönbrunn: Pumpgun statt Plumpbeutler

Tiergarten Schönbrunn scheitert: Warum es in Österreich bisher nur ein - totes - Wombat gibt.[8]

 

Vogelgrippe in Tiroler Tierpark festgestellt

Ein Pelikan und fünf Schwäne sind gestorben, ein weiterer wurde getötet.[9]

 

Neben der wissenschaftlichen Arbeit der heimischen Zoos sind unsere Tiergärten aber auch Besuchermagneten – gerade bei Familien mit kleinen Kindern sind diese besonders beliebt. Dennoch ist ein Besuch im Zoo für eine Familie keine günstige Angelegenheit, was gerade beim Tiergarten Schönbrunn, der der Republik Österreich gehört, besonders bedenklich ist. Exemplarisch stellt die „Kronen Zeitung“ folgenden Vergleich an:[10]

 

Ein Bild, das Text, Säugetier, Erdmännchen, Landtier enthält.

Automatisch generierte Beschreibung

 

 

In diesem Zusammenhang richtet der unterfertigte Abgeordnete an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft folgende

 

Anfrage

 

1.    Wie viel Fördergeld erhalten die einzelnen Tiergärten in Österreich von der öffentlichen Hand (aufgeschlüsselt nach Fördertöpfen und Tiergärten)?

2.    Für welche Leistungen erhalten die Tiergärten die Gelder (Aufschlüsselung nach Zoos)?

3.    Wie wird die zweckmäßige Verwendung der Fördermittel kontrolliert?

4.    Gibt es eine Aufstellung der durchgeführten Betriebskontrollen (wirtschaftlicher Natur) in den österreichischen Zoos (aufgeschlüsselt nach Tiergärten und den Jahren 2021, 2022 und 2023)

5.    Wie viele Beanstandungen gab es in den Jahren 2021 bis 2023 (aufgeschlüsselt nach Tiergärten und Jahren)

6.    Gibt es ein Verzeichnis der Kontrollen, samt Beanstandungen?

a.    Wenn nein, warum nicht?

7.    Werden Förderungen in Falle von Beanstandungen zurückverlangt bzw. eingefroren?

a.    Wenn nicht, warum nicht?

8.    Wenn es zu Vorfällen wie in der zuvor gemachten Auflistung kommt, wie wird hier verfahren, werden hier Fördermittel zurückgefordert bzw. eingefroren?

9.    Gibt es etablierte Standards, um solche Vorfälle aufzuarbeiten und in Zukunft zu vermeiden?

10. Welche Konsequenzen wurden bisher – im Tiergarten Schönbrunn – aus dem Tod der Giraffe (August 2023) und den 13 toten Flamingos (Oktober 2023) gezogen?

11. Mit 7.749 Tieren[11] ist der Tiergarten Schönbrunn der größte Österreichs und der einzige im Besitz der Republik Österreich. Wie ist das zahlenmäßige Verhältnis von Mitarbeitern zu betreuenden Tieren im Tiergarten Schönbrunn?

12. Wie ist das zahlenmäßige Verhältnis von Mitarbeitern zu betreuenden Tieren im Tiergarten Schönbrunn im Vergleich zu anderen internationalen Zoos zu werten?

13. Gibt es für den Tiergarten Schönbrunn einen Personalplan?

a.    Wenn ja, waren in den Jahren 2020, 2021, 2022 und 2023 alle Planstellen besetzt (Bitte um Auflistung nach Jahren, Planstellen und nach Vollzeitäquivalent)? 

b.    Gibt es momentan vakante Stellen im Tiergarten Schönbrunn?

c.    Wenn es keinen Personalplan gibt, warum nicht?

14. Gibt es spezielle Fördermittel bzw. Geldmittel für die Zucht von einzelnen Spezies?

 



[1] https://www.zoovienna.at/de/news/jahresruckblick-das-war-2023/

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichische_Zoo_Organisation

[3] https://www.krone.at/3224833

[4] https://www.oe24.at/oesterreich/chronik/steiermark/tier-drama-in-zoo-schon-drei-loewenjungen-eingeschlaefert/583053238

[5] https://kurier.at/chronik/oesterreich/zoo-schoenbrunn-flamingos-fuchs-tot/402643217

[6] https://www.heute.at/s/schlange-sorgt-fuer-aufsehen-in-tiergarten-schoenbrunn-100296858

[7] https://www.derstandard.at/story/3000000182520/giraffenbaby-nio-in-tiergarten-schoenbrunn-gestorben

[8] https://kurier.at/kultur/zoo-schoenbrunn-pumpgun-statt-plumpbeutler-wombat-hering-hagenbeck/402572237

[9] https://kurier.at/chronik/oesterreich/vogelgrippe-in-tiroler-tierpark-festgestellt/402297746

[10] https://www.krone.at/3086256 - Bild: Tierpark Schönbrunn, Tierpark Brünn, stock.adobe.com, Krone KREATIV

[11] https://wien.orf.at/stories/3205509/