17805/J XXVII. GP

Eingelangt am 13.02.2024
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Finanzen

betreffend Wie lange muss man noch auf die digitale Republik warten?

 

Die Bundesministerien und ihre nachgelagerten Stellen hüten gewaltige Datenmengen, die in Silos-Strukturen versinken und nicht miteinander verknüpft sind. Dieses Datenchaos erhöht Ineffizienz sowie Kosten der öffentlichen Verwaltung und verhindert, dass Bürger: innen als auch Unternehmer: innen alle Behördenwege digital erledigen können. Die umfassende Verknüpfung von Registerdaten, die Erstellung einer nationalen Datenstrategie sowie die Umsetzung des Data Governance Acts sind längst fällige Versprechen der Bundesregierung, die nicht eingehalten wurden. Mangelhafte digitale Infrastruktur verringert die Standortattraktivität. Durch eine sinnvolle Datenverknüpfung zwischen den verschiedenen Ämtern könnte vermieden werden, dass Dokumente bei jeder Behörde mehrfach eingereicht werden müssen. Dies hätte zur Folge, dass die Anzahl der Behördengänge reduziert wird, was wiederum Unternehmer:innen erheblich entlasten, die Effizienz der Verwaltung steigern und gleichzeitig die Kosten für den Staat verringern würde.

Der Register- und Systemverbund (RSV) – auch Digital Austria Data Exchange oder kurz“ dadeX“ genannt, ist seit Mai 2020 als zentrale Datendrehscheibe für österreichische Verwaltung im Einsatz. Das Vorhaben des Staatssekretärs Tursky besteht darin, Daten, die in verschiedenen Behördenregistern auf Bund-, Länder- oder Gemeindeebene gespeichert sind, anderen Verwaltungseinheiten zugänglich zu machen, um ein ganzheitliches Once-Only-Prinzip für Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen anbieten zu können. Obwohl StS Tursky ständig die enormen Chancen der Digitalisierung und die Möglichkeit zur Entbürokratisierung der Verwaltung betont, erfährt das Thema nicht die gebotene Priorität.

Laut Auskunft des Bundesministeriums für Finanzen (NEOS Anfrage 12986/J) gibt es bezüglich der Aufzählung der in Anbindung befindlichen Register "aus konzeptioneller Sicht keinen Endausbau des Systems". (1) Das BMF verweist lediglich auf § 6 Abs. 1 USPG, wonach das BRZ GmbH „mit der Errichtung, einschließlich der Herstellung der erforderlichen Anbindungen, dem Betrieb und der Umsetzung der Weiterentwicklung einer Once Only Plattform nach den Vorgaben der Verantwortlichen/des Verantwortlichen“ zu beauftragen ist. (3) Es stellt sich daher die Frage, welche konkreten Aufträge von den verantwortlichen Ministerien erteilt wurden bzw. geplant sind. 

Laut Auskunft von StS Tursky existieren insgesamt 128 Register. Aktuell sind 21 Register an dadeX angebunden, darunter unter anderem das Melderegister, das Personenstandsregister, das Unternehmensregister sowie das Straf- und Finanzstrafregister. Im Laufe des Jahres sollen laut jüngster Ankündigung des Staatssekretärs Tursky mindestens 18 weitere Register folgen (2). Eine detaillierte Auflistung der verbundenen Register oder ein Zeitplan liegen nicht vor. Bei der aktuellen Geschwindigkeit der Bundesregierung wird es Jahre dauern, bis sämtliche Register erfolgreich in den RSV eingebunden sind und bedeutende Erleichterungen für die Steuerzahler:innen im Bereich e-Government bringen. 

 

  1. https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/J/12986
  2. https://www.derstandard.at/story/3000000204464/florian-tursky-will-zettelwirtschaft-bei-amtsterminen-reduzieren
  3. https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=20006310

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

 

  1. Ausbau des Registersystemverbundes (RSV):
    1. Welche Register sind nach aktuellem Stand an den RSV angebunden? Bitte konkrete Aufzählung der angebundenen Register angeben.
    2. Welche Register und Datenbanken befinden sich aktuell in Anbindung an den RSV? Bitte konkrete Aufzählung der in Anbindung befindlichen Register angeben.
    3. Welche Register sollen in diesem Jahr noch an den RSV angebunden werden? Bitte konkrete Aufzählung der Register angeben.
    4. Wie sieht der Zeitplan für die Anbindung der restlichen 107 Register an den RSV? Bitte den Zeitrahmen für die Anbindung der einzelnen Register angeben.
  1. Vorgaben der verantwortlichen Ministerien:
    1. Welche Vorgaben anderer (für die einzelnen Datensätze verantwortlichen) Bundesministerien im Sinne des § 6 USPG sind dem BMF hinsichtlich des Ausbaus des RSV bekannt? Bitte konkrete Aufzählung der konkreten Vorgaben aus den einzelnen Bundesministerien angeben.

                                          i.    Welche Aufträge wurden daher an das BRZ für das Jahr 2024 erteilt?

                                        ii.    Inwiefern gab es diesbezüglich Rückmeldungen aus den Bundesministerien an das BMF?

  1. Kosten: 
    1. Wie haben sich die Kosten für den RSV seit der letzten bekanntgegebenen Angabe von Oktober 2022 (12623/AB) bis zum aktuellen Zeitpunkt entwickelt?
    2. Wie hoch sind die laufenden monatlichen Kosten? Bitte um Aufschlüsselung nach Personal und Infrastruktur. 
    3. In welcher Höhe sind Mittel im Budget 2024 für die Anbindung weiterer Register vorgesehen? Bitte einzelne Ausgaben samt Budgetposten angeben.
  1. Datenstrategie:
    1. Wie ist der aktuelle Stand der Erstellung der lang angekündigten nationalen Datenstrategie?
    2. Welche konkreten Meilensteine wurden seit der Veranstaltung im BRZ „DigiConnect – Datenökonomie“ am 20. September 2023, die den Beginn des Prozesses zur Erstellung einer Datenstrategie kennzeichnete, erreicht?
    3. Wann soll die Datenstrategie präsentiert werden? 
    4. Welche konkreten Ziele, Maßnahmen und konkrete Indikatoren werden darin festgehalten?
  1. Data Governance Act:
    1. Welche Schritte zur Umsetzung des DGA wurden bereits gesetzt? Bitte einzelne Umsetzungsschritte angeben. 
    2. Welche konkreten Maßnahmen zur Umsetzung des DGA sind in Vorbereitung?
    3. Wann sollen die Umsetzungsschritte präsentiert und im Nationalrat angenommen werden?