Eingelangt am 15.02.2024
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Anfrage
der Abgeordneten Dr. Stephanie
Krisper, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
Inneres
betreffend Überstellungen
von Asylwerber:innen nach Bulgarien und Rumänien
Am 8. Dezember 2022 stimmten die EU-Innenminister:innen
über die Schengen-Erweiterung ab. Der Weg für den Beitritt Kroatiens
zum Schengen-Raum ohne Grenzkontrollen wurde frei - doch die Schengen-Aufnahme
von Bulgarien und Rumänien wurde vor allem von Österreich blockiert.
Und dass, obwohl die Europäische Kommission befand, dass Bulgarien und
Rumänien den Schengen-Evaluierungsprozess 2011 erfolgreich abgeschlossen
haben.
Das Schengen-Veto hat der Partnerschaft zwischen
Österreich und Rumänien sowie zwischen Österreich und Bulgarien
geschadet. Im Laufe einer Aussprache mit Mitgliedern des Außenpolitischen
Ausschusses des rumänischen Senats am 28. Februar 2023 wurde vonseiten
Vertreter:innen Rumäniens verkündet, dass Österreich im Jahr
2022 mehr als zwanzig Mal im bi- und multilateralem Austausch seine
Unterstützung für Rumäniens Schengen-Beitritt bekräftigte.
So habe man vor allem die fehlende Vorhersehbarkeit der Entscheidung
Österreichs nicht nachvollziehen können.
Darüber hinaus ist schwer zu bezweifeln, dass die
Entscheidung des Schengen-Vetos auf Basis von Evidenz erging. Erstens ist an
sich nicht logisch, dass die österreichische Schengen-Blockade allein
anhand der hohen Zahl an Asylanträgen argumentiert wird - das
europäische Asylsystem kann mit dem Schengensystem nämlich nicht
vollinhaltlich gleichgestellt werden. Schlussendlich konnte das Innenministerium
die Sachlichkeit der Schengen-Entscheidung auch in den Beantwortungen zu den
NEOS-Anfragen 13433/J, 14487/J und 16718/J nicht belegen.
Am 14. Dezember 2023, trafen Sie, Herr Innenminister, Ihre
Amtskollegen aus Bulgarien und Rumänien, um über eine Lockerung des
Schengen-Vetos Österreichs zu sprechen. Medienberichten zufolge soll
Österreich von Bulgarien und Rumänien vor allem effizientere
Rückführungen gefordert haben, bislang werde nur ein Bruchteil der
betroffenen Asylwerber:innen in diese Staaten zurückgebracht. Nach Angaben
des rumänischen Innenministeriums hätten die österreichischen
Behörden an Rumänien in den letzten zwei Jahren um 3.493
Überstellungen ersucht. Nach Prüfung wurden 2.911 dieser Anträge
angenommen, doch tatsächlich hat Österreich nur 243 Personen nach
Rumänien rücküberstellt.1
Abgesehen davon, dass Rumänien und Bulgarien die
Voraussetzungen für den Schengen-Beitritt laut EU Kommission seit vielen
Jahren erfüllen, ist fragwürdig, aus welchen Gründen
Österreich in jenen Fällen, in denen deren Zuständigkeit im
Rahmen von Dublin gegeben wäre und die Gesuche genehmigt werden, nur so
wenige Asylwerber:innen in diese Länder überstellt.
- https://www.derstandard.at/story/3000000199628/oesterreich-koppelt-die-schengen-erweiterung-an-schnellere-rueckfuehrungen
Die unterfertigten Abgeordneten
stellen daher folgende
Anfrage:
- Rumänien: Wie viele Personen, die in
Österreich in den Jahren 2022 und 2023 einen Asylantrag stellten,
reisten u.a. über Rumänien? Bitte um Aufschlüsselung nach
Jahr.
- Welcher Anteil der erhobenen Daten entfällt
auf
i. Handyauswertungen?
ii. Befragungen von Asylwerber:innen?
iii. Eurodac-Treffer?
iv. welche andere Methode der Datenerhebung?
- Wie viele Aufnahme- und Wiederaufnahmegesuche hat
Österreich in den Jahren 2022 und 2023 an Rumänien gestellt?
Bitte um Aufschlüsselung nach Jahr.
- In wie vielen Fällen hat Rumänien der
Übernahme bzw. Rückübernahme in den Jahren 2022 und 2023
jeweils zugestimmt? Bitte um Aufschlüsselung nach Jahr.
- Wie lange dauerte es im Durchschnitt, bis
Rumänien den Gesuchen zugestimmt hat?
- In wie vielen Fällen wurden die Gesuche von
Rumänien in den Jahren 2022 und 2023 abgelehnt? Bitte um
Aufschlüsselung nach Jahr.
- Wie viele Personen hat Österreich in den
Jahren 2022 und 2023 tatsächlich nach Rumänien
überstellt?
- Wie viele davon mithilfe von Frontex, wie viele
ohne?
- Wie lange dauerte es im Durchschnitt nach
Zustimmung, bis ein:e Asylwerber:in nach Rumänien überstellt
wurde?
- Wie erklären Sie die Diskrepanz zwischen der
Anzahl an durch Rumänien genehmigte Aufnahme- und
Wiederaufnahmegesuche und der Anzahl an tatsächlich überstellten
Personen?
- Wieso hat Österreich trotz zahlreicher
Genehmigungen nur so wenig Personen nach Rumänien
überstellt?
- An welchen Verfahrensschritten scheitern die
Überstellungen?
7.
Gibt es abseits der Dublin-Regelungen
auch ein bilaterales Rückübernahmeabkommen?
a.
Wenn ja, wie viele
Rückübernahmen wurden in diesem Zusammenhang abgewickelt?
i. Die Überstellung wie vieler Personen hat
Österreich im Rahmen der bilateralen Rückübernahme angefragt?
ii. Wie viele wurden angenommen, wie viele abgelehnt?
iii. Wie lange dauerte das Verfahren im Durchschnitt?
iv. Wie viele Personen wurden tatsächlich von
Rumänien rückübernommen?
- Wie viele Personen, die in den Jahren 2022 und
2023 nicht nach Rumänien rücküberstellt wurden, sind
in Österreich geblieben?
- In wie vielen Fällen wurden die Betroffenen
zum Asylverfahren in Österreich zugelassen?
- Wie viele Personen, die nicht
rücküberstellt wurden, haben sich dem Verfahren entzogen?
- Wie hoch ist die Kontingentierung für Überstellungen
durch Frontex-Flüge von Österreich nach Rumänien?
- Wer legt diese Kontingentierung anhand welcher
Kriterien fest?
- Wurde die Kontingentierung aufgehoben?
- Welche Maßnahmen hat Österreich von
Rumänien verlangt, um die Überstellungsverfahren zu
vereinfachen?
- Welche Maßnahmen haben Sie gesetzt, um
jenen Teil der Überstellungsverfahren, für den Österreich
zuständig ist, zu vereinfachen?
- Bulgarien: Wie viele Personen, die in
Österreich in den Jahren 2022 und 2023 einen Asylantrag stellten,
reisten u.a. über Bulgarien? Bitte um Aufschlüsselung nach Jahr.
- Welcher Anteil der erhobenen Daten entfällt
auf
i. Handyauswertungen?
ii. Befragungen von Asylwerber:innen?
iii. Eurodac-Treffer?
iv. welche andere Methode der Datenerhebung?
- Wie viele Aufnahme- und Wiederaufnahmegesuche hat
Österreich in den Jahren 2022 und 2023 an Bulgarien gestellt? Bitte
um Aufschlüsselung nach Jahr.
- In wie vielen Fällen hat Bulgarien der
Übernahme bzw. Rückübernahme in den Jahren 2022 und 2023
jeweils zugestimmt? Bitte um Aufschlüsselung nach Jahr.
- Wie lange dauerte es im Durchschnitt, bis
Bulgarien den Gesuchen zugestimmt hat?
- In wie vielen Fällen wurden die Gesuche von
Bulgarien in den Jahren 2022 und 2023 abgelehnt? Bitte um
Aufschlüsselung nach Jahr.
- Wie viele Personen hat Österreich in den
Jahren 2022 und 2023 tatsächlich nach Bulgarien
überstellt?
- Wie viele davon mithilfe von Frontex, wie viele
ohne?
- Wie lange dauerte es im Durchschnitt nach
Zustimmung, bis ein:e Asylwerber:in nach Bulgarien überstellt
wurde?
16. Gibt es abseits der Dublin-Regelungen auch ein bilaterales
Rückübernahmeabkommen?
a.
Wenn ja, wie viele
Rückübernahmen wurden in diesem Zusammenhang abgewickelt?
i. Die Überstellung wie vieler Personen hat
Österreich im Rahmen der bilateralen Rückübernahme angefragt?
ii. Wie viele wurden angenommen, wie viele abgelehnt?
iii. Wie lange dauerte das Verfahren im Durchschnitt?
iv. Wie viele Personen wurden tatsächlich von Bulgarien
rückübernommen?
- Wie erklären Sie die Diskrepanz zwischen der
Anzahl an durch Bulgarien genehmigte Aufnahme- und Wiederaufnahmegesuche
und der Anzahl an tatsächlich überstellten Personen?
- Wieso hat Österreich trotz zahlreicher
Genehmigungen nur so wenig Personen nach Bulgarien
rücküberstellt?
- An welchen Verfahrensschritten scheitern die
Überstellungen?
- Wie viele Personen, die in den Jahren 2022 und
2023 nicht nach Bulgarien rücküberstellt wurden, sind in
Österreich geblieben?
- In wie vielen Fällen wurden die Betroffenen
zum Asylverfahren in Österreich zugelassen?
- Wie viele Personen, die nicht rücküberstellt
wurden, haben sich dem Verfahren entzogen?
- Wie hoch ist die Kontingentierung für
Überstellungen durch Frontex-Flüge von Österreich nach
Bulgarien?
- Wer legt diese Kontingentierung anhand welcher
Kriterien fest?
- Wurde die Kontingentierung aufgehoben?
- Welche Maßnahmen hat Österreich von
Bulgarien verlangt, um die Überstellungsverfahren zu vereinfachen?
- Welche Maßnahmen haben Sie gesetzt, um
jenen Teil der Überstellungsverfahren, für den Österreich
zuständig ist, zu vereinfachen?