18029/J XXVII. GP
Eingelangt am 28.02.2024
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ANFRAGE
des Abgeordneten Walter Rauch
an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
betreffend Nachnutzung von Alt-Akkus
Die 18650er Zellen wurden 1992 entwickelt, werden seither industriell von Sony, Samsung, LG und auch TESLA etc. produziert und zum Stückpreis von 8 bis 10 Dollar verkauft. Sie finden sich inzwischen in allen möglichen Geräten von Elektronischen Zahnbürsten, Akkuschraubern, E-Bikes bis hin zum E-Auto. 18650er Zellen können aber auch nach ihrem Erstgebrauch als Akku einer Nachnutzung als Stromspeicher (Hausspeicher) zugeführt werden.[1] Dies verbindet gleich mehrere Funktionen und Vorteile; die Nutzung erfolgt dann
1. zur Senkung von Energiekosten in Haushalten (Firmen, öffentlichen Gebäuden),
2. zur Vermeidung von Sondermüll (Cradle to Cradle),
3. zur Abhilfe bei Stromausfall und generellem Blackout,
4. zur Netzentlastung,
5. zur massiven Reduktion von Energiekosten (hoch-effiziente Nutzung von Photovoltaikanlagen), sowie
6. zur ökosozialen, regionalen Wertschöpfung.
Diese Lithium-Ionen-Akkus stellen immerhin rund 50 % aller Alt Akkus dar, sodass eine großflächige Nachnutzung wirtschaftlich und ökosozial Sinn macht. Ca. 80 % dieser Zellen sind sehr gut weiterverwendbar (wertvoller Rohstoff) und sollten daher nicht als Sondermüll enden.[2] Selbst schwächere Zellen können immer noch für Taschenlampen oder USB-Powerbanks viele Jahre gute Dienste leisten. In Österreich ist die Entsorgung noch völlig uneinheitlich, und steckt die Nachnutzung noch in den Kinderschuhen, obwohl sie allerorts günstig und nachhaltig organisierbar wäre. Diese Zellen werden von der Bevölkerung in Abfallwirtschaftshöfen, bei Gemeinden, im Handel und bei Betrieben zurückgegeben oder die Alt Akkus fallen selbst bei den Unternehmen an.[3]
Letztlich nehmen diese öffentlichen oder privaten Akteure entweder viel Geld in die Hand, um die Alt Akkus zu entsorgen (z.B. werden pro 60 kg Fass ca. 135 Euro für die Entsorgung bezahlt), was in gewissen Städten / Gemeinden pro Jahr ca. 100.000 Euro erreichen oder überschreiten kann. Oder sie erhalten von einschlägigen Firmen einige Tausend Euro pro Jahr dafür, dass diese sie einsammeln und umweltkonform entsorgen. Tatsächlich landen die gebrauchten Zellen häufig z.B. in Köln, Frankfurt oder Montenegro und gehen zu kleinem Teil weiter nach Belgien oder Holland, wo sie aufwändig in ihre Bestandteile zerlegt werden. Viele Alt Akkus werden in Hochöfen verbrannt, manche auch im Ausland vergraben. Es ist völlig unverständlich, warum sich hier noch nicht eine Nachnutzung etabliert hat, zumindest eine tatsächlich umweltkonforme Entsorgung garantiert werden kann.
Aus diesen Zellen können Speicher aufgebaut werden, um etwa privaten Photovoltaikproduzenten zu dienen. Die Nutzung von Akkus als Stromspeicher ist unter Umständen selbst für nicht PV-Anlagenbesitzer interessant. Wenn nicht einmal Platz für ein Balkonkraftwerk vorhanden ist, kann man günstige Phasen zum Laden nutzen bzw. gibt es auch Negativstrompreise, d.h., dass für den Strombezug bezahlt wird.
In diesem Zusammenhang richtet der unterfertigte Abgeordnete an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie nachstehende
Anfrage
1. Wie viele Rohstoffsammelstellen gibt es in Österreich? (Bitte um Auflistung nach Kategorie und für jedes Bundesland)
2. Wie viele 18650er Zellen (Stück/kg) werden in diesen Rohstoffsammelzellen abgegeben und was passiert dann mit ihnen? (Bitte um Auflistung nach Art und Anzahl der Weiterverwertung für jedes Bundesland)
3. Wie viele Gemeinden, Landesdienststellen, Landesunternehmen, Landesliegenschaften etc. bezahlen für die entsprechende Entsorgung der 18650er Zellen wieviel pro Jahr? (Bitte um detaillierte Auflistung nach Bundesland für die Jahre 2021, 2022 und 2023 inklusive ausgegebener Summe)
4. Wie entsorgen oder wiederverwerten die Bundesländer sonst eigene Zellen aus eigenen Dienststellen, Unternehmen und Liegenschaften?
5. Inwiefern und in welcher Dimension ist der weitere Ausbau von PV-Anlagen ein Thema und Ziel der Bundesregierung?
6. Gibt es hier bereits Kooperation?
a. Wenn ja, welche und seit wann?
b. Wenn nein, warum nicht?
7. Gibt es beauftragte Forschungen dahingehend?
a. Wenn ja, welche und wer wurde aufgrund welcher Kompetenz beauftragt?
b. Wenn nein, warum nicht?
c. Wenn nein, sind Aufträge dahingehend für die Zukunft geplant?
8. Inwiefern und in welcher Dimension spiegelt sich die angesprochene Nachnutzung von Alt Akkus in den Zielen und Maßnahmen der Bundesregierung? (Bitte um Auflistung der Ziele und Maßnahmen nach Jahren 2021, 2022 und 2023)
9. Wie viele PV-Anlagen wurden bisher bundesweit errichtet? (Bitte um Auflistung nach Bundesländern und Form von Errichtern (Privat, gewerblich, industriell))
10. Wie viele PV-Anlagen wurden bisher bundesweit gefördert und mit welcher Summe? (Bitte um Auflistung nach Bundesländern und Jahr für die Jahre 2021, 2022 und 2023)
11. Welche und wie viele Speicher wurden seit 2013 gefördert? (Bitte um Auflistung nach Jahr und Fördersumme für 2021, 2022 und 2023)
12. Gibt es Förderprogramme für die Errichtung von Stromspeichern?
a. Wenn ja, welche?
b. Wenn nein, warum nicht?
c. Wenn nein, sind Förderprogramme angedacht?
d. Wenn ja, ab wann und in welcher Höhe?
13. Gibt es ein Konzept und wenn ja, welches zur Wiederverwertung von Alt Akkus?
14. Gibt es einschlägige Abnehmer für Alt Akkus?
a. Wenn ja, wer kauft jährlich wie viele und zu welchem Preis? (Bitte um Auflistung nach Käufern und Jahren 2021, 2022 und 2023)
b. Wenn ja, was tun diese mit den Alt Akkus nach Abnahme?
15. Wie oft gab es Netzeinspeisungs-Stopps für Privat PV-Betreiber in den letzten Jahren? (Bitte um Auflistung für die Jahre 2021, 2022 und 2023)
16. Welche Strategien gibt es bei Netzüberlastung?
17. Wie lange dauerten die längsten Stromausfälle in den letzten 3 Jahren an? (Bitte um Auflistung nach Stunden, Anzahl der betroffenen Haushalte, Region und Ursache für die Jahre 2021, 2022 und 2023)
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