Eingelangt am 11.03.2024
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Anfrage
der Abgeordneten Dr. Stephanie
Krisper, Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
Inneres
betreffend Folgeanfrage: Wie
viele russische Diplomat:innen und/oder Spion:innen gibt es in Österreich?
Der russische Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine
jährt sich nun zum zweiten Mal. Während viele europäische
Staaten der Russischen Föderation gegenüber klar Position beziehen
und versuchen sicherheitspolitische Risiken zu minimieren, trifft das auf
Österreich aufgrund der Untätigkeit der Bundesregierung leider nicht
zu. Österreich importiert, wie kaum ein anderes europäisches Land,
Gas aus Russland, ist nachlässig bei der Umsetzung und Überwachung
der gegen die Russischen Föderation verhängten Sanktionen und
lässt zu, dass ein aufgeblähter Botschaftsapparat der Russischen Föderation
in Österreich ungezügelt (digitale) Spionage betreibt.
Dank des Fachjournalisten Erich Möchel wurde schon
kurz nach Beginn des Krieges klar, dass die Russischen Föderation zu
Beginn des Angriffskrieges dank ihrer Satellitenschüsseln in Wien die Kommunikation
der ukrainischen Fronttruppen lahmgelegt hat (https://www.falter.at/morgen/20221205/spion-vs-spion-elektronische-duelle-in-donaustadt). Diese Satellitenschüsseln, die auf dem Dach der
Ständigen Vertretung Russlands bei den Vereinten Nationen sind, stehen
zwei Jahre später noch immer. Und während andere europäischen
Staaten schon kurz nach Beginn des Angriffskriegs reihenweise russisches
Botschaftspersonal - vorrangig die für die digitale Spionage notwendigen
Nachrichtentechniker - ausgewiesen haben, beläuft sich die Zahl der von
Österreich Ausgewiesenen auf überschaubare 8 Personen (https://www.profil.at/oesterreich/wien-als-hotspot-fuer-putins-agenten/402539312).
Auch hat die Bundesregierung noch immer nicht die
legistische Lücke im Strafgesetzbuch geschlossen, durch die Spionage gegen
andere Staaten und internationale Organisationen nicht unter Strafe steht.
Die Untätigkeit der Bundesregierung ist
beschämend, insbesondere unseren europäischen und internationalen
Partnern sowie der ukrainischen Zivilbevölkerung gegenüber.
Die unterfertigten Abgeordneten
stellen daher folgende
Anfrage:
- Gab oder gibt es Ermittlungen
der DSN bzw. von welcher Behörde des BMI wegen Verdachts der Spionage
seit der letzten AB vom 01.12.2023 (15878/AB; https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/AB/15878) zu unserer letzten Anfrage (16390/J)?
- Wenn ja, seit wann und mit
welchem wann vorliegenden Ergebnis?
- Aus der vorherigen
Anfragebeantwortungen durch das BMeiA vom 29.11.2023 (15868/AB: https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/AB/15868; 15869: https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/AB/15869, 15867/AB: https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/AB/15867) ergab sich, dass die Russische Föderation
im Vergleich zu Staaten wie China und den Iran deutlich mehr
administrativ-technisches Personal an den Auslandsvertretungen in
Österreich hat. Je höher die Anzahl, desto höher das Risiko
für Spion:innen - laut Expertinnen ca. ein Drittel des
diplomatischen Personals. Wurde vonseiten der DSN oder welcher anderen
Behörde des BMI gegenüber dem BMeiA angeregt, gemäß
Art 11 Abs 1 und 2 des Wiener Übereinkommen über diplomatische
Beziehungen den Personalstand einer russischen Mission zu begrenzen bzw.
die Zulassung von Bediensteten einer Mission einer bestimmten Kategorie
abzulehnen?
- Wenn ja, wann inwiefern von wem
an wen?
- Wenn nein, warum nicht?
- Aus der vorherigen
Anfragebeantwortung durch das BMeiA ergibt sich, dass es an russischen
Auslandsvertretungen in Österreich einen regelmäßigen und
überaus hohen Austausch akkreditierter Personen besteht (15868/AB: https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/AB/15868) - dies sogar seit Beginn des Krieges! Hat die
DSN bzw. das BMI Erkenntnisse dazu, ob von anderen europäischen
Staaten ausgewiesene Personen mit russischer Staatsangehörigkeit, in
Österreich akkreditiert wurden?
- Wenn ja, inwiefern?
- Wenn ja, mit welcher wann
gezogenen Konsequenz?
- Wie viele Gespräche wurden
seit Beginn des Krieges zwischen der DSN und welcher Abteilung des BMeiA
zur Frage von Spionage und möglichen Ausweisungen geführt?
- Wann?
- Mit welchem wann jeweils vorliegendem Ergebnis?
- Nahm bzw. nimmt das BMeiA vor
der Akkreditierung von diplomatischem Personal Kontakt mit dem BMI
für eine Prüfung auf?
- Wenn ja, wie verläuft hier
das Standardprozedere? Bitte um genaue Beschreibung.
- Wie verlief diese Prüfung
im Falle von russischem diplomatischen Person seit 2014?
- Wie verlief diese Prüfung
im Falle von russischem diplomatischen Person seit Beginn des
Angriffskrieges?
i. Mit welchem Ergebnis?
- In der Anfragebeantwortung
15878/AB (https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/AB/15878) vom 01.12.2023 zu unserer letzten Anfrage (16390/J),
wurde die Frage, ob es Gespräche mit dem BMeiA oder anderen Ressort
zu möglicher "Illegaler" Russlands in Österreich mit
dem Verweis nicht beantwortet, dass die Fragetellung nicht ausreichend
determiniert sei. Dies, obwohl der Verfassungsschutzbericht diesen Begriff
benützt und er ein gängiger Begriff der Geheim- und
Nachrichtendienste ist. Gab es Gespräche mit dem Außenministerium
oder anderen Ressorts bzgl. möglicher „Illegaler“
Russlands, die zur Spionage in Österreich eingesetzt werden?
- Wenn ja, wann und was der
konkrete Gesprächsinhalt?
i. Wer war daran beteiligt?
ii. Welche Position nahm das BMI jeweils ein?