18192/J XXVII. GP
Eingelangt am 21.03.2024
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Anfrage
der Abgeordneten Petra Tanzler,
Genossinnen und Genossen
an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
betreffend „Ergotherapie für Kinder“
Während einer gewöhnlichen Schulwoche verbringen Kinder zahlreiche Stunden in Bildungseinrichtungen, wo sie nicht nur lernen, sondern auch Freundschaften schließen und wichtige Lebenskompetenzen entwickeln. In jeder Klasse und Schule gibt es Kinder, die spezielle Herausforderungen bei der Teilnahme am Unterricht und im Schulalltag erfahren. Besonders die Übergangsphase vom Kindergarten in das Schulleben ist für viele schwer. Diese Herausforderungen können langfristige Auswirkungen auf Lernleistung und die gesamte Entwicklung haben, wenn sie in dieser Zeit nicht adäquat unterstützt werden.
Ergotherapeut:innen besitzen die Fähigkeiten, Kinder bei den erforderlichen Aktivitäten für inklusive Bildung zu unterstützen. Die Ergotherapie für Kinder kann bei einer Vielzahl von Entwicklungsstörungen und Defiziten beeindruckende Fortschritte erzielen. Durch spielerische Methoden werden die motorischen Fähigkeiten und die Wahrnehmung der Kinder gezielt gefördert. Ob es sich um körperliche oder kognitive Einschränkungen, ungewöhnliche Verhaltensmuster oder Lernschwierigkeiten handelt, das Hauptaugenmerk der Ergotherapie für Kinder liegt auf Spaß, Vielfalt und einfühlsamer Betreuung durch die Therapeut:innen. Ziel ist es, bei den Kindern die Begeisterung für die Entwicklung neuer Fähigkeiten zu wecken, um so einen Lernfortschritt und -erfolg zu erzielen.
Arbeiten Ergotherapeut:innen an Schulen, sind sie in die realen Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen eingebunden und können eine spezifische und ergänzende Funktion im multiprofessionellen Team einnehmen. Inklusive Bildung sollte daher ein nicht verhandelbares Recht aller Kinder sein! Jedem betroffenen Kind sollte der freie Zugang zu Ergotherapie ermöglicht werden und es darf nicht auf die finanziellen Möglichkeiten der Eltern ankommen.
Die Realität heute schaut anders aus. Viele Jugendliche brechen nach den Pflichtschuljahren die Schule ab, weil in schwierigen Phasen oft die Unterstützung der Erziehungsberechtigten fehlt und die Ressourcen des Lehrpersonals, jedem Kind gerecht zu werden, einfach nicht vorhanden sind. Im Februar 2024 waren in Österreich rund 321.700 Arbeitslose nach nationaler Definition (AMS) registriert, wobei etwa 44,6 % aller arbeitslosen Personen höchstens einen Pflichtschulabschluss haben. Ein arbeitsloser Erwachsener kostet den Staat durchschnittlich 26.000 Euro pro Jahr. Insgesamt beläuft sich der jährliche Betrag für die Personengruppe der Arbeitslosen auf etwa 4,1 Milliarden Euro.
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher nachstehende
Anfrage
1. Wie viele Ergotherapeut:innen waren im Jahr 2023 in Österreich tätig? Bitte um Aufgliederung nach Bundesländern.
2. Bei wie vielen Kindern/ Jugendlichen wurde Bedarf an Ergotherapie festgestellt? Bitte um Aufgliederung nach Alter und Bundesländern.
3. Wie wird der genaue Bedarf an Ergotherapeut:innen in Österreich erhoben?
4. Welche Verfahren oder Testungen werden durchgeführt, um festzustellen, ob und wann ein Kind eine Ergotherapie benötigt? Bitte um detaillierte Darstellung.
5. In
welchen Einrichtungen werden Ergotherapien durchgeführt? Sind speziell
dafür vorgesehene Räume verpflichtend vorgesehen?
a) Wenn nein, warum nicht?
6. In welchem Ausmaß und in welcher Form wird der Verlauf einer Ergotherapie von den Ergotherapeut:innen dokumentiert?
7. Erhalten
alle Kinder die Möglichkeit, eine Ergotherapie in Anspruch zu nehmen,
sobald dies von einem Arzt oder einer Ärztin empfohlen wird?
a) Wenn nein, warum nicht?
8. Gibt
es spezielle Qualifikationen oder Anforderungen für Ergotherapeut:innen,
die in Schulen arbeiten?
a) Wenn ja, welche und wie wird ein Einhalten dieser sichergestellt?
b) Wenn nein, warum nicht?
9. Wer
koordiniert und kontrolliert bestehende Ergotherapieprogramme in Österreich?
Gibt es eine zentrale Bundesstelle oder Organisation, die für die
Qualitätssicherung verantwortlich ist?
a) Wenn nein, warum nicht?
10. Welche
Rolle spielen Eltern/ Erziehungsberechtigte momentan im Ergotherapie- Prozess?
Werden sie in die Therapiepläne oder -entscheidungen miteinbezogen?
a) Wenn ja, in welcher Form (Bitte um detaillierte Beschreibung)
b) Wenn nein, warum nicht?
11. Gibt
es einen verpflichtenden und dokumentierten Austausch zwischen
Ergotherapeut:innen und Pädagog:innen?
a) Wenn ja, in welcher Form (Bitte um detaillierte Beschreibung)
b) Wenn nein, warum nicht?