Eingelangt am 27.03.2024
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Anfrage
der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg
Sarre, Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
Bildung‚ Wissenschaft und Forschung
betreffend Bildungsfreizügigkeit in
Europa
Friede und Wohlstand in
Europa und auf der Welt sind
derzeit durch Konflikte, Krisen und Kriege gefährdet wie schon lange nicht
mehr. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind in Bedrängnis, das
Völkerrecht wird immer öfter missachtet. Mehr denn je ist es daher
eine wichtige Aufgabe der Bildungs-, Wissenschafts- und Jugendpolitik, jungen
Menschen Möglichkeiten zu geben, internationale Erfahrungen zu machen,
andere Kulturen kennenzulernen und einen Beitrag zur
Völkerverständigung zu leisten.
Eine wesentliche
Säule des europäischen Einigungsprojekts sind die vier
Grundfreiheiten des europäischen Binnenmarkts, nämlich der freie
Verkehr von Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital. Es ist Zeit, diesen
eine fünfte Grundfreiheit hinzuzufügen: die Bildungsfreizügigkeit.
In den Jahrzehnten seit 1987 das ERASMUS-Programm ins Leben gerufen wurde, hat
sich die internationale Mobilität bereits stark weiterentwickelt. Dennoch
sind Studierende, Schüler:innen und Lehrlinge, die ein Auslandssemester
oder Auslandspraktikum absolvieren, noch immer in der Minderheit.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
Anfrage:
- Zahlen zur geförderten internationale
Bildungsmobilität:
- 2022 gab es laut OeAD-Jahresbericht1
28.084 geförderte Outgoing-Mobilitäten, davon 26.907 im Rahmen
von Erasmus+.
i. Wie viele davon waren Auslandsaufenthalte von Studierenden und wie hat
sich diese Zahl in den letzten 10 Jahren entwickelt?
ii. Wie viele davon waren Auslandsaufenthalte von Schüler:innen und
wie hat sich diese Zahl in den letzten 10 Jahren entwickelt?
iii. Wie viele davon waren Auslandsaufenthalte von Lehrlingen und wie hat
sich diese Zahl in den letzten 10 Jahren entwickelt?
- 2022 gab es laut OeAD-Jahresbericht1
2.249 geförderte Incoming-Mobilitäten, davon 0 im Rahmen
von Erasmus+, da Erasmus-Incoming-Mobilität nicht durch
Österreich gefördert wird.
i. Wie viele davon waren Österreich-Aufenthalte von Studierenden und
wie hat sich diese Zahl in den letzten 10 Jahren entwickelt?
ii. Wie viele davon waren Österreich-Aufenthalte von
Schüler:innen und wie hat sich diese Zahl in den letzten 10 Jahren
entwickelt?
iii. Wie viele davon waren Österreich-Aufenthalte von Lehrlingen
und wie hat sich diese Zahl in den letzten 10 Jahren entwickelt?
- Wieviel Prozent aller Studierenden in
Österreich absolvieren im Laufe ihres Studiums einen
geförderten Auslandsaufenthalt?
i. Wie stellt sich diese Zahl im Vergleich zum EU-Durchschnitt dar?
- Wieviel Prozent aller Schüler:innen in
Österreich absolvieren im Laufe ihres Studiums einen
geförderten Auslandsaufenthalt?
i. Wie stellt sich diese Zahl im Vergleich zum EU-Durchschnitt dar?
- Wieviel Prozent aller Lehrlinge in
Österreich absolvieren im Laufe ihres Studiums einen
geförderten Auslandsaufenthalt?
i. Wie stellt sich diese Zahl im Vergleich zum EU-Durchschnitt dar?
- Falls verfügbar: Wieviel Prozent aller
Hochschul-Absolvent:innen haben bis zum Studienabschluss einen
schulischen und/oder hochschulischen geförderten Auslandaufenthalt
absolviert?
- Verfügen Sie über Prognosen
für die Entwicklung der geförderten internationalen
Bildungsmobilität aus und nach Österreich? Wenn ja, bitte um
Darstellung.
- Vergleiche und Schlüsse daraus:
- Laut Erasmus+ Factsheet Austria 20222
gab es im Jahr 2022 im Rahmen von Erasmus+ 20.858 Incoming Studierende
und 17.954 Outgoing Studierende, im Jahr 2017 waren es 13.837 Incoming
Studieren und 12.849 Outgoing Studierende. Es gibt also einen deutlichen
Incoming-Überhang bzw. ein deutliches Outgoing-Defizit, das sich
über die Jahre noch verstärkt hat.
i. Welche Gründe sehen Sie für dieses Ungleichgewicht?
ii. Planen Sie Maßnahmen mit dem Ziel, dieses Ungleichgewicht zu
reduzieren? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?
- Laut Erasmus+ Factsheet Austria 20222
wurden im Jahr 2022 im Rahmen von Erasmus+ in Österreich Stipendien
in folgender Höhe ausgezahlt: 28,58 Mio. Euro im Bereich
Hochschulbildung, 10,26 Mio. Euro im Bereich Berufsbildung, 7,69 Mio.
Euro im Bereich Schulbildung.
i. Welche Gründe sehen Sie dafür, dass an Studierende mehr oder
höhere Stipendien ausbezahlt werden als an Lehrlinge und
Schüler:innen?
ii. Planen Sie Maßnahmen mit dem Ziel, im Bereich der Lehrlinge und
der Schüler:innen (insbesondere der BHS-Schüler:innen, von denen
viele nach der Schule kein Studium beginnen sondern in die Arbeitswelt
wechseln) aufzuholen und mit den Studierenden gleichzuziehen?
- Genehmigte und abgelehnte Anträge:
- Laut "Programmcontrolling Erasmus+ und
Europäisches Solidaritätskorps"3 wurden
2022 18.220 Mobilitäten im Bereich Hochschulbildung beantragt, aber
nur 11.325 genehmigt.
i. Aufgrund welcher Faktoren ergab sich diese Differenz?
ii. Wie hoch war die Differenz in den letzten 10 Jahren?
- Laut "Programmcontrolling Erasmus+ und
Europäisches Solidaritätskorps"3 wurden 2022
9.257 Mobilitäten im Bereich Schulbildung beantragt, aber nur 7.203
genehmigt.
i. Aufgrund welcher Faktoren ergab sich diese Differenz?
ii. Wie hoch war die Differenz in den letzten 10 Jahren?
- Laut "Programmcontrolling Erasmus+ und
Europäisches Solidaritätskorps"3 wurden 2023
im Bereich Schulbildung 19.172 Moblitäten beantragt, mehr als
doppelt so viele wie 2022.
i. Wodurch lässt sich dieser erfreuliche Anstieg erklären?
ii. Handelt es sich voraussichtlich um einen "Ausreißer"
oder eine nachhaltige Veränderung?
- Internationale Bildungsmobilität
für ganze Studien (statt einzelne Semester etc.):
- Wie viele EU-Bürger:innen und wie
viele Nicht-EU-Bürger:innen mit nicht-österreichischen
Schulabschlüssen ("Bildungsausländer:innen") haben
2022 (oder 2023, falls verfügbar) in Österreich ein Studium
abgeschlossen?
- Falls bekannt: Wie viele
Österreicher:innen und/oder wie viele Personen mit
österreichischen Schulabschlüssen
("Bildungsinländer:innen") haben 2022 (oder 2023, falls
verfügbar) im Ausland ein Studium abgeschlossen?
- Personal und Finanzen:
- Wie viele Mitarbeiter:innen
(Vollzeitäquivalente) sind im OeAD im Bereich der internationalen
Mobilität beschäftigt?
- Sind Mitarbeiter:innen
(Vollzeitäquivalente) im BMBWF im Bereich der internationalen
Mobilität beschäftigt? Wenn ja, wie viele?
- Sind Mitarbeiter:innen
(Vollzeitäquivalente) in den Bildungsdirektionen im Bereich der
internationalen Mobilität beschäftigt? Wenn ja, wie viele?
- Wie haben sich die Budgets für das
Erasmus+ Programm und andere Mobilitätsprogramme in den letzten
Jahren entwickelt?
- Gibt es Veränderungen bei den
Stipendienhöhen für Teilnehmende? Wie verhalten sich diese im
Vergleich zum Lebenshaltungskostenanstieg in den Zielländern (oder
im EU-Schnitt)?
- Hindernisse und Barrieren:
- Studierende, die einen Teil ihres Studiums
im Ausland absolvieren, sind nach wie vor in der Minderheit. Welche
Barrieren hindern Studierende daran, an
Bildungsmobilitätsprogrammen teilzunehmen? Welche Maßnahmen
planen Sie, um diese Barrieren zu reduzieren?
i. In Bezug auf curriculare Aspekte und Zeitverlust durch einen
Auslandaufenthalt
ii. In Bezug auf finanzielle Hürden
iii. In Bezug auf administrative Hürden
- Schüler:innen, die einen Teil ihrer
Schulausbildung im Ausland absolvieren, sind nach wie vor in der Minderheit.
Welche Barrieren hindern Studierende daran, an
Bildungsmobilitätsprogrammen teilzunehmen? Welche Maßnahmen
planen Sie, um diese Barrieren zu reduzieren?
- Lehrlinge, die einen Teil ihrer
Schulausbildung im Ausland absolvieren, sind nach wie vor in der
Minderheit. Welche Barrieren hindern Studierende daran, an
Bildungsmobilitätsprogrammen teilzunehmen? Welche Maßnahmen
planen Sie, um diese Barrieren zu reduzieren?
- Austauschprogramme nach dem Brexit:
- Wie hat sich der Brexit auf die
Mobilitäts- und Austauschmöglichkeiten österreichischer
Studierender mit dem Vereinigten Königreich ausgewirkt?
- Welche alternativen Programme oder
Initiativen wurden entwickelt, um den Austausch aufrechtzuerhalten oder
zu fördern?
- Wie haben sich die Incoming- und Outgoing-Mobilitätszahlen
seit dem Brexit entwickelt?
- Mobilitätsfenster in Curricula:
- Unterstützt, fördert oder fordert
das BMBWF die Integration von Mobilitätsfenstern in die Curricula
der Hochschulen, um die Anerkennung von im Ausland erbrachten Studienleistungen
zu erleichtern?
i. Wenn ja, wie konkret?
ii. Wenn nein, warum nicht?
- Gibt es Best Practices oder
Erfolgsbeispiele von österreichischen Hochschulen, die solche
Mobilitätsfenster effektiv implementiert haben?
i. Wenn ja, welche?
- Zukünftige Strategien und Initiativen:
- Welche langfristigen Strategien verfolgen
Sie, um die internationale Bildungsmobilität zu fördern und
weiter zu vereinfachen?
- Gibt es geplante Initiativen oder
Programme, die darauf abzielen, die Bildungsmobilität auch in
Richtung großer außereuropäischer Länder (bspw.
China, Indien, ...) zu stärken? Wenn ja, welche?
1) https://oead.at/fileadmin/Dokumente/oead.at/KIM/Downloadcenter/Publikationen/OeAD_Jahresberichte/OeAD_Jahresbericht2022_web.pdf
2) https://oead.at/fileadmin/Dokumente/erasmusplus.at/Aktuelles/2023/Erasmus_Austria-in-2022-2.pdf
3) https://oead.at/fileadmin/Dokumente/erasmusplus.at/Allgemein/Publikationen/Programmcontrolling_E_ESK_102023_final.pdf