18281/J XXVII. GP

Eingelangt am 27.03.2024
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Anfrage

der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Bildung‚ Wissenschaft und Forschung

betreffend Bildungsfreizügigkeit in Europa

 

Friede und Wohlstand in Europa und auf der Welt sind derzeit durch Konflikte, Krisen und Kriege gefährdet wie schon lange nicht mehr. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind in Bedrängnis, das Völkerrecht wird immer öfter missachtet. Mehr denn je ist es daher eine wichtige Aufgabe der Bildungs-, Wissenschafts- und Jugendpolitik, jungen Menschen Möglichkeiten zu geben, internationale Erfahrungen zu machen, andere Kulturen kennenzulernen und einen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten. 

Eine wesentliche Säule des europäischen Einigungsprojekts sind die vier Grundfreiheiten des europäischen Binnenmarkts, nämlich der freie Verkehr von Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital. Es ist Zeit, diesen eine fünfte Grundfreiheit hinzuzufügen: die Bildungsfreizügigkeit. In den Jahrzehnten seit 1987 das ERASMUS-Programm ins Leben gerufen wurde, hat sich die internationale Mobilität bereits stark weiterentwickelt. Dennoch sind Studierende, Schüler:innen und Lehrlinge, die ein Auslandssemester oder Auslandspraktikum absolvieren, noch immer in der Minderheit. 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

 

  1. Zahlen zur geförderten internationale Bildungsmobilität:
    1. 2022 gab es laut OeAD-Jahresbericht1 28.084 geförderte Outgoing-Mobilitäten, davon 26.907 im Rahmen von Erasmus+. 

                                          i.    Wie viele davon waren Auslandsaufenthalte von Studierenden und wie hat sich diese Zahl in den letzten 10 Jahren entwickelt?

                                        ii.    Wie viele davon waren Auslandsaufenthalte von Schüler:innen und wie hat sich diese Zahl in den letzten 10 Jahren entwickelt?

                                       iii.    Wie viele davon waren Auslandsaufenthalte von Lehrlingen und wie hat sich diese Zahl in den letzten 10 Jahren entwickelt? 

    1.  2022 gab es laut OeAD-Jahresbericht1 2.249 geförderte Incoming-Mobilitäten, davon 0 im Rahmen von Erasmus+, da Erasmus-Incoming-Mobilität nicht durch Österreich gefördert wird.

                                          i.    Wie viele davon waren Österreich-Aufenthalte von Studierenden und wie hat sich diese Zahl in den letzten 10 Jahren entwickelt?

                                        ii.    Wie viele davon waren Österreich-Aufenthalte von Schüler:innen und wie hat sich diese Zahl in den letzten 10 Jahren entwickelt?

                                       iii.    Wie viele davon waren Österreich-Aufenthalte von Lehrlingen und wie hat sich diese Zahl in den letzten 10 Jahren entwickelt? 

    1. Wieviel Prozent aller Studierenden in Österreich absolvieren im Laufe ihres Studiums einen geförderten Auslandsaufenthalt?

                                          i.    Wie stellt sich diese Zahl im Vergleich zum EU-Durchschnitt dar?

    1. Wieviel Prozent aller Schüler:innen in Österreich absolvieren im Laufe ihres Studiums einen geförderten Auslandsaufenthalt?

                                          i.    Wie stellt sich diese Zahl im Vergleich zum EU-Durchschnitt dar?

    1. Wieviel Prozent aller Lehrlinge in Österreich absolvieren im Laufe ihres Studiums einen geförderten Auslandsaufenthalt?

                                          i.    Wie stellt sich diese Zahl im Vergleich zum EU-Durchschnitt dar?

    1. Falls verfügbar: Wieviel Prozent aller Hochschul-Absolvent:innen haben bis zum Studienabschluss einen schulischen und/oder hochschulischen geförderten Auslandaufenthalt absolviert?
    2. Verfügen Sie über Prognosen für die Entwicklung der geförderten internationalen Bildungsmobilität aus und nach Österreich? Wenn ja, bitte um Darstellung. 
  1. Vergleiche und Schlüsse daraus:
    1. Laut Erasmus+ Factsheet Austria 20222 gab es im Jahr 2022 im Rahmen von Erasmus+ 20.858 Incoming Studierende und 17.954 Outgoing Studierende, im Jahr 2017 waren es 13.837 Incoming Studieren und 12.849 Outgoing Studierende. Es gibt also einen deutlichen Incoming-Überhang bzw. ein deutliches Outgoing-Defizit, das sich über die Jahre noch verstärkt hat.

                                          i.    Welche Gründe sehen Sie für dieses Ungleichgewicht?

                                        ii.    Planen Sie Maßnahmen mit dem Ziel, dieses Ungleichgewicht zu reduzieren? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?

    1. Laut Erasmus+ Factsheet Austria 20222 wurden im Jahr 2022 im Rahmen von Erasmus+ in Österreich Stipendien in folgender Höhe ausgezahlt: 28,58 Mio. Euro im Bereich Hochschulbildung, 10,26 Mio. Euro im Bereich Berufsbildung, 7,69 Mio. Euro im Bereich Schulbildung. 

                                          i.    Welche Gründe sehen Sie dafür, dass an Studierende mehr oder höhere Stipendien ausbezahlt werden als an Lehrlinge und Schüler:innen?

                                        ii.    Planen Sie Maßnahmen mit dem Ziel, im Bereich der Lehrlinge und der Schüler:innen (insbesondere der BHS-Schüler:innen, von denen viele nach der Schule kein Studium beginnen sondern in die Arbeitswelt wechseln) aufzuholen und mit den Studierenden gleichzuziehen? 

  1. Genehmigte und abgelehnte Anträge:
    1. Laut "Programmcontrolling Erasmus+ und Europäisches Solidaritätskorps"wurden 2022 18.220 Mobilitäten im Bereich Hochschulbildung beantragt, aber nur 11.325 genehmigt.

                                          i.    Aufgrund welcher Faktoren ergab sich diese Differenz?

                                        ii.    Wie hoch war die Differenz in den letzten 10 Jahren?

    1. Laut "Programmcontrolling Erasmus+ und Europäisches Solidaritätskorps"3 wurden 2022 9.257 Mobilitäten im Bereich Schulbildung beantragt, aber nur 7.203 genehmigt.

                                          i.    Aufgrund welcher Faktoren ergab sich diese Differenz?

                                        ii.    Wie hoch war die Differenz in den letzten 10 Jahren?

    1. Laut "Programmcontrolling Erasmus+ und Europäisches Solidaritätskorps"3 wurden 2023 im Bereich Schulbildung 19.172 Moblitäten beantragt, mehr als doppelt so viele wie 2022.

                                          i.    Wodurch lässt sich dieser erfreuliche Anstieg erklären?

                                        ii.    Handelt es sich voraussichtlich um einen "Ausreißer" oder eine nachhaltige Veränderung?

  1. Internationale Bildungsmobilität für ganze Studien (statt einzelne Semester etc.):
    1. Wie viele EU-Bürger:innen und wie viele Nicht-EU-Bürger:innen mit nicht-österreichischen Schulabschlüssen ("Bildungsausländer:innen") haben 2022 (oder 2023, falls verfügbar) in Österreich ein Studium abgeschlossen?
    2. Falls bekannt: Wie viele Österreicher:innen und/oder wie viele Personen mit österreichischen Schulabschlüssen ("Bildungsinländer:innen") haben 2022 (oder 2023, falls verfügbar) im Ausland ein Studium abgeschlossen?
  1. Personal und Finanzen:
    1. Wie viele Mitarbeiter:innen (Vollzeitäquivalente) sind im OeAD im Bereich der internationalen Mobilität beschäftigt?
    2. Sind Mitarbeiter:innen (Vollzeitäquivalente) im BMBWF im Bereich der internationalen Mobilität beschäftigt? Wenn ja, wie viele?
    3. Sind Mitarbeiter:innen (Vollzeitäquivalente) in den Bildungsdirektionen im Bereich der internationalen Mobilität beschäftigt? Wenn ja, wie viele?
    4. Wie haben sich die Budgets für das Erasmus+ Programm und andere Mobilitätsprogramme in den letzten Jahren entwickelt?
    5. Gibt es Veränderungen bei den Stipendienhöhen für Teilnehmende? Wie verhalten sich diese im Vergleich zum Lebenshaltungskostenanstieg in den Zielländern (oder im EU-Schnitt)?
  1. Hindernisse und Barrieren:
    1. Studierende, die einen Teil ihres Studiums im Ausland absolvieren, sind nach wie vor in der Minderheit. Welche Barrieren hindern Studierende daran, an Bildungsmobilitätsprogrammen teilzunehmen? Welche Maßnahmen planen Sie, um diese Barrieren zu reduzieren?

                                          i.    In Bezug auf curriculare Aspekte und Zeitverlust durch einen Auslandaufenthalt

                                        ii.    In Bezug auf finanzielle Hürden

                                       iii.    In Bezug auf administrative Hürden

    1. Schüler:innen, die einen Teil ihrer Schulausbildung im Ausland absolvieren, sind nach wie vor in der Minderheit. Welche Barrieren hindern Studierende daran, an Bildungsmobilitätsprogrammen teilzunehmen? Welche Maßnahmen planen Sie, um diese Barrieren zu reduzieren?
    2. Lehrlinge, die einen Teil ihrer Schulausbildung im Ausland absolvieren, sind nach wie vor in der Minderheit. Welche Barrieren hindern Studierende daran, an Bildungsmobilitätsprogrammen teilzunehmen? Welche Maßnahmen planen Sie, um diese Barrieren zu reduzieren?
  1. Austauschprogramme nach dem Brexit:
    1. Wie hat sich der Brexit auf die Mobilitäts- und Austauschmöglichkeiten österreichischer Studierender mit dem Vereinigten Königreich ausgewirkt?
    2. Welche alternativen Programme oder Initiativen wurden entwickelt, um den Austausch aufrechtzuerhalten oder zu fördern?
    3. Wie haben sich die Incoming- und Outgoing-Mobilitätszahlen seit dem Brexit entwickelt?
  1. Mobilitätsfenster in Curricula:
    1. Unterstützt, fördert oder fordert das BMBWF die Integration von Mobilitätsfenstern in die Curricula der Hochschulen, um die Anerkennung von im Ausland erbrachten Studienleistungen zu erleichtern?

                                          i.    Wenn ja, wie konkret?

                                        ii.    Wenn nein, warum nicht?

    1. Gibt es Best Practices oder Erfolgsbeispiele von österreichischen Hochschulen, die solche Mobilitätsfenster effektiv implementiert haben?

                                          i.    Wenn ja, welche?

  1. Zukünftige Strategien und Initiativen:
    1. Welche langfristigen Strategien verfolgen Sie, um die internationale Bildungsmobilität zu fördern und weiter zu vereinfachen?
    2. Gibt es geplante Initiativen oder Programme, die darauf abzielen, die Bildungsmobilität auch in Richtung großer außereuropäischer Länder (bspw. China, Indien, ...) zu stärken? Wenn ja, welche?

 

1) https://oead.at/fileadmin/Dokumente/oead.at/KIM/Downloadcenter/Publikationen/OeAD_Jahresberichte/OeAD_Jahresbericht2022_web.pdf
2) https://oead.at/fileadmin/Dokumente/erasmusplus.at/Aktuelles/2023/Erasmus_Austria-in-2022-2.pdf 
3) https://oead.at/fileadmin/Dokumente/erasmusplus.at/Allgemein/Publikationen/Programmcontrolling_E_ESK_102023_final.pdf