18315/J XXVII. GP

Eingelangt am 17.04.2024
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Anfrage

 

der Abgeordneten Mario Lindner, Genossinnen und Genossen,

an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

betreffend: „Gefahren durch Off-Label-Verschreibungen von Benzodiazepin-Medikamenten an Minderjährige“

 

Der steigende Konsum von Benzodiazepinen, kurz „Benzos“, durch Jugendliche sorgte in den vergangenen Monaten in ganz Österreich für zahlreiche Medienberichte. Expert*innen warnen davor, dass diese Beruhigungs- und Schlafmittel seit der Corona-Pandemie gerade unter jungen Menschen immer weiter verbreitet sind. Gefährlich werden diese Mittel insbesondere dann, wenn Benzos vermischt mit anderen, teilweise illegalen Substanzen konsumiert werden. Da Medikamente, die den Klassen N05BA bzw. N05CD (Benzodiazepin-Derivate) angehören, in Österreich zwar verschreibungspflichtig sind, aber laut aktueller Berichtserstattung in vielen Fällen sehr häufig auch an junge Menschen verschrieben werden, ist eine umfassende Analyse der Verbreitung von Benzos als Grundlage für die Formulierung einer politischen Antwort auf die aktuellen Entwicklungen von besonderer Bedeutung: Benzodiazepine werden zwar grundsätzlich erst ab 18 Jahren verschrieben, die Berichte über Off-Label-Verschreibungen an Minderjährige häufen sich gerade in den letzten Monaten massiv. Die hohe Zahl von, im Umlauf befindlichen, Benzodiazepin-Verschreibungen in Folge der psychosozialen Belastungen für junge Menschen in der Corona-Pandemie können dahingehend als massiver Mitgrund für die steigende Zahl an Berichten über Benzos-Missbrauch gesehen werden.

 

Vor diesem Hintergrund gilt es insbesondere klarzustellen, an wie viele Personen in welchen Altersgruppen Benzodiazepine über welchen Zeitraum verschrieben wurden/werden. Auch Fragen zur Aufklärung, sowohl von Patient*innen als auch von medizinischem Personal, hinsichtlich der möglichen permanenten Folgeschäden von Benzos gilt es stärker in den Fokus zu rücken. Generell können statistische Auswertungen hinsichtlich der Häufigkeit von Benzodiazepin-Verschreibungen gerade an junge Menschen auch ein wichtiger Indikator für die Entwicklung der psychosozialen Lage verschiedener Alterskohorten sein. Das Gesundheitsministerium ist daher mehr denn je gefragt, nicht nur volle Transparenz hinsichtlich des Einsatzes von Benzodiazepinen in Österreich walten zu lassen, sondern auch umfassende Antworten auf die Häufung von Berichten über die missbräuchliche Verwendung dieser Mittel zu formulieren und umzusetzen.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

Anfrage:

 

1.    In wie vielen Fällen wurden ärztlich verschriebene Medikamente der Klassen N05BA bzw. N05CD (Benzodiazepin-Derivate) in den Jahren 2014 bis 2023 in Österreich an erwachsene Personen abgegeben? Bitte um Auflistung nach Bundesland und Jahr.

a.    Welche Daten liegen Ihnen für diese Gruppe hinsichtlich der jeweils zugrundeliegenden Diagnosen vor?

2.    In wie vielen Fällen wurden ärztlich verschriebene Medikamente der Klassen N05BA bzw. N05CD (Benzodiazepin-Derivate) in den Jahren 2014 bis 2023 in Österreich an minderjährige Personen abgegeben? Bitte um Auflistung nach Bundesland und Jahr.

a.    Welche Daten liegen Ihnen für diese Gruppe hinsichtlich der jeweils zugrundeliegenden Diagnosen vor?

3.    Wie lange war die durchschnittliche Verschreibdauer der in den Fragen 1 und 2 beschriebenen Gruppen?

a.    Welche Daten liegen Ihnen hinsichtlich der Frequenz der Verschreibung an minderjährige Personen vor?

4.    Wenn Ihnen die, in den Fragen 1 bis 3 abgefragten, Daten nicht vorliegen, welche konkreten Maßnahmen wird ihr Ressort noch in dieser Legislaturperiode setzen, um diese wichtigen Public-Health-Daten endlich zu erheben und zugänglich zu machen? Bitte begründen Sie Ihre Antwort ausführlich.

5.    Wie viele Einheiten von Medikamenten der Klassen N05BA bzw. N05CD wurden in den Jahren 2014 bis 2023 durch erwachsene Personen von Apotheken bezogen?

6.    Wie viele Einheiten von Medikamenten der Klassen N05BA bzw. N05CD wurden in den Jahren 2014 bis 2023 durch minderjährige Personen von Apotheken bezogen?

7.    Wenn Ihnen die, in den Fragen 5 und 6 abgefragten, Daten nicht vorliegen, welche konkreten Maßnahmen wird ihr Ressort noch in dieser Legislaturperiode setzen, um diese wichtigen Public-Health-Daten endlich zu erheben und zugänglich zu machen? Bitte begründen Sie Ihre Antwort ausführlich.

8.    Von wie vielen Ärzt*innen welcher Fachrichtungen wurden in den Jahren 2014 bis 2023 wie viele Rezepte für Benzodiazepine an jeweils wie viele minderjährige Patient*innen ausgestellt? Bitte um detaillierte Auflistung nach Jahr, Bundesland, Anzahl der Ärzt*innen pro Fachrichtung, sowie Anzahl der Medikamente und entsprechenden Rezepte.

9.    Wie viele minderjährige Personen wurden in den Jahren 2014 bis 2023 aufgrund einer vermeintlichen Benzodiazepin-Überdosis in a) alleiniger Form und b) in kombinierter Form mit anderen Substanzen in Krankenanstalten eingeliefert. Bitte um Auflistung nach Jahr und Bundesland, sowie Form.

10. Welche, über die Fragen 1 bis 9 hinausgehenden, statistischen Daten über Verschreibung/Konsum/möglichen Missbrauch von Benzodiazepinen durch minderjährige Personen liegen Ihrem Ressort aktuell vor?

11. Bei wie vielen verstorbenen minderjährigen Personen in den Jahren 2014 bis 2023 wurden Benzodiazepine als a) alleinige Todesursache und b) vermutete Todesursache aufgrund von Mischkonsum festgestellt? Bitte um Auflistung nach Jahr und Bundesland, sowie Ursache.

12. Welche konkreten Maßnahmen plant Ihr Ressort noch in dieser Legislaturperiode, um auf die steigende Anzahl von Berichten über Benzodiazepin-Missbrauch durch Jugendliche angemessen zu reagieren?

13. Welche konkreten Maßnahmen sollen insbesondere hinsichtlich der besseren Aufklärung und Prävention von minderjährigen Personen über die möglichen Gefahren von Benzodiazepin-Konsum gesetzt werden?

14. Welche konkreten Maßnahmen sollen insbesondere hinsichtlich der besseren Information und Kontrolle von Ärzt*innen bezüglich der Verschreibung von Benzodiazepinen an minderjährige Personen gesetzt werden?