18630/J XXVII. GP

Eingelangt am 15.05.2024
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Anfrage

der Abgeordneten Julia Herr,
Genossinnen und Genossen

an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung

betreffend „Klimakrise sorgt für heiße Klassenzimmer“

 

Wie sich jedes Jahr aufs Neue zeigt, haben die CO2- Emissionen großen Einfluss auf unsere Umwelt. Auch der Sommer 2023 bestätigte den Trend zu einem immer wärmeren Klima. Aber Hitze ist nicht nur eine Gefahr für die Umwelt und unsere Gesundheit, sehr hohe Temperaturen erschweren auch die Konzentration. Denn Hitze stresst, senkt unsere Aufmerksamkeit und ermüdet. Das gilt nicht nur bei körperlich anstrengender Arbeit, sondern auch für geistiges Arbeiten, wie das Lernen in der Schule.

 

Zwar findet in den heißesten Monaten des Jahres, Juli und August, an den Schulen kein Unterricht statt, doch Hitzewellen mit Temperaturen jenseits der 30°C gibt es vermehrt auch in den Monaten Mai, Juni und September. Beispielsweise startete die erste Hitzewelle 2023 bereits im Juni und erreichte mit 36,2 Grad ihren Höchstwert. Aber auch der Schulbeginn 2023 brachte extrem heißes Wetter mit sich und der September stellte sich als der wärmste seiner Art in der 257- jährigen Messgeschichte heraus. Insgesamt war er österreichweit im Tiefland um 3,2°C wärmer als jene September im Vergleichszeitraum von 1991-2020 und sogar um 3,6°C wärmer als jene im Vergleichszeitraum von 1961-1990. Auch die Zahl der Sonnenstunden war ungewöhnlich hoch, sie schien über ganz Österreich gesehen um 40 Prozent länger, als in einem durchschnittlichen September. Ebenso wurde bei der Anzahl der Sommertage (Tage mit Temperaturen über 25 Grad), mit bis zu 20 Tagen im September 2023, ein neuer Rekord erreicht. [1]

 

Solche Hitze geht auch an Kindern und Jugendlichen in den Unterrichtsräumen nicht spurlos vorüber. Im Gegenteil: Viele Schüler:innen heizen den Raum zusätzlich auf. Ist es dann draußen auch noch heiß und sorgt das Lüften nicht für die ersehnte Abkühlung, dann wird es sehr schnell unerträglich. Somit können extreme Temperaturen für eine absolut ungeeignete Lernumgebung sorgen, wenn Schulen nicht entsprechend vorbereitet sind. Rund 550 Schulen, mit rund 15.000 Unterrichtsräumen, unterliegen direkt der Trägerschaft des Bundes und befinden sich somit im Kompetenzbereich des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Hier direkt anzusetzen wäre gut möglich. Auch aufgrund dessen, dass die aktuellen Entwicklungen einen weiteren Anstieg der Temperaturen erwarten lassen, wird eine solche Vorbereitung umso wichtiger. Schon seit Langem muss im Winter an Schulen geheizt werden, um die Raumtemperatur zu erhöhen. Künftig wird es im Sommer immer öfter notwendig sein, die Raumtemperatur auch zu senken. Es gilt daher nach vorne zu schauen und den Blick auf die thermische Sanierung von Schulgebäuden genauso zu richten, wie auf Maßnahmen zur Kühlung. Sonst kann in Zukunft immer öfter kein produktiver Unterricht mehr stattfinden!

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE

1.       Die optimale Raumtemperatur an Schulen liegt zwischen 20 und 22°C. Erheben sie, wie oft diese Temperatur an Österreichs Schulen überschritten wird? [2]

a.       Wenn ja, mit welchem Ergebnis? Ist in den letzten Jahren eine Zunahme erkennbar?

b.       Wenn nein, warum nicht?

2.       Sind Ihnen Probleme durch eine überhöhte Raumtemperatur in Klassenzimmern an heißen Tagen bekannt?

3.       Welche Schritte werden von Ihrem Ministerium bereits gegen überhöhte Raumtemperaturen in Klassenzimmern an heißen Tagen generell gesetzt?

4.       Welche Schritte wurden von Ihrem Ministerium bei konkreten Beschwerdefällen gesetzt? (Mit der Bitte um Auflistung)

5.       Stehen Sie betreffend Maßnahmen gegen überhöhte Raumtemperaturen in Klassenzimmern an heißen Tagen im Austausch mit den zuständigen Landesrät:innen und Bildungsdirektionen in den Bundesländern?

a.       Wenn ja, wie gestaltet sich dieser Austausch?

b.       Wenn nein, warum nicht?

6.       Welche Schritte plant Ihr Ministerium, um guten Unterricht trotz der Folgen der Klimakrise auch in Zukunft zu ermöglichen? (Mit der Bitte um Auflistung und Zeiträume für deren Umsetzung)

7.       Welche Schritte setzen Sie, um mehr Schulgebäude thermisch zu sanieren? (Mit der Bitte um Auflistung und Beschreibung der Maßnahmen, konkreter Projekte sowie deren Wirkung nach Bundesland)

8.       Welche Projekte zur thermischen Sanierung sind aktuell geplant? (Mit der Bitte um Auflistung und Beschreibung konkreter Projekte und Maßnahmen sowie deren Wirkung nach Bundesland)

9.       Bis wann sollen alle Schulgebäude thermisch saniert sein?

10.   Welche Schritte setzen Sie, um in mehr Schulgebäuden ein sicheres Lüften über Nacht zu ermöglichen? (Mit der Bitte um Auflistung und Beschreibung konkreter Projekte und Maßnahmen sowie deren Wirkung nach Bundesland)

11.   Bis wann sollen alle Schulgebäude sicher über Nacht gelüftet werden können?

12.   Wie viele Schulgebäude verfügen über Lüftungsanlagen, die auch beim Kühlen helfen können? (Mit der Bitte um Auflistung nach Bundesland)

13.   Welche Schritte setzen Sie, um mehr Schulgebäude mit Lüftungsanlagen, die auch beim Kühlen helfen können, auszustatten? (Mit der Bitte um Auflistung und Beschreibung konkreter Projekte und Maßnahmen sowie deren Wirkung nach Bundesland)

14.   Bis wann sollen alle Schulgebäude mit Lüftungsanlagen, die auch beim Kühlen helfen können, ausgestattet sein?

15.   Klimaanlagen haben einen sehr hohen Energieverbrauch und sollten daher nicht als erste Option zur Verbesserung der Raumtemperatur herangezogen werden. Doch kann es Fälle geben, wo daran kein Weg vorbeiführt. Wie viele Schulgebäude oder einzelne Unterrichtsräume in diesen, verfügen aktuell über Klimaanlagen? (Mit der Bitte um Auflistung nach Bundesland und Angabe, ob es sich dabei um das gesamte Gebäude oder nur einzelne Räume handelt)

16.   Gibt es Pläne, deren Anzahl zu erhöhen?

a.       Wenn ja, wie sehen diese aus?

17.   Eine klimafreundliche Alternative zu Klimaanlagen ist die Fernkälte. Wie viele Schulgebäude verfügen aktuell über eine Kühlung per Fernkälte? (Mit der Bitte um Auflistung nach Bundesland)

18.   Welche Schritte setzen Sie, um mehr Schulgebäude mit Kühlung per Fernkälte auszustatten? (Mit der Bitte um Auflistung und Beschreibung der Maßnahmen und ihrer Wirkung nach Bundesland)

19.   Wenn es drinnen heiß und stickig ist, kann der Weg nach draußen helfen. Dazu braucht es aber geeignete, beschattete Freiraumklassen. Wie viele Schulen verfügen aktuell über solche Freiraumklassen?

20.   Welche Schritte setzen Sie, um mehr Schulen mit Freiraumklassen auszustatten? (Mit der Bitte um Auflistung und Beschreibung konkreter Projekte und Maßnahmen sowie deren Wirkung nach Bundesland)

21.   Bis wann sollen alle Schulgebäude mit Freiraumklassen ausgestattet sein?

22.   Welche weiteren Maßnahmen und Projekte zur Kühlung in den heißen Schulmonaten gibt es aktuell seitens Ihres Ministeriums?

23.   Viele Schulen befinden sich auch in der Verwaltung der Länder. Gibt es seitens des Bundes Förderungen, um Länder bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Kühlung von Unterrichtsräumen zu unterstützen?

                                 i.            Falls ja:

a.       Welche und wieviel an finanziellen Mitteln stehen an Förderungen bereit?

b.       Seit wann und bis wann gibt es diese Fördermittel?

c.       Wie viel dieser Fördermittel wurden bereits abgerufen? (Mit der Bitte um Auflistung nach Bundesländern)

d.       Für welche Projekte wurden Mittel abgerufen? (Mit der Bitte um Auflistung und Beschreibung der konkreten Projekte und Maßnahmen sowie deren Wirkung nach Bundesland)

                               ii.            Falls nein:

e.       Sind solche Förderungen geplant?

f.        Warum nicht?



[1] Wärmster September der Messgeschichte — ZAMG

[2] Raumluftunterlage-LehrerInnen.pdf (meineraumluft.at)