18649/J XXVII. GP

Eingelangt am 15.05.2024
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Mag. Gerald Hauser

an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

betreffend Polio-Impfung

 

 

Die größte und renommierteste Nachrichtenagentur der Welt, Associated Press (AP), veröffentlichte am 25.11.2019 einen Artikel mit dem Titel „Mehr Polio-Erkrankungen durch die Impfung als durch das Virus verursacht“[1].

 

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Quelle: https://apnews.com/article/health-united-nations-ap-top-news-pakistan-international-news-7d8b0e32efd0480fbd12acf27729f6a5

 

In seltenen Fällen wird das Virus im oralen (über den Mund verabreichte) Polioimpfstoff nicht ausreichend abgeschwächt und kann dann in eine Form mutieren, die neue Ausbrüche auslösen kann. Alle im Jahr 2019 durch Impfstoffe verursachten Poliofälle wurden durch ein im Impfstoff enthaltenes Typ-2-Virus ausgelöst, obwohl das Wildvirus vom Typ 2 schon Jahre ausgerottet wurde.

 

Die WHO und ihre Partner verließen sich seit langem auf orale (über den Mund verabreichte) Polio-Impfstoffe, weil sie billig sind und leicht verabreicht werden können. Westliche Länder verwenden einen teureren injizierbaren Polio-Impfstoff (IPV), der ein inaktiviertes Virus enthält. Zur Herstellung werden ebenfalls vermehrungsfähige Viren verwendet. Dementsprechend hoch sind die Sicherheitsanforderungen an die Impfstoffhersteller. Die WHO empfiehlt für die Zeit nach der Ausrottung des Wildvirus für IPV-Herstellungseinrichtungen die biologische Schutzstufe 3. Auch beim injizierbaren Polio-Impfstoff kann es bei unzureichender Inaktivierung, also bei Produktionsfehlern der Impfstoffhersteller, zu Verunreinigungen mit lebenden Viren und nachfolgend zu Polio-Infektionen bis hin zum Tod kommen, wie z.B. beim „Cutter-Unfall“ in den USA.

 

Das “Independent Monitoring Board“, eine von der WHO eingesetzte Gruppe zur Bewertung der Ausrottung der Kinderlähmung, warnte im November 2019 in einem Bericht, dass sich das aus Impfstoffen stammende Poliovirus „in Westafrika unkontrolliert ausbreitet, geografische Grenzen sprengt und grundlegende Fragen und Herausforderungen für den gesamten Ausrottungsprozess aufwirft.“ Wörtlich sprach das Experten-Komitee von der „durch die Impfung bedingten Polio-Krise“ und bezeichnete die Entwicklung als „extrem besorgniserregend“.

 

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Quelle: https://polioeradication.org/wp-content/uploads/2016/07/17th-IMB-report-20191115.pdf

 

Impfstoffe werden prinzipiell Gesunden verabreicht, weshalb sich ganz andere Nutzen-Risiko-Fragen stellen – mit einem sehr viel stärkeren Fokus auf die Qualität und Sicherheit – als bei Wirkstoffen zur Therapie einer (schwerwiegenden) Krankheit: Der Nutzen der Vakzinierung bleibt für die Impflinge zunächst relativ vage – ist doch unsicher, ob es überhaupt zu einer Infektion irgendwann gekommen wäre. Umso schwerer wiegt ein mögliches Risiko durch schädigende Bestandteile, Verunreinigungen, unzureichende Inaktivierung der Viren etc. (https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2015/daz-45-2015/temporarily-not-available). Wie relevant diese Nutzen-Risiko-Abwägung ist, sieht man daran, dass in vielen Ländern von der sehr preiswert herstellbaren Polio-Schluckimpfung auf sicherere Impfstoffe gewechselt wurde, die inaktivierte Viren enthalten. Diese sind sicherer, aber eben abhängig von der Herstellung nicht hundertprozentig sicher.

 

In diesem Zusammenhang richtet der unterfertigte Abgeordnete an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz folgende

 

Anfrage

 

1.    Welche Polio-Impfstoffe werden in Österreich verimpft?

a.    Wer sind die Hersteller?

b.    Welche Arten von Polio-Viren sind im jeweiligen Impfstoff enthalten?

c.    In welchen Ländern werden die Polio-Impfstoffe in Österreich hergestellt?
(Wir ersuchen um eine übersichtliche Liste aller Impfstoffe mit allen Angaben.)

 

2.    Wird die Herstellung der Polio-Impfstoffe überprüft?

a.    Wenn ja, von wem und wie oft?

b.    Wenn nein, warum nicht?

 

3.    Wer haftet bei einer Verunreinigung eines Polio-Impfstoffs mit lebenden Viren und einem Ausbruch der Krankheit oder gar einer lokalen Ausbreitung auf mehrere Personen?

 

4.    Wie engmaschig werden die Qualität und die Sicherheit der Polio-Impfstoffe in den Ampullen in Österreich überprüft?

a.    Wie regelmäßig erfolgt die Überprüfung?

b.    Auf welche Weise wird überprüft (stichprobenartig, jede Charge, …) ?

 

5.    Von wem werden die Qualität und die Sicherheit der Polio-Impfstoffe in den Ampullen in Österreich überwacht und überprüft?

 

6.    Kann der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz garantieren, dass es völlig ausgeschlossen ist, dass die Ampullen der Polio-Impfstoffe in Österreich Verunreinigungen mit unzureichend inaktivierten Polio-Viren enthalten?

 

7.    Kann der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz garantieren, dass z. B. durch inadäquate Transporte oder Lagerung die Inaktivierung die Polio-Viren in den Impfstoffen in Österreich abgeschwächt oder sogar rückgängig gemacht werden kann?

 

8.    Kann der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz garantieren, dass keine Poliomyelitis-Fälle durch gegen Polio geimpfte Personen aus Asien oder Afrika nach Österreich einschleppt werden, wie das z. B. in den USA schon geschehen ist?

 

9.    Welche Vorsichts-, Überwachungs- und Sicherheitsmaßnahmen hat das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz ergriffen, damit keine Poliomyelitis-Fälle durch mit einen Polio-Impfstoff geimpfte Personen aus Asien oder Afrika einschleppt werden?

 

10. Welche Vorsichts-, Überwachungs- und Sicherheitsmaßnahmen hat das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz ergriffen, damit auch keine anderen Krankheitserreger durch Personen aus Asien oder Afrika eingeschleppt werden (z.B. multirestistente Tuberkulose, multiresistente Bakterien, HIV, Hepatitis, etc.)?

a.    Wie werden Asylwerben in Österreich bei der Einreise untersucht?

b.    Auf welche ansteckenden Infektionskrankheiten werden Asylwerber untersucht?

 

11. Werden alle Asylwerber in Österreich nach der Einreise gem. den Empfehlungen des Österreichischen Impfplans geimpft?

 

12. Wie viele und welche Impfungen wurden Asylwerbern nach der Einreise seit 2015 pro Jahr verabreicht?

 

 

 



[1] Quelle: https://apnews.com/article/health-united-nations-ap-top-news-pakistan-international-news-7d8b0e32efd0480fbd12acf27729f6a5