18710/J XXVII. GP
Eingelangt am 22.05.2024
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Anfrage
der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für Inneres
betreffend Geschenke der russischen Botschaft an Polizisten
Am 17. März 2024 wurden zumindest sechs Beamte des Landesamts Staatsschutz und Extremismus (LSE) und der Polizei nach ihrem Einsatz bei der russischen Botschaft rund um die russische Präsidentenwahl gesehen, wie sie das Botschaftsgebäude mit Geschenksäcken verließen. Offenbar wurden die Beamten von den Angestellten der russischen Botschaft auch verköstigt. Schon zuvor betraten die Bediensteten das Botschaftsgebäude, um dort die Toilette zu benutzen.1
Artikel 22 der Wiener Diplomatenrechtskonvention regelt, dass die Räumlichkeiten einer Botschaft unverletzlich sind. Im konkreten Fall hätte die österreichische Polizei demnach die Erlaubnis des Missionschefs, also des russischen Botschafters, einholen müssen, um das Gelände rechtmäßig zu betreten.
Mit der Arbeit der österreichischen Polizei ist das offizielle Russland offenkundig zufrieden. So lobte der russische Botschafter Dmitri Ljubinski am Wahltag in mehreren Videobotschaften die Kooperation mit dem Innenministerium.
Laut dem Sprecher der Landespolizeidirektion Wien sei das Verhalten keine Verfehlung nach dem Beamtendienstgesetz gewesen, hinterlasse aber einen unerwünschten Eindruck. Wiener Polizeibeamte sollen künftig daher keine Geschenke Russlands mehr annehmen. Die Beamten seien diesbezüglich sensibilisiert und zur Ablehnung angehalten worden, so der Sprecher weiter. Letzteres entspricht internen Empfehlungen: "Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen immer auf der 'sicheren Seite', wenn ein Geschenk höflich, aber bestimmt abgelehnt wird", heißt es im Verhaltungskodex des BMI.
Zu einem Russland-Eklat der Polizei kam es bereits im Sommer 2022, nachdem Experten eines der russischen Botschaft nahestehenden Vereins bei einer Fortbildungsveranstaltung der Wiener Polizei über ukrainischen Nationalismus dozieren durften. Innenminister Karner erklärte in diesem Zusammenhang, dass die Voraussetzungen für dienstrechtliche Maßnahmen nicht vorlägen, und kündigte für die Zukunft "ein höheres Maß von Sensibilität und politischem Bewusstsein" bei der Auswahl von Vortragenden an.1
Die Gewährleistung eines professionellen Auftretens der Polizeikräfte, das frei von jeglicher Einflussnahme ist, bleibt von entscheidender Bedeutung, um das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die staatlichen Institutionen aufrechtzuerhalten. Es ist somit unabdingbar, dass solche Vorfälle ernst genommen werden und als Gelegenheit dienen, interne Prozesse zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.
Quellen:
1https://www.derstandard.at/story/3000000213247/wiener-polizisten-kamen-mit-geschenks228cken-aus-russischer-botschaft
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
i. War darin auch eine Flasche enthalten?