18726/J XXVII. GP
Eingelangt am 27.05.2024
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Anfrage
der
Abgeordneten Christian Oxonitsch,
Genossinnen und Genossen
an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung
betreffend „Entwicklung Schüler:innenzahlen in der Sekundarstufe II“
In Österreich ist der Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen weiterhin stark von ihrem familiären Bildungshintergrund und ihrem sozioökonomischen Status abhängig. Der Zugang zu allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) und berufsbildenden höheren Schulen (BHS) sowie deren stetiger Ausbau spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung gleicher Bildungschancen. Derzeit erleben Kinder und Jugendliche, deren Eltern keine oder wenig weiterführende Bildung erfahren haben, oft das Gegenteil. Sie haben sehr begrenzte Möglichkeiten, weiterführende höhere Schulen zu besuchen und somit später nur beschränkten Zugang zu Hochschulbildung. Viele Studien zeigen, dass besonders die frühe Trennung der Kinder zwischen Mittelschule und Gymnasium, im Alter von ungefähr 10 Jahren, einschränkend wirkt.[1]
Vor diesem Hintergrund müssen die derzeitigen Besuchszahlen an weiterführenden Schulen genau beobachtet werden. Die Daten der Statistik Austria aus dem Jahr 2022 zeigen, dass die Anzahl der Schüler:innen an fast allen Schultypen der Sekundarstufe II seit 2011/12 überwiegend rückläufig ist. Insbesondere bei Berufsschulen (-13,7 %) und berufsbildenden mittleren Schulen (-14,9 %) ist ein starker Rückgang zu verzeichnen. Erfreulicherweise stiegen dagegen die Besuchszahlen an berufsbildenden höheren Schulen (BHS) im gleichen Zeitraum stark an, insbesondere an Bildungsanstalten für Elementarpädagogik bzw. Sozialpädagogik (+18,5 %).[2]
Zudem hat sich gezeigt, dass die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Veränderungen im Schulbetrieb kurzfristige Auswirkungen auf die Besuchszahlen an den höheren Bildungseinrichtungen hatten. Insbesondere die Lockerungen der Aufstiegsbedingungen während des Schuljahres 2020/21 führten zu einem Anstieg der Schüler:innenzahlen an AHS-Oberstufen und berufsbildenden höheren Schulen im genannten Schuljahr. Jedoch ist im darauffolgenden Schuljahr 2021/22 wieder ein Rückgang dieser Effekte zu beobachten. Es kann daraus geschlossen werden, dass die Schüler:innen nicht an den Schulen gehalten werden konnten.[3] Da diese kurzfristigen Veränderungen in den Besuchszahlen schon einige Jahre zurückliegen und wenig über den aktuellen Stand bekannt ist, ist es umso wichtiger, genau zu erfassen, wie sich diese Zahlen stabilisiert bzw. weiterentwickelt haben. Dabei ist es entscheidend, die Entwicklungen je nach Bundesland differenziert zu analysieren und die politischen Maßnahmen in Bezug auf ihre Auswirkungen zu bewerten, denn es ist klar: Die aktuellen Veränderungen haben langfristige Auswirkungen auf die Bildungslandschaft und die Zukunftschancen der Schüler:innen in Österreich.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE
1. Wie hat sich die Anzahl der Schüler:innen seit dem Schuljahr 2011/12 in Schulen, die im Verwaltungsbereich des Bundes liegen, verändert. Bitte um eine vollständige Darstellung je Schuljahr, Bundesland und Schultyp.
2. Hat Ihr Ministerium einen generellen Rückgang an Schüler:innen in der Sekundarstufe II seit dem Schuljahr 2011/12 beobachtet?
a. Wenn ja, wie ist ein solcher zu erklären?
b. Welche Schlüsse ziehen sie aus den Entwicklungen?
3. Wie viele Schulplätze an Schulen, die im Verantwortungsbereich des Bundes liegen, blieben jeweils in den Schuljahren 2014/15 - 2023/24 unbesetzt? Bitte um eine Auflistung nach Jahren, Schultyp und Bundesland.
4. Wie viele Schüler:innen haben in den Schuljahren 2019/20, 2020/21, 2021/22 und 2022/23 während des Schuljahres die Schule verlassen bzw. abgebrochen? Bitte um eine Auflistung nach Schuljahr, Bundesland und Schultyp.
5. Wurden die Auswirkungen der im Rahmen der Covid- Pandemie gesetzten Maßnahmen und Änderungen von Aufstiegsregeln und Prüfungsmodalitäten gesondert analysiert?
a. Wenn ja, wurden Veränderungen in der sozialen Durchlässigkeit gesondert untersucht?
6. Führt Ihr Ministerium regelmäßig umfassende Analysen oder Untersuchungen durch, um die Schwankungen der Schüler:innenzahlen zu verfolgen und/ oder deren Ursachen zu ergründen?
a. Wenn ja, in welchen zeitlichen Abständen werden die Analysen durchgeführt?
b. Welche Ergebnisse ergaben sich dadurch jeweils?
c. Welche Schlüsse ziehen Sie aus den Ergebnissen?
d. Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, um auf die Ergebnisse zu reagieren?
7. Welche konkreten Zielsetzungen verfolgen Sie in Bezug auf die Besucher:innenzahlen der Schulen, die im Verantwortungsbereich des Bundes liegen? Bitte ggf. um eine Auflistung nach Schultyp und Bundesland.
[1] A&W-Blog | Soziale Mobilität in Österreich: Illusion Chancengleichheit? - A&W-Blog (awblog.at)
[2] StatistikAustria. 2022. Gesamtzahl der Schüler:innen zu Beginn des Schuljahres 2021/22 leicht gesunken.
[3] StatistikAustria. 2022. Gesamtzahl der Schüler:innen zu Beginn des Schuljahres 2021/22 leicht gesunken.