18905/J XXVII. GP
Eingelangt am 13.06.2024
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind
möglich.
ANFRAGE
des Abgeordneten Hermann Brückl, MA
an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung
betreffend Schüler und Lehrer verlassen Ghetto-Schulen
Wie die Zeitung „Heute“ berichtete, verlassen sowohl Schüler als auch Lehrer zunehmend solche Schulen, in denen der Lernfortschritt wegen mangelnder Deutschkenntnisse zahlreicher Schüler nicht mehr gewährleistet werden kann:[1]
Schul-Krise: „Uns laufen die Lehrer weg“
Brennpunkt Schule. Mangelnde Deutsch-Kenntnisse bremsen eine Schul-Generation.
„Es funktioniert einfach nicht, wenn wir zwölf Nationen in einer Klasse haben“, sagt Werner Rainer, Elternvertreter aus dem Bezirk St. Veit (Kärnten), zu „Heute“. Wobei er zugibt: „Es ist in anderen Regionen Österreichs sicher noch schlimmer.“ Unser Bildungssystem hat ein großes Problem.
[…]
Viele Eltern reagieren bereits, versuchen einen besseren Bildungsplatz für ihre Kinder zu finden: „Sie nehmen ihre Kinder raus und geben sie in andere Schulen. Schüler aber auch Lehrer wechseln. Vielleicht sollte man Pädagogen besser bezahlen, damit sie in 'Problemschulen' bleiben“, sagt Elternvertreter Rainer.
Jetzt entstehen Ghetto-Schulen
„Bei mir hat sich eine Direktorin gemeldet, sie befürchtet, dass ihre Schule eine Ghetto-Schule wird“, beschreibt er weiter, „wir müssen dieses Problem dringend ansprechen.“ In den Klassen sind die Auswirkungen groß: „Die Schüler bleiben hinten. In allen Fächern, nicht nur in Deutsch, auch in Mathe.“
Nächste große Hürde sind die großen Kulturunterscheide, so Rainer: „Manche Kinder geben der Lehrerin keine Hand.“
Es wird ein harter Kampf, gesteht der Experte. Aber, „jeder sollte bei uns eine Chance bekommen.“
Die Liste an Forderungen ist lang, ob sie in der jetzigen Lage realistisch ist, bleibt offen: „Diese Kinder gehören in kleineren Einheiten unterrichtet, sonst funktioniert Integration nicht“, sagt Rainer. Weiters: „Wir brauchen einen Sozialindex und mehr Personal – sonst laufen uns die Lehrer weg. Vor allem die Guten.“
„Jeder muss eine Chance bekommen“
Extrem wichtig wären, so Rainer, viel mehr Deutschstunden in den Schulen. Denn: „Auch viele in Österreich-Geborene können kein Deutsch. Vier Stunden Unterricht pro Tag reichen einfach nicht aus. Da muss man auch in der Nachmittagsbetreuung ansetzen. Und wir brauchen dringend kleinere Klassen.“
In Wahrheit – da sind sich fast alle Experten einig - muss die Sprachbildung schon im Kindergarten beginnen: „Das gibt es einfach nicht, dass Kinder hier geboren werden und trotzdem bis zur Schulzeit die Sprache nicht beherrschen. Das Ziel muss sei, dass hier jeder eine Chance bekommt. Jeder muss integriert werden.“
In diesem Zusammenhang richtet der unterfertigte Abgeordnete an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung folgende
Anfrage
1. Bestehen in Ihrem Ressort Aufzeichnungen darüber, wie viele Eltern aus den og. Ghettoschulen herausgenommen und an einer anderen Schule eingeschrieben haben?
a. Falls ja, welchen Inhalts?
2. Bestehen in Ihrem Ressort Aufzeichnungen darüber, wie viele Lehrer eine der og. Problemschulen verlassen haben?
a. Falls ja, welchen Inhalts?
b. Falls ja, wie viele haben dem Lehrerberuf generell den Rücken gekehrt?
c. Falls ja, wie viele haben an eine andere Schule gewechselt?
3. Gibt es in Ihrem Ressort Strategien, um die Entstehung von Ghettoschulen hintanzuhalten bzw. wieder rückgängig zu machen?
a. Falls ja, welchen Inhalts?
4. Wie viele Ghettoschulen/Problemschulen sind in Ihrem Ressort bekannt? (Bitte mit Angabe von Bundesland und Schultyp!)
a. Falls keine, warum nicht?