Eingelangt am 19.06.2024
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Anfrage
der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und
Kollegen
an den Bundesminister für Inneres
betreffend Maßnahmen der österreichischen
Polizei zur Prävention und Bekämpfung von synthetischen Drogen
Im
Jahr 2021 gab es in Österreich 234 drogenbezogene Todesfälle (1). Das
sind doppelt so viele Drogentote, wie im EU-Schnitt. Beim Drogenkonsum liegt
Österreich auch über dem EU-Schnitt, immer neue Substanzen stellen
ein wachsendes Problem dar. Allein im Jahr 2021 wurden 41 neue Substanzen dem
Frühwarnsystem der EU (EWS) gemeldet. Vor allem im Bereich der
synthetischen Drogen wie MDMA und Amphetaminen liegt Österreich weit oben
im EU-Schnitt (2). Diese Zahlen sind besorgniserregend und zeigen die
Notwendigkeit von stärkerer Prävention und Aufklärung.
Der
Bericht zur Drogensituation 2024 zeigt eine Fortsetzung dieser Trends. Die Zahl
der drogenbezogenen Todesfälle stieg 2022 auf 248. (3) Der
europäische Drogenbericht 2024 spricht von einer "wachsenden
Bedrohung" durch Drogen in Europa. (4)
Ein
Vorbild im Bereich zur Prävention und Bekämpfung von Drogenmissbrauch
und –handel, insbesondere im Bereich der synthetischen Drogen sind die
Niederlande, die ein nationales Monitoring-System (Drugs Information and
Monitoring System, DIMS) betreiben, das die Zusammensetzung von Drogen
analysiert und testet. Anhand dieser Informationen können die
Konsument:innen schneller vor gefährlichen Substanzen gewarnt und Trends
im Drogenkonsum identifiziert werden (4). In Schweden wird das Konzept des
Community-Policing stark gefördert. Polizist:innen arbeiten direkt in den
Gemeinden und bauen Beziehungen zu den Bürger:innen auf, was effektive
Präventionsarbeit bedeutet. Im Jahre 2020 hob auch die OSZE diesen Ansatz
bei der Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Drogenprävention hervor
(5).
In
Deutschland gibt es auch eigens spezialisierte Einheiten in der Polizei, die
sich auf Prävention und Bekämpfung des Drogenhandels konzentrieren.
Diese arbeiten in Programmen, wie „Prävention im Team (PiT)“
eng mit Schulen und Jugendzentren zusammen, um frühzeitig über die
Gefahren von Drogen aufzuklären (6). In anderen Bundesländern gibt es
ein „Drug-Checking“ Programm, bei dem die Polizei mit
Gesundheitsdiensten zusammenarbeitet, um die Zusammensetzung illegaler
Substanzen zu analysieren und vor gefährlichen Inhaltsstoffen zu warnen (7).
Seitens
der Polizei in Österreich findet man zumindest unter den frei
verfügbaren Informationen keine über konkreten Projekte oder
Bemühungen zur Drogenprävention.
- https://de.statista.com/statistik/daten/studie/294767/umfrage/drogentote-in-oesterreich/
- https://www.puls24.at/news/chronik/eu-bericht-oesterreich-hat-doppelt-so-viele-drogentote-wie-der-eu-schnitt/300143
- https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Drogen-und-Sucht/Suchtmittel-NPS-Drogenausgangsstoffe/Berichte-und-Statistiken/Berichte-zur-Drogensituation-in-%C3%96sterreich.html
- https://www.emcdda.europa.eu/sites/default/files/pdf/31882_en.pdf?327687
- https://www.trimbos.nl/aanbod/webwinkel/af1677-the-drugs-information-and-monitoring-system-dims/
- https://www.osce.org/chairmanship/464676
- https://aachen.polizei.nrw/sites/default/files/2017-01/ENTERKonzept2012.pdf
- https://www.drugcom.de/news/drug-checking-jetzt-moeglich/
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
Anfrage:
- Welche spezifischen Maßnahmen hat die
österreichische Polizei ergriffen, um den Handel und Konsum
synthetischer Drogen zu bekämpfen?
- Gibt es spezielle Schulungsprogramme für
Polizeibeamt:innen in Österreich zur Erkennung und Bekämpfung
von synthetischen Drogen?
- Wenn ja, seit wann?
- Wenn ja, wie viele werden pro Jahr angeboten und sind
diese Schulungen verpflichtend?
- Wenn ja, wie viele Beamt:innen haben daran in den letzten
fünf Jahren teilgenommen?
- Wenn nein, sind solche Schulungen für das
nächste Jahr in Planung?
- Welche Zusammenarbeit gibt es seit wann zwischen Polizei
und Gesundheitsbehörden, um den Missbrauch synthetischer Drogen zu
verhindern?
- Welche Präventionsprogramme zur Aufklärung
über die Risiken synthetischer Drogen gibt es seit wann speziell
für Jugendliche in Österreich?
- Wie wird seit wann sichergestellt, dass alle Jugendlichen,
insbesondere in Schulen, Zugang zu diesen Präventionsprogrammen
haben?
- Gibt es spezialisierte Einheiten innerhalb der Polizei,
die sich ausschließlich mit synthetischen Drogen beschäftigen?
- Wenn ja, seit wann?
- Wenn ja, wie sind diese Einheiten strukturiert?
- Wenn nein, wie wird die Drogenprävention vonseiten
der Polizei sonst sichergestellt?
- Wie viele Fälle von Handel oder Konsum synthetischer
Drogen wurden in den letzten fünf Jahren von der
österreichischen Polizei erfasst und wie haben sich diese Zahlen
entwickelt (bitte um Auflistung nach Jahr und Bundesland)?
- Welche Maßnahmen ergreift die Polizei seit wann, um
Betreiber:innen von Lokalen (Nachtclubs, Bars, etc) über die Risiken
und Erkennungsmerkmale synthetischer Drogen aufzuklären (bitte um
Auflistung nach Jahr und Bundesland)?
- Gibt es regelmäßige Schulungen oder
Informationsveranstaltungen für Lokalbetreiber:innen?
- Wenn ja, wie viele solcher Veranstaltungen wurden in den
letzten fünf Jahren durchgeführt (bitte um Auflistung nach Jahr
und Bundesland)?
- Wenn nein, anhand welcher Maßnahmen wird sonst
über den Handel von synthetischen Drogen aufgeklärt und
sensibilisiert?
- Wie wird seit wann die Einhaltung der gesetzlichen
Vorschriften in Bezug auf den Verkauf und Konsum von Drogen in Nachtclubs
und Bars überwacht?
- Welche Kooperationen gibt es seit wann zwischen Polizei
und anderen Organisationen zur Drogenprävention und Aufklärung?
- Gibt es vonseiten der österreichischen Polizei
spezifische Programme oder Initiativen, die darauf abzielen, Eltern und
Erziehungsberechtigte über die Gefahren synthetischer Drogen zu
informieren und ihnen Werkzeuge zur Prävention an die Hand zu geben?
- Wenn ja, seit wann?
- Wenn ja, inwiefern (bitte um Auflistung nach Jahr und
Bundesland)?
- Wie bewertet die Polizei die Wirksamkeit ihrer derzeitigen
Präventions- und Bekämpfungsstrategien gegen synthetische
Drogen?
- Welche Verbesserungen sind von der Polizei zur
Drogenprävention und –bekämpfung geplant?