Eingelangt am 15.07.2024
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Anfrage
der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg
Sarre, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
Bildung‚ Wissenschaft und Forschung
betreffend 100 Schulen 1000 Chancen
Wie internationale Vergleichsstudien seit
Jahrzehnten immer wieder aufzeigen, hängt eine erfolgreiche
Bildungslaufbahn in Österreich mehr als in anderen Ländern vom
Bildungsniveau und vom sozioökonomischen Hintergrund der Eltern ab. Dies
haben auch die im Dezember 2023 veröffentlichten Hauptergebnisse der
PISA-Studie 2022 und die im Juni 2024 präsentierte Erhebung "PISA
Financial Literacy" bestätigt. In Schulen in herausfordernder Lage -
also in Schulen mit einem hohen Anteil an Kindern aus
"bildungsfernen" und sozioökonomisch schwachen Familien -
verstärkt sich der beschriebene Effekt noch, indem alle Kinder durch das
insgesamt niedrigere Leistungsniveau in ihrem Lernfortschritt gebremst werden
("Kompositionseffekt").
Um diese negative Dynamik zu durchbrechen und
Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihrer Herkunft gute
Bildungschancen zu bieten, wurden auch in Österreich Projekte in den
Bereichen Schulentwicklung und Chancenindex ins Leben gerufen, die allerdings
nur sehr zaghaft im Bildungsbudget berücksichtigt wurden. Von 2021-2024
lief das Forschungsprojekt "100 Schulen, 1000 Chancen", das von der
Universität Wien wissenschaftlich begleitet wird. Ausgewählt wurden
100 Volks- und Mittelschulen nach einem Index des
Instituts des Bundes für Qualitätssicherung im österreichischen
Schulwesen (IQS) sowie nach Kriterien der Universität Wien.
Diese Kriterien waren die Alltagssprache der Schülerinnen und Schüler
sowie der Bildungshintergrund und sozioökonomische Faktoren des
Elternhauses. Ausgewählt wurden Schulen aus allen Bundesländern, die
Teilnahme war freiwillig.
Da das Projekt als Pilotprojekt für die
mögliche Einführung eines flächendeckenden Chancenindex bzw.
Chancenbonus präsentiert wurde, stellt sich die Frage, welche Erkenntnisse
aus diesem Projekt zu Ende der Legislaturperiode vorliegen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
Anfrage:
- Wie viel Budget war
für das Projekt "100 Schulen – 1000 Chancen"
vorgesehen und wieviel davon wurde tatsächlich an die Schulen
ausbezahlt oder in anderer Form (z.B. in Form von Personalressourcen) den
Schulen zur Verfügung gestellt? Bitte um Aufgliederung nach
Schularten und Bundesländern.
- Im Jahr 2023
- Im Jahr 2024
- Kumuliert über
die gesamte Laufzeit
- Wie verteilen sich die
zugeteilten Mittel auf Sachkosten und Personalkosten?
- Im Jahr 2023
- Im Jahr 2024
- Kumuliert über
die gesamte Laufzeit
- Welche Arten von Investitionen bzw. Unterstützungen
(bspw. Umbaukosten, Lernmittel, IT, Mobiliar, Lehrpersonal,
Supportpersonal, ...) haben die Schulen angefragt? Bitte um prozentuelle
Darstellung.
- Im Jahr 2023
- Im Jahr 2024
- Kumuliert über
die gesamte Laufzeit
- Aufgrund der kurzen
Laufzeit des Projekts war anzunehmen, dass die teilnehmenden Schulen eher
Sachinvestitionen tätigen und nicht Personal (etwa psychosoziales
Supportpersonal) aufbauen, das nach Projektende wieder gekündigt
werden muss.
- Hat sich diese
Annahme bestätigt?
- Betrachten Sie die Ergebnisse
dennoch als aussagekräftig hinsichtlich der Fragestellung, was
Schulen in herausfordernder Lage benötigen, um die Herausforderungen
zu bewältigen?
- Welche
Einschränkungen der Aussagekraft müssen gff. hingenommen werden
bzw. was ist bei der Interpretation der Ergebnisse aus Ihrer Sicht zu
beachten?
- Wie haben sich die
Leistungen der Schüler:innen an Schulen in herausfordernder Lage
("Brennpunktschulen") im Vergleich zur
Schüler:innen-Gesamtpopulation bei der letzten IKMPLUS und
vorhergehenden Messungen (BIST-Ü und IKMPLUS) entwickelt?
Haben die Leistungsunterschiede zugenommen oder abgenommen?
- Wie viele
Schüler:innen wurden mit dem Projekt insgesamt erreicht?
- Gibt es Auswertungen,
wie sich das Projekt für diese Schüler:innen auf die weitere Schullaufbahn
(zB beim Wechsel in die Sekundarstufe 1 oder in die Sekundarstufe 2)
ausgewirkt hat?
- Wann wird die
Evaluierung des Projekts vorliegen und wie wird sie dann der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht?
- Welche
wissenschaftlichen Methoden werden zur Evaluierung des Projekts und der
Maßnahmen eingesetzt?
- Wird die Evaluierung
nach Stakeholder-Gruppen (Politik, Verwaltung, Schulleitungen,
Lehrkräfte, ...) gegliederte Empfehlungen umfassen?
- Welche
Zwischenergebnisse liegen bisher vor und wo können diese eingesehen
werden?
- Welche Erkenntnisse
konnten bisher aus dem Projekt gewonnen werden?
- Gibt es bereits erste
Hinweise darauf, welche Maßnahmen besonders wirkungsvoll sind?
- Setzt das BMBWF
bereits Schritte, um wirkungsvolle Maßnahmen auf eine
größere Anzahl an Schulen auszudehnen?
- Wie wird sichergestellt,
dass die im Rahmen des Projekts gewonnenen Erkenntnisse nachhaltig in das
österreichische Bildungssystem integriert werden?
- Es wird kolportiert, dass die
Unterstützung der teilnehmenden Schulen auf zahlreiche
bürokratische Hürden gestoßen ist, die sich meist aus
zersplitterten Zuständigkeiten (Bund, Länder,
Bildungsdirektionen, Gemeinden, Bezirke etc.) und/oder komplizierten
rechtlichen Vorgaben (Dienstrecht, Schulgesetze etc.) ergeben haben.
- Können Sie Beispiele für solche
Schwierigkeiten nennen?
- Wurden diese Schwierigkeiten bzw.
Hürden dokumentiert und gesammelt, um Anregungen für Reformen
ableiten zu können?
i. Wenn ja, wo und wie?
ii. Wenn nein, warum nicht?
- Welche Rolle spielt die Innovationsstiftung
für Bildung in dem Projekt und welche Ressourcen wendet sie
dafür auf?
- Haben die Schulen die Möglichkeit,
eigenständig über den Einsatz der bereitgestellten Mittel zu
entscheiden?
- Wenn ja, inwiefern?
- Wenn nein, warum nicht?
- Welche Rolle spielen die Schulleitungen
- bei der Ist-Stand-Analyse und der
Erstellung von Ressourcenanträgen?
- in der Durchführung und Steuerung der
Maßnahmen?
- in der Evaluierung des Projekts und in der
Formulierung von Empfehlungen an die Politik?
- Ist im Projekt eine Partizipation der
Schüler:innen und Eltern vorgesehen? Wenn ja, wie wird diese
gewährleistet?
- Auf Ebene der Bundesländer und
Bildungsdirektionen gibt es ebenfalls Ansätze von indexbasierter
Ressourcenzuteilung an die Schulen sowie Unterstützungs- und
Schulentwicklungsprogramme für Schulen mit größeren
sozialen Herausforderungen.
- Verfügt das BMBWF über eine
Zusammenstellung dieser Programme und Ansätze?
i. Wenn ja, ist diese auch öffentlich einsehbar? Wo ggf.?
ii. Wenn nein, warum nicht?
- Wie stellt das BMBWF sicher, dass die
Programme und Projekte der Bundes- und Länderebene zum Thema
Chancengerechtigkeit aufeinander abgestimmt werden?
- Gibt es seitens des
BMBWF Pläne oder Vorarbeiten, um zukünftig flächendeckend
Zusatzmittel für Schulen mit größeren sozialen
Herausforderungen bereitzustellen?
- Wenn ja, inwiefern?
- Wenn nein, warum nicht?
- Gibt es seitens des
BMBWF Pläne oder Vorarbeiten, um zukünftig flächendeckend
eine indexbasierte Finanzierung des gesamten Schulsystems
einzuführen?
- Wenn ja, inwiefern?
- Wenn nein, warum nicht?