19401/J XXVII. GP

Eingelangt am 22.08.2024
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Anfrage

der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Inneres

betreffend Mangelnde Aktivitäten gegen Hasskriminalität

 

Immer wieder wird thematisiert, dass Hasskriminalität aufgrund der sexuellen Orientierung besonders in migrantischen Communities verbreitet ist. Notwendigerweise, immerhin kommt es nach wie vor zu tätlichen Übergriffen, worüber medial berichtet wird. So wurde erst Mitte Juli ein Vorfall am Wiener Westbahnhof bekannt (1), der sich in eine lange Reihe anderer Übergriffe einreiht. Generell war schon in den vergangenen Jahren ein Anstieg an derartigen Übergriffen ersichtlich (2), aufgrund der mangelnden Transparenz der Polizeistatistiken sind zur Nachvollziehbarkeit aber nach wie vor parlamentarische Anfragen nötig (3). Dies, obwohl bereits zu Beginn der Legislaturperiode aufgrund der Häufung physischer Attacken ein Entschließungsantrag angenommen wurde, in dessen Folge mehr Maßnahmen gegen LGBTIQ-spezifische Gewalt gesetzt werden sollten (4).

Besonders problematisch ist, dass dies zumindest bei der Polizei ganz offensichtlich nicht in ausreichendem Maß passiert. So wurde das Opfer des eingangs zitierten Vorfalls von einem Polizisten beim Versuch einer Anzeige zuerst abgewimmelt, die Häufigkeit solcher Vorfälle würde eine Anzeige sinngemäß überflüssig machen. Unter solchen Prämissen kann durch die Polizei allerdings kein effektiver Opferschutz, geschweige denn eine Täterverfolgung stattfinden. Das wundert nicht, wenn man berücksichtigt, wie lang es dauert, bis homophobe Vorfälle bei den Disziplinarbehörden der Polizei zu Konsequenzen führen (5). 

Offen bleibt also die Frage, was die Polizei macht, um Vorurteile in der eigenen Beamtenschaft zu reduzieren. Gegen Rassismus habe man bereits mit Sensibilisierungsworkshops begonnen (6), allerdings ist unklar, wie und ob diese Kurse systematisch in die Ausbildung eingebaut wurden. Auch bei Gewalt gegen Frauen sieht man teilweise, wie mangelhaft das Problembewusstsein bei Polizist:innen ist, immerhin hätte rascheres Handeln der Exekutive teilweise sogar Morde verhindern können (7). Dass auch bei LGBTIQ-bezogener Gewalt so wenig Bewusstsein vorhanden ist, ist Grundlage für diese Anfrage.

  1. https://www.heute.at/s/weil-er-schwul-ist-wiener-von-u-bahn-rowdy-umgetreten-120047102
  2. https://www.puls24.at/news/politik/homophobie-mehr-verbale-und-koerperliche-uebergriffe/300074
  3. zB https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/J/18778
  4. https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/I/213
  5. https://www.heute.at/s/schwulsein-ist-krankheit-8000-strafe-fuer-polizist-120030445
  6. https://www.derstandard.at/story/2000118266757/wie-die-polizei-gegen-rassismus-ausgebildet-wird
  7. https://www.derstandard.at/story/2000142043820/offene-fragen-nach-mordversuch-im-fitnessstudio

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

 

  1. Welche Maßnahmen zur Sensibilisierung in Bezug auf Hate Crime werden im Rahmen der Ausbildung von Polizist:innen gesetzt?
    1. Seit wann? 
  1. Welche Maßnahmen werden gesetzt, um das bestehende Personal in dieser Hinsicht nachzuschulen?
    1. Seit wann?
  1. Welche Maßnahmen werden mit dezidiertem Bezug zur Sensibilisierung auf LGBTIQ-bezogene Delikte gesetzt?
    1. Seit wann?
  1. Welche Maßnahmen werden gesetzt, um das bestehende Personal mit dezidiertem Bezug auf LGBTIQ-bezogene Delikte nachzuschulen?
    1. Seit wann?
  1. Welche Richtlinien, Erlässe, Vorgaben u.ä. gibt es zur Aufnahme von Delikten, bei denen Diskriminierung als Motiv angegeben wird, um sicher zu stellen, das Hate Crimes vollständig erfasst werden?
    1. Seit wann?
  1. Falls es keine Richtlinien gibt: Warum nicht und wie soll dann sichergestellt werden, dass der Hate Crime Report halbwegs vollständige Zahlen liefert?
  2. Welche Maßnahmen werden weiters gesetzt, um die Dunkelziffer bei Hate Crimes zu senken und mehr Opfer zur Anzeige zu bewegen?
    1. Seit wann?
  1. Welche Maßnahmen werden gesetzt, um die Dunkelziffer in Hinblick auf LGBTIQ-bezogene Delikte zu senken?
    1. Seit wann?
  1. Zu wie vielen Anzeigen mit dem Motiv Diskriminierung kam es in den letzten 5 Jahren (mit Bitte um Aufschlüsselung nach Jahr)?
  2. Zu wie vielen Anzeigen wegen LGBTIQ-bezogener Delikte kam es in den letzten 5 Jahren (mit Bitte um Aufschlüsselung nach Jahr)?
  3. Unter Bezugnahme auf den konkreten Anlassfall: Laut Medienberichten wurde der Vorfall bei der Polizei noch am selben Abend dokumentiert. Wann wurden Ermittlungsschritte getätigt? (Bitte um genaue zeitliche Angabe der Ermittlungsschritte und deren Beschreibung)
  4. Welche Ermittlungsschritte setzte welche Behörde bzw. Einheit Ihres Ressorts im Auftrag welcher Staatsanwaltschaft? (Bitte um Auflistung der genauen Ermittlungsschritte)