Eingelangt am 03.10.2024
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ANFRAGE
des
Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger
an
die Frau Bundesministerin für Justiz
betreffend
Zustände in der Justizanstalt Salzburg
Der Neubau der Justizanstalt (JA) Salzburg in Puch-Urstein
war in der Vergangenheit immer wieder durch Missstände in den
Schlagzeilen.
In einem Beitrag der Salzburger Nachrichten vom 04.09.2024
wird ausgeführt, dass die Justizanstalt mit 280 statt der normalen
Maximalauslastung von 227 Häftlingen massiv überbelegt ist. Noch nie
war die Anzahl der Insassen so hoch. Gleichzeitig gibt es große Personallücken
in den Reihen der Justizwachbeamten.
Der Vorsitzende des Dienststellenausschusses wird in diesem
Zeitungsbericht mit folgenden Worten zitiert:
Es ist
unerträglich derzeit. Die Stimmung unter den Kolleginnen und Kollegen ist
am Tiefpunkt. Auf der einen Seite ist der Häftlingsbelag hoch wie nie
zuvor. Auf der anderen Seite haben wir einen enormen Personalmangel und es
stehen weitere Ruhestände aus den geburtenstarken Jahrgängen an.
… Wenn nicht bald mehr Personal kommt und zudem neue Haftplätze
geschaffen werden, fährt dieses System an die Wand.
Wenn man zu den 280 Häftlingen auch noch die
Fußfesseln und jene, die in einer psychiatrischen Klinik aufhältig
sind, dazuzählt, kommt man auf eine Zahl deutlich jenseits der 300, gibt
der Anstaltsleiter Oberst Dietmar Knebel bekannt. Ebenso sind von den 86
Planstellen zehn seit längerer Zeit nicht besetzt. Das Ergebnis sind viele
Überstunden, da sonst der Betrieb nicht mehr aufrecht gehalten werden
könne. Von der Politik wird erwartet, neue Haftplätze zu schaffen. Um
das Platzproblem zu entschärfen, wurden in vielen Einzelzellen nun
Stockbetten aufgestellt.
Im österreichweiten Vergleich ist die
Überbelegung in Salzburg am höchsten. Rund 55 % der Insassen
haben keine österreichische Staatsbürgerschaft, der Migrationsanteil dürfte
weit höher liegen. Viele Häftlinge sind Analphabeten.
Auch die Parkplatzsituation für die Justizwache wird
bemängelt. So stehen zu wenig Parkplätze zur Verfügung. Für
die wenigen freien Parkplätze müssen die Beamten dann auch noch
bezahlen, obwohl es in der Gemeinde Puch sonst nirgends eine
Parkraumbewirtschaftung gibt.
In
diesem Zusammenhang richtet der unterfertigte Abgeordnete an die
Bundesministerin für Justiz nachstehende
Anfrage
- Wie sieht die durchschnittliche Belegung
der Justizanstalt Salzburg in Puch seit 2015 aufgeschlüsselt nach
Jahren in Prozenten und in absoluten Zahlen aus?
- Wie sieht die durchschnittliche Belegung
aller übrigen Justizanstalten in ganz Österreich seit 2015
jeweils aufgeschlüsselt nach Jahren in Prozenten und in absoluten
Zahlen aus?
- Wie sieht der durchschnittliche
Personalmangel / die Personalentwicklung der Justizanstalt Salzburg in
Puch seit 2015 aufgeschlüsselt nach Jahren aus?
- Wie sieht die durchschnittliche
Überstundenbelastung der Justizwachebeamten der Justizanstalt
Salzburg in Puch seit 2015 aufgeschlüsselt nach Jahren aus?
- Wie hoch sind die durchschnittlich
geleisteten Überstunden pro Vertragsbediensteten in der JA Salzburg
(aufgeschlüsselt nach Jahren seit 2015)?
- Wie hoch sind die wöchentlichen
Spitzenarbeitszeiten von Justizwachebamten in der JA Salzburg
(aufgeschlüsselt nach Jahren seit 2015)?
- Wie viele Dienstantritte hatte ein
einzelner Justizwachbeamter, welcher auch Nachtdienst versieht, in der
Justizanstalt Salzburg pro Monat zu leisten (aus Datenschutzgründen
anonymisiert aufgeschlüsselt nach einzelnen Beamten und Jahren seit
2015)?
- Wie viele Überstunden bzw.
Mehrdienstleistungen werden in der JA Salzburg für
Schulungsmaßnahmen aufgewendet (aufgeschlüsselt nach Jahren
seit 2015)?
- Haben vergangene Maßnahmen zur
Anwerbung von Justizwachebeamten bei JA Salzburg Erfolg gezeitigt?
- Wenn ja, welchen?
- Wenn nein, warum nicht und was
soll diesbezüglich verändert werden?
- Welche neuen Maßnahmen zur Anwerbung
von Justizwachebeamten sind angedacht?
- Ist durch die erhöhte Auslastung in
Kombination mit der vorhandenen Personalnot die Sicherheit der JA
Salzburg, insbesondere für die Bediensteten noch gegeben?
a. Wenn nein,
welche Maßnahmen sind hier geplant?
- Wie hoch ist in der JA Salzburg der Anteil
an Insassen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft und
österreichischen Staatsbürgern mit Migrationshintergrund
(jeweils in absoluten Zahlen und Prozentquoten) aufgeschlüsselt nach
Jahren seit 2015?
- Sind Abschiebungen von inhaftierten
Ausländern zur Reduzierung der Auslastung der JA angedacht?
- Werden zusätzliche Parkplätze
bei der JA Salzburg für Besucher, aber vor allem für die
Bediensteten geschaffen?
- Wenn ja, wann?
- Gibt es dazu
Kostenschätzungen und wie lauten diese?
- Warum müssen die Justizwachen
für die Parkplätze bezahlen, obwohl es in der Gemeinde Puch
keine Parkraumbewirtschaftung gibt und z.B. beim Finanzamt Salzburg in der
Stadt Salzburg keine Parkgebühren eingehoben werden?
- Gibt es angedachte Maßnahmen, um den
Migrationsanteil in den Haftanstalten zu senken?
- Wie soll die hohe
Überstundenbelastung reduziert werden?
- Ist eine Überarbeitung des
Dienstrechts geplant?
- Wird ein Exekutivdienstgesetz
ausgearbeitet, um den speziellen Berufsstand unserer Justizwache besser
abbilden zu können?
- Wird über einen An- oder Ausbau der
JA Salzburg nachgedacht?
- Wenn ja, was soll das kosten?
- Wenn ja, wann soll gebaut werden?
- Wie sehen derzeit die Abschlusszeiten der
Hafträume in den jeweiligen Justizanstalten in ganz Österreich
aus?
- Warum wird der SOLL-Insassen-Belag nicht
nach oben hin dem tatsächlichen IST-Zustand angepasst, wie es
ohnedies von der örtlichen Personalvertretung vorgeschlagen wurde?
- Gibt es weitere Überlegungen, wie die
Justizwachebeamten entlastet werden können und wie sehen diese aus?
- Ist eine Ausweitung der Fußfessel
geplant?
- Gibt es mittlerweile Pläne, den
Einsatz der Körperkameras flächendeckend einzusetzen?
a. Wenn ja, was
soll das kosten und wann wird es umgesetzt?
- Gibt es mittlerweile ein Konzept, um
„Gefährder“ von anderen Insassen zu trennen und einer oftmals
in Haft stattfindenden Vernetzung und/oder Radikalisierung der Insassen
entgegenzuwirken?
a. Wenn ja, wie
soll dieses aussehen?
b. Wenn
hierfür räumliche Umbauten notwendig sind, und gibt es dazu bereits
Kostenschätzungen?
- Warum müssen ausschließlich die
vollzeitbeschäftigten Justizwachbeamten Mehrdienstleistungen und
Überstunden leisten und die zahlreichen herabgesetzten
Justizwachbeamten nicht, obwohl diese oft bereit wären ebenso
Mehrdienstleistungen und Überstunden zu leisten?
- Was wird gemacht, um den Eintritt in den
Justizwachdienst generell zu attraktivieren?
- Wird ein Modell „Jobrad“
ermöglicht?
a. Wenn ja, wann?
b. Wenn nein,
warum nicht?
- Gibt es Klimatickets für
Berufseinsteiger für die Justizwache?
a. Wenn ja, ab
wann?
b. Wenn nein, warum
nicht?
- Warum werden die Spazierhöfe für
die Insassen der Justizanstalt Salzburg an der Außenfront zur
Tankstelle hin platziert und somit die ständigen Überwürfe
von Drogen, Mobiltelefonen sowie unerlaubter Verkehr gefördert und
nicht in den ohnehin freien Innenhof der Justizanstalt verlegt, wo diese
Überwürfe verhindert würden?
- Warum werden vom Dienststellenleiter der
Justizanstalt Salzburg ohne Einvernehmen mit dem örtlichen
Dienststellenausschuss Überstunden angeordnet?
- Warum werden vom Dienststellenleiter der
Justizanstalt Salzburg dem örtlichen Dienststellenausschuss keine
Daten betreffend Anzahl von Überstunden, Nachtdiensten und Abbau der
Nachtdienststunden gem. § 82b GehG übermittelt bzw.
vorenthalten?
- Wird in der Justizanstalt Salzburg die
Justizwachschule wieder in Betrieb genommen?
a. Wenn ja, wann?
b. Wenn ja, wie soll
die Justizanstalt Salzburg zum Betreiben einer Justizwachschule personell
ausgestattet werden?
- Sollen die Planstellen Kommandant der JWS,
Leiter der JWS geschaffen werden?
- Wann wird die Ausbildungsstelle der
Justizanstalt Salzburg aufgewertet?
a. Wenn nein warum
nicht?
- Werden die gestellten
Aufwertungsanträge im Sinne des E2a Bewertungsrasters (Anträge
des örtlichen DA im Einvernehmen mit Anstaltsleitung vom 09.12.2021)
bearbeitet und entsprechend des Rasters und Anträge umgesetzt?
a. Wenn nein,
warum nicht?
b. Wenn ja, wann?
- Wann wird die Justizanstalt Salzburg
wieder mit einem stellvertretenden Anstaltsleiter ausgestattet bzw. warum
wird dieser nicht nachbesetzt?
- Warum wurde der gestellte
Aufwertungsantrag für die E2a/3 Funktion für den Kommandanten
der Anstaltsküche abgelehnt, obwohl dieser die geforderten
Essensportionen durch tägliches Kochen von mehreren Menüs
für das Hilfswerk bei weitem erreicht?
- Warum dürfen die Nicht-exekutiven
Pflegebediensteten in der Justizanstalt Salzburg keine
Bereitschaftsdienste, Wochenend- und Feiertagsdienste absolvieren?
- Wie viele Insassen wurden in die
Justizanstalt Salzburg klassifiziert, welche mit über 18 Monaten
Freiheitsstrafe verurteilt wurden (Auflistung mit Anzahl der Insassen und
jeweiligen Straflänge)?
- Warum werden Strafgefangene (Insassen mit
über 18 Monate Freiheitsstrafe) trotz Überbelag in der
Justizanstalt Salzburg nicht in die zuständigen Strafvollzugsanstalten
verlegt?
- Warum werden Insassen (Freigänger)
teilweise nicht in Hafträumen, sondern in den Gästezimmern der
Bediensteten untergebracht?
- Warum dürfen die Justizwachbeamten
diese Gästezimmer für Bedienstete während des Nachtdienstes
nicht als Ruheräume verwenden, Insassen jedoch schon?
- Ist die provisorisch eingebaute
Holzverschalung im Freigängerbereich der Justizanstalt Salzburg
brandschutztechnisch genehmigt und entspricht diese Holzverschalung den
Sicherheitskriterien einer Justizanstalt?
- Wie lange bleibt diese provisorisch
eingebaute Holzverschalung im Freigängerbereich der Justizanstalt
Salzburg noch bestehen?
- Warum werden bei der jährlichen
Belohnungsvergabe für die Justizwachbeamten in der Justizanstalt
Salzburg die im Erlass geforderten Verteilungskriterien nicht eingehalten
und vielen diese Belohnungen nicht gewährt?