1978/J XXVII. GP
Eingelangt am 13.05.2020
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ANFRAGE
des Abgeordneten Erwin Angerer
und anderer Abgeordneter
an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
betreffend Zunahme der psychischen Erkrankungen während Corona-Lockdown
Im Zuge der Eindämmungsmaßnahmen des Corona-Virus wurden ab Mitte März 2020 österreichweit sämtliche Bildungseinrichtungen geschlossen, Schüler vielfach von Eltern betreut, und Kindergärten im Notbetrieb offengehalten. Wochenlang wurde immer wieder angekündigt, dass Kindergärten und Schulen ihren Betrieb wieder aufnehmen würden, von einem Normalbetrieb kann jedoch keinesfalls gesprochen werden, die Situation ist für Lehrende, Betreuer, Eltern, Schüler, Studierend und Pädagogen gleichermaßen belastend.
Experten der Donau-Universität Krems haben in diesem Zusammenhang eine Studie durchgeführt und anhand einer Stichprobe von 1.009 Menschen gezeigt, dass depressive Symptome von etwa 4% auf 20% bei den Befragten angestiegen sind. Angstzustände und Schlafstörungen sind weitere „Nebenwirkungen“, unter denen vor allem junge Menschen vermehrt im Zuge des Lockdowns leiden. Das heißt, dass Erwachsene unter 35 Jahren, Frauen, Singles und arbeitslose Menschen die Corona-Situation deutlich belastend erleben, was sich massiv auf ihre Gesundheit auswirkt.
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz nachstehende
Anfrage
1. Wie hat sich die Zahl der psychisch Erkrankten in Österreich seit Mitte März 2020 verändert?
2. Wie hat sich die Zahl der psychisch Erkrankten in Österreich, die sich in therapeutischen Einrichtungen befinden, seit Mitte März 2020 verändert?
3. Wie sieht die Altersverteilung der psychisch Erkrankten in Österreich für den Zeitraum März 2019 bis März 2020 und von März 2020 bis jetzt aus?
4. Welche psychischen Erkrankungen nahmen während des Corona-Lockdowns konkret zu?
5. Welche Berufs- bzw. Personengruppen sind im Zusammenhang mit der Corona-Krise besonders von psychischen Erkrankungen betroffen?
6. Gibt es spezielle Unterstützungsprogramme für psychisch Erkrankte in Folge der Coronakrise?
7. Wenn ja welche, und mit welchen finanziellen Mitteln sind diese ausgestattet?
8. Wenn nein, warum nicht?
9. Ist davon auszugehen, dass sich der „Corona-Effekt“ auf die psychische Belastbarkeit von Menschen nach Lockerung der Maßnahmen wieder normalisiert?
10. Wenn ja, wie wird dies überprüft?
11. Wenn nein, welche Gegenmaßnahmen werden Sie setzen?
12. Ist angesichts einer Zunahme von psychischen Erkrankungen bei jungen Menschen im Falle einer zweiten Corona-Welle angedacht, diese Erkenntnisse zu berücksichtigen und für Risikogruppen und bspw. jungen, physisch gesunden Menschen andere Maßnahmen zu setzen?
13. Wenn ja, inwiefern?
14. Wenn nein, warum nicht?
15. Welche Maßnahmen wurden Ihrerseits gesetzt, um psychisch Erkrankte während der Corona-Krise zu begleiten bzw. zu unterstützen?
16. Wurden Krisenhäuser und andere stationäre Einrichtungen für Menschen mit psychischen Belastungserscheinungen im Normalbetrieb auch während des Corona-Lockdowns geführt?
17. Wenn ja, welche Vorschriften mussten in solchen Einrichtungen eingehalten werden?
18. Wenn nein, warum nicht und an wen konnten sich die Betroffenen alternativ wenden?
19. Wie viele Selbstmord(versuche) wurden im Zeitraum März bis Mai 2019 und März bis Mai 2020 in Österreich und in den einzelnen Bundesländern verübt?