2209/J XXVII. GP

Eingelangt am 29.05.2020
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Dr. Dagmar Belakowitsch, Peter Wurm

und weiterer Abgeordneten

an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

betreffend Behandlung von Krebskranken in Folge von COVID-19

 

Auch Krebspatienten verschieben wegen der Coronapandemie einen Besuch beim Arzt. Erkrankungen werden daher erst später festgestellt. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO).

Zwar liegen laut der Fachgesellschaft noch keine vollständigen Auswertungen zur Anzahl von Krebspatienten in Kliniken und Praxen vor. Es sei aber eine Tendenz zu beobachten, dass die Zahl der in frühen Stadien diagnostizierten Tumore wie Darm- oder Brustkrebs zurückgehe. Bei diesen Krankheitsbildern wird die Erstdiagnose häufig im Rahmen der Früherkennung gestellt.

„Diese Screening-Untersuchungen haben nicht stattgefunden, entsprechend ist mit einer Welle von Neudiagnosen im Sommer und Herbst dieses Jahres zu rechnen. Auch die Zahl der in Tumorkonferenzen vorgestellten Patienten ist im April deutlich gesunken, in einzelnen Institutionen um 30 bis 50 Prozent“, berichtet die DGHO.

„Wir sehen Leukämie- oder Myelompatienten mit Komplikationen, die wir in den letzten Jahren eher nicht gesehen haben. Wir sehen auch Patienten mit fortgeschrittenen soliden Tumoren, die in den letzten beiden Monaten nicht zur Frühdiagnostik oder zu Verlaufskontrollen vorstellig wurden“, sagte Hermann Einsele, Vorsitzender der DGHO und Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikums Würzburg.

„Das liegt möglicherweise an der bereits vorhandenen Achtsamkeit dieser Patienten, die sie aber auch von Arztbesuchen abhält“, so der DGHO-Präsident. Er wies daraufhin, dass die bisher verfügbaren Daten bei onkologischen Patienten kein erhöhtes Ansteckungsrisiko für SARS-CoV-2 zeigten.

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/112835/Coronapandemie-verzoegert-Diagnose-von-Krebserkrankungen

 

Auch in Österreich ist diese Situation dramatisch, wie etwa der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV), Klemens Rappersberger, gegenüber der Tageszeitung „Die Presse“ äußert:

Vorsorge. Mediziner schlagen Alarm: Viele Österreicher hatten Corona-bedingt Untersuchungen verschoben. Nun gibt es erste negative Auswirkungen.

Es sind dramatische Worte, die Klemens Rappersberger, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV) im Gespräch mit der „Presse“ findet: „Selbst onkologische Melanom-Patienten mit Metastasen kommen nicht zur Kontrolle.“ Denn in Corona-Zeiten würden diese wichtige Kontrolltermine ignorieren – wegen widersprüchlicher Verordnungen und oft aus Angst, sich mit Corona im Spital zu infizieren.

Wenn Sie Gefallen an diesem Artikel gefunden haben, loggen Sie sich doch ein oder wählen Sie eines unserer Angebote um fortzufahren.

https://www.diepresse.com/5819900/krebs-mehr-falle-wegen-corona-shutdown

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz folgende

 

 

Anfrage

 

1)    Wie viele Kontrolltermine bei Krebspatienten wurden seit dem 13. März 2020 in Österreich in Krankenanstalten und im niedergelassenen Bereich nicht wahrgenommen, abgesagt bzw. wurden verschoben?

2)    Wie teilen sich diese wahrgenommen abgesagten bzw. wurden verschobenen Kontrolltermine auf einzelne Krebserkrankungen auf?

3)    Wie teilen sich diese nicht wahrgenommenen, abgesagten bzw. verschobenen Kontrolltermine mit Krebspatienten auf Krankenanstalten und den niedergelassenen Bereich auf?

4)    Wie teilen sich diese nicht wahrgenommenen, abgesagten bzw. verschobenen Kontrolltermine mit Krebspatienten auf die einzelnen Bundesländer und Bezirke auf?

5)    Welche Maßnahmen setzen Sie als zuständiger Gesundheitsminister, um gemeinsam mit den Krankenanstalten und dem niedergelassenen Bereich eine rasche Abarbeitung der nicht wahrgenommenen Kontrolltermine bei Krebspatienten in Österreich durchzuführen?

6)    Welchen Zeitplan haben Sie als zuständiger Gesundheitsminister gemeinsam ausgearbeitet, um eine rasche Abarbeitung der nicht wahrgenommenen Kontrolltermine bei Krebspatienten in Österreich durchzuführen?

7)    Wie haben sich die nicht wahrgenommenen, abgesagten und verschobenen Kontrolltermine bei Krebspatienten auf den Gesundheitszustand dieser Gruppe mit besonderen Erkrankungen insgesamt ausgewirkt?

8)    Welche Lehren ziehen Sie als zuständiger Gesundheitsminister aus dieser Situation einer wochenlangen ungenügenden Gesundheitsversorgung für Krebspatienten bei Kontrollterminen für zukünftige Krisensituationen im österreichischen Gesundheitswesen bei einer Epidemie bzw. Pandemie?

9)    Werden Sie insbesondere ein abgestimmtes Krisen- und Patientenmanagement in der Gesundheitsversorgung für Krebspatienten bei Kontrollterminen in zukünftigen Krisensituationen im österreichischen Gesundheitswesen bei einer zukünftigen Epidemie bzw. Pandemie in personeller, finanzieller und organisatorischen aufsetzen?

10) Wenn nein, warum nicht?

11) Wenn ja, in welcher Art und Weise?

12) Wie viele Operationstermine bei Krebspatienten wurden seit dem 13. März 2020 in Österreich in Krankenanstalten und im niedergelassenen Bereich nicht wahrgenommen, abgesagt bzw. wurden verschoben?

13) Wie teilen sich diese wahrgenommen abgesagten bzw. wurden verschobenen Operationstermine auf einzelne Krebserkrankungen auf?

14) Wie teilen sich diese nicht wahrgenommenen, abgesagten bzw. verschobenen Operationstermine mit Krebspatienten auf Krankenanstalten und den niedergelassenen Bereich auf?

15) Wie teilen sich diese nicht wahrgenommenen, abgesagten bzw. verschobenen

Operationstermine mit Krebspatienten auf die einzelnen Bundesländer und Bezirke auf?

16) Welche Maßnahmen setzen Sie als zuständiger Gesundheitsminister, um gemeinsam mit den Krankenanstalten und dem niedergelassenen Bereich eine rasche Abarbeitung der nicht wahrgenommenen Operationstermine bei Krebspatienten in Österreich durchzuführen?

17) Welchen Zeitplan haben Sie als zuständiger Gesundheitsminister gemeinsam ausgearbeitet, um eine rasche Abarbeitung der nicht wahrgenommenen Operationstermine bei Krebspatienten in Österreich durchzuführen?

18) Wie haben sich die nicht wahrgenommenen, abgesagten und verschobenen Operationstermine bei Krebspatienten auf den Gesundheitszustand dieser Gruppe mit besonderen Erkrankungen insgesamt ausgewirkt?

19) Welche Lehren ziehen Sie als zuständiger Gesundheitsminister aus dieser Situation einer wochenlangen ungenügenden Gesundheitsversorgung für Krebspatienten bei Operationsterminen für zukünftige Krisensituationen im österreichischen Gesundheitswesen bei einer Epidemie bzw. Pandemie?

20) Werden Sie insbesondere ein abgestimmtes Krisen- und Patientenmanagement in der Gesundheitsversorgung für Krebspatienten bei Operationsterminen in zukünftigen Krisensituationen im österreichischen Gesundheitswesen bei einer zukünftigen Epidemie bzw. Pandemie in personeller, finanzieller und organisatorischen aufsetzen?

21) Wenn nein, warum nicht?

22) Wenn ja, in welcher Art und Weise?