2283/J XXVII. GP

Eingelangt am 15.06.2020
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Anfrage

 

der Abgeordneten Süleyman Zorba, Freundinnen und Freunde

an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort

 

 

betreffend Qualität in der dualen Lehrausbildung, Arbeit des Qualitätsausschusses im Bundes-Berufsausbildungsbeirat

 

BEGRÜNDUNG 

 

Soviel sich in den letzten Jahren durch die Einführung der Ausbildungspflicht bis 18 Jahren, insbesondere das Jugendcoaching, als auch neue Lehrberufspakete, die ergänzenden Strukturen der überbetrieblichen Lehrausbildung getan hat, so stabil halten sich folgende Problemfelder: das stetige Zurückgehen von Lehrbetrieben, die Lehrlinge ausbilden wollen, ebenso wie Aspekte zur Qualitätssicherung. Interessanterweise werden diese zwei Themenfelder selten in einen inhaltlichen Zusammenhang gebracht: Denn von guten Ausbildungsstrukturen profitieren junge Menschen in Ausbildung genauso, wie mittel- bis langfristig die Wirtschaft. Das eine bedingt das andere.

 

Waren es im Jahr 2007 noch 38.132 Lehrbetriebe, so gab es 2016 nur noch 28.962 Lehrbetriebe (Lehrlingsbericht 2016-2017). Pro Jahr gibt es einen Rückgang von 1.000 bis 1.500 Lehrbetrieben. Dieser Rückgang ist auch eine Ursache für das mittlerweile breite Förderschienensystem, welches Betrieben finanzielle Anreize geben möchte, um doch noch Lehrlinge auszubilden. Neben dieser Entwicklung wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen um Qualitätsstandards in die sehr heterogene Ausbildungsqualität zu bekommen. Dazu zählten beispielsweise freiwillige Ausbildungsverbünde, das Lehrlingscoaching, oder die wieder eingestellte Ausbildungsfortschrittskontrolle zur Mitte der Ausbildung. Doch diese Maßnahmen bestanden für die Lehrbetriebe immer auf freiwilliger Basis (siehe https://www.qualitaet-lehre.at/). Dadurch haben sich die Qualitätsunterschiede zwischen jenen Betrieben, denen Ausbildungsqualität ein Anliegen ist und jenen, die daran nicht interessiert sind, jedoch noch vergrößert.

 

Auf gesetzlicher Ebene wurde der jahrelangen Kritik an der Ausbildungsqualität mit dem seit 2018 beim Bundes-Berufsausbildungsbeirat eingerichteten Qualitätsausschuss begegnet (§31d, BAG). Dieser Ausschuss hat die Aufgabe zu beraten und Qualitätsinitiativen mit zu entwickeln.

 

Wegen der durch die COVID-19 Krise bedingten Auswirkungen am Arbeitsmarkt wird mit einem weiteren Rückgang an betrieblichen Lehrstellen spätestens ab Herbst 2020 gerechnet. Neben den quantitativen Kapazitäten bleibt das Qualitätsthema in der dualen Lehrausbildung aber weiter bestehen.

 

Aus diesem Grund hat diese Anfrage das Ziel, den aktuellen Stand der Qualitätssicherung in der dualen Lehrausbildung zur erfragen, um Schlussfolgerungen auch für Maßnahmen in der Bewältigung der COVID-19 Ausbildungssituation ziehen zu können.

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende 

 

 

ANFRAGE 

 

1.    Welche Vorschläge zu innovativen Projekten an den Förderausschuss (§ 31b) und zu Modellprojekten hat der Qualitätsausschuss seit seiner Einrichtung eingebracht?

2.    Wurden diese Vorschläge vom Förderausschuss beim Bundes-Berufsbeirat bereits berücksichtigt und auch umgesetzt?

3.    Welche Erkenntnisse hat der Qualitätsausschuss im Zusammenhang mit dem Monitoring der Erfolgs- und Antrittsquoten zur Lehrabschlussprüfung und erfolgreichen Abschlüssen in den Berufsschulen bisher gewonnen?

·        Gab es auch ein Screening zwischen der Inanspruchnahme von Förderschienen nach §19c BAG und der Qualitätssicherung? Welche Schlussfolgerungen sind daraus ableitbar?

·        Gab es auch ein Screening zwischen der Inanspruchnahme von freiwilligen Qualitätssicherungsinstrumenten wie z.B. dem Lehrlingscoaching und den Erfolgs- und Dropoutquoten? Welche Schlussfolgerungen sind daraus ableitbar?

·        Welche freiwilligen Qualitätsinstrumente und Förderungen haben aus Sicht des Qualitätsausschusses die tatsächliche Ausbildungsqualität verbessert?

·        Gibt es aus Sicht des Qualitätsausschusses Überlegungen bzw. Vorschläge aufgrund der festgestellten Wirkungen bestimmte Qualitätsinstrumente in den verpflichtenden Rahmen für Lehrbetriebe zu übernehmen?

4.    Welche konkreten Angebote, Programme und Projekte hat der Qualitätsausschuss seit seinem Bestehen erarbeitet, geplant bzw. umgesetzt?

5.    Welche Ergebnisse brachte die inhaltliche Abstimmung mit den Landes-Berufsausbildungsbeiräten zur Konzeption und Vorbereitung regionaler und branchenbezogener Angebote, Programme und Projekte?

6.    Welche weiteren Initiativen sind seitens des Qualitätsausschusses für dieses Jahr geplant bzw. bereits in Umsetzung?

7.    Gibt es Branchen oder Bereiche, die sich in den letzten Jahren in ihrer Ausbildungsqualität verbessert haben? Welche Gründe gibt es für die positive Entwicklung?

8.    Wie schätzen der Qualitätsausschuss als auch der Bundes-Berufsausbildungsbeirat die Auswirkungen der derzeitigen COVID-19-Situation auf die Ausbildungsqualität ein?

9.    Inwiefern wurde der Qualitätsausschuss als auch der Bundes-Berufsausbildungsbeirat bei den bereits umgesetzten als auch bei den geplanten Förderungen (rund um die COVID-19 Situation) zum Qualitätsmonitoring einbezogen?

·        Wie werden Aspekte der Ausbildungsqualität in der dualen Lehre bei den kommenden Maßnahmen zur Senkung der Jugendarbeitslosigkeit sichergestellt?