2287/J XXVII. GP

Eingelangt am 16.06.2020
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Sonja Hammerschmid, 

Genossinnen und Genossen

 

an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung

 

betreffend Etappenplan zur Schulöffnung und Inklusion

 

Nach langem Warten und Ungewissheit bei Eltern, SchülerInnen und LehrerInnen wurde Ende April ein Plan für die schrittweise Wiederaufnahme des Unterrichts an Österreichs Schulen präsentiert. Dem Etappenplan des BMBWF ist zu entnehmen, dass alle Klassen der Primar- und Sekundarstufen I (Volksschulen, Neue Mittelschulen, AHS-Unterstufe), Sonderschulen sowie Deutschförderklassen mit 18.5. gestaffelt den Unterricht wiederaufnehmen werden und dass für all diese SchülerInnen dieselben Regeln des Hygienehandbuchs gelten. Jedoch ist nicht klar, auf Basis welcher Daten und Fakten der Etappenplan erstellt wurde und wie die Schulöffnung wissenschaftlich begleitet wird.

 

Die stufenweise Öffnung war für alle Schulpartner eine große Herausforderung und von Stress begleitet. Besonders die Schulleitungen waren in dieser Zeit besonders gefordert, gangbare Lösungen für die Schüler- und Lehrerschaft zu finden. Aufgrund der besonderen Zusammensetzung der Schülerschaft an integrativen und Sonderschulen, unterscheiden sich die Herausforderungen für die schrittweise Rückkehr in die Sonderschulen grundsätzlich von denen anderer Schultypen. Diese müssten speziell berücksichtigt werden: Distanzvorschriften können weniger eingehalten werden, Vorerkrankungen der SchülerInnen spielen eine zusätzliche Rolle und die Pädagogik während und nach dem Distance Learning ist für SchülerInnen mit sonderpädagogischen Förderbedarf grundsätzlich anders.

 

Für SchülerInnen für Deutschförderklassen und –kursen war das Zurückkommen in die Schule besonders wichtig. Denn besonders diese SchülerInnen profitieren vom direkten Austausch mit Lehrpersonen und MitschülerInnen und konnten in der Phase des ortsungebundenen Lernens oftmals nur schwer ihre Sprachkenntnisse verbessern sowie dem Unterricht in anderen Fächern folgen. Nach Kritik der Opposition und der Öffentlichkeit hat das Ministerium nun die Möglichkeit eröffnet, dass Mika-D Testungen nicht automatisch am Ende des Schuljahres stattfinden, sondern auch zu Beginn des Schuljahres 2020/21 im Herbst durchgeführt werden können.

 

Es ist klar, dass zwei zentrale Aufgaben der nächsten Wochen und Monate, die Aufarbeitung der Zeit des Distance Learning und Rückkehr an die Schulen sowie die Verringerung der Bildungsschere, die durch die Coronakrise sich weiter geöffnet hat, sein müssen.

 

Die unterzeichneten Abgeordneten richten an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung folgende

 

Anfrage:

 

1.    Welche Daten (Zufriedenheit, Teilnahme am Distance Learning, Nachfrage nach Endgeräten, Krankheitsfälle etc.) wurden seit der Schließung der Schulen am 13. März durch das BMBWF und die Bildungsdirektionen von den Schulen angefordert und erhoben? Bitte um detaillierte Aufstellung und Übermittlung der Fragenkataloge pro Schultyp, Schulstufe und Bundesland und der Ergebnisse.

 

2.    Gab es Schwierigkeiten bei der Erhebung dieser Daten? Wenn ja, welche?

 

3.    Wie wurden und werden die Ergebnisse dieser Datenerhebungen verwendet?

 

4.    Minister Faßmann sprach in verschiedenen Pressekonferenzen von einer Umfrage über das Funktionieren des Homeschoolings und die Zufriedenheit der Eltern/Schüler mit dem Homeschooling. Bitte um Übermittlung der detaillierten Ergebnisse dieser Umfrage(n).

 

5.    Für das Monitoring der Umsetzung des Etappenplans werden täglich Daten von an- und abwesenden SchülerInnen und LehrerInnen von den Direktionen an das BMBWF gemeldet. Warum wird in diesem Formular eine Unterscheidung zwischen SchülerInnen und außerordentlichen SchülerInnen getroffen?

 

6.    Warum werden diese Daten täglich vom BMBWF erhoben?

 

7.    Wie werden die erhobenen Daten im BMBWF oder anderen Ministerien/Institutionen genutzt?

 

8.    Gab/gibt es Probleme bei der Erhebung dieser Daten?

 

9.    Werden die Daten an Dritte weitergegeben?

 

10. Wie wird die Datensicherheit sichergestellt?

 

11. Auf oe24.at[1] ist eine Liste von Schulen zu finden, in denen mutmaßliche Verdachtsfälle von COVID-19 auftreten sind. Auf Nachfrage gaben die Redakteure dieses Mediums bekannt, dass sie die Information über die Verdachtsfälle aus dem BMBWF erhalten haben. Gibt Ihr Ressort die erhobenen Informationen über Verdachts- und Krankheitsfälle an Medien weiter? Wenn ja, an welche und warum?

 

12. Wie werden die getroffenen Maßnahmen des BMBWF im Rahmen der Coronakrise evaluiert?

 

a.    Wenn ja, von wem werden sie evaluiert? Ist eine unabhängige Evaluierung geplant?

b.    Wenn ja, wann soll diese Evaluierung stattfinden und werden die Ergebnisse öffentlich zugänglich sein?

c.    Wenn nein, warum soll keine Evaluierung stattfinden?

 

13. In einer Pressekonferenz am 24. April hat Bundesminister Faßmann angekündigt, dass es für VolksschülerInnen in diesem Schuljahr kein „Sitzenbleiben“ geben soll. In der Verordnung dazu ist das Wiederholen einer Schulstufe jedoch möglich. Warum kam es hier zu einer Änderung ihrer Position?

a.    Welchen pädagogischen Nutzen sehen Sie im Wiederholen der Klasse für VolksschülerInnen?

b.    Welche Nachteile erkennen Sie?

c.    Gehen Sie davon aus, dass aufgrund des ortsungebundenen Unterrichts mehr SchülerInnen zu Nachprüfungen antreten müssen? Wenn ja, wie viele mehr? Wenn nein, warum nicht?

d.    Gehen Sie davon aus, dass aufgrund des ortsungebundenen Unterrichts mehr SchülerInnen eine Schulstufe wiederholen müssen? Wenn ja, wie viele mehr? Wenn nein, warum nicht?

 

14. Wie viele SchülerInnen sind im Schuljahr 2017/18, 2018/19 sowie 2019/20 sitzen geblieben? Bitte um Auflistung je Schultyp, Schulstufe und Bundesland.

 

15. Wie viele SchülerInnen sind im Schuljahr 2017/18, 2018/19 sowie 2019/20 zu einer Nachprüfung angetreten? Bitte um Auflistung je Schultyp, Schulstufe und Bundesland.

 

16. Welche schulischen Herausforderungen erkennen Sie, die im Schuljahr 2020/21 im Herbst warten und wie will Ihr Ressort mit den Herausforderungen umgehen?

a.    Welche Maßnahmen sind für die psychologische Aufarbeitung der Coronakrise geplant?

b.    Welche Maßnahmen sind geplant um dem Auseinandergehen der Bildungsschere entgegenzuwirken?

 

17. Welche Experten und Expertinnen aus dem sonderpädagogischen Bereich oder der Selbstvertretung waren in die Erstellung des Hygienehandbuchs und der Empfehlungen des BMBWF eingebunden? Wenn keine ExpertInnen eingebunden waren, warum nicht?

 

18.  Die Empfehlungen des BMBWF sehen vor, dass „Wenn im Umgang mit Schülerinnen und Schülern die geltenden Schutzmaßnahmen nicht ausreichend erscheinen, so sind zusätzliche Maßnahmen vorzusehen (z. B. Tragen von Schutzhandschuhen). Bei pflegerischen Tätigkeiten mit Körperkontakt sind Handschuhe und Einmalschürzen zu verwenden und die Hände danach zu desinfizieren.“ Inwiefern wurden integrative Klassen und Sonderschulen (obwohl sie zu Pflichtschulen gehören) vom Bund mit den notwendigen Material hierfür ausgestattet?

 

19. Ist in Ihrem Ressort eine spezielle pädagogische Aufarbeitung der Corona Zeit mit SchülerInnen an Sonderschulen und integrativen Schulen geplant?

a.    Wenn ja, welche?

b.    Wenn nein, warum nicht?

 

20. Welche speziellen Maßnahmen wurden getroffen, um das Homeschooling für gehörlose SchülerInnen oder blinde SchülerInnen zu ermöglichen?

 

21. Wie viele Mika-D Testungen wurden an Schulen im April, Mai, Juni und Juli 2020 durchgeführt? Bitte um detaillierte Auflistung pro Bundesland, Schultyp und Schulstufe sowie getrennt nach Deutschförderklassen und -kursen bzw. nach neu aufzunehmenden und bereits Deutschförderklassen/-kurse besuchenden SchülerInnen.

 

22. Wie lauten die Testergebnisse? Wie viele der SchülerInnen haben ausreichende/mangelhafte oder ungenügende Deutschkenntnisse? Bitte um detaillierte Auflistung pro Bundesland, Schultyp und Schulstufe, sowie darin um Unterscheidung zwischen Deutschförderklassen und -kursen bzw. zwischen neu aufzunehmenden und bereits Deutschförderklassen/-kurse besuchenden SchülerInnen.

 

23. Welchen pädagogischen Nutzen hat eine Sprachstandfeststellung wie Mika-D nach dem 2-monatigen Distance Learning, in dem viele außerordentliche SchülerInnen nicht erreicht wurden?

 

24. Welche personellen, organisatorischen oder administrativen Unterstützungsmaßnahmen gab/gibt es seitens des Ministeriums für Schulen zur Durchführung der Mika-D Testungen im April, Mai, Juni und Juli 2020 sowie im Herbst 2020?



[1] https://www.oe24.at/coronavirus/Corona-Alarm-jetzt-schon-in-15-Wiener-Schulen/431691924